15.04.2020 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 16

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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14<br />

Dossier<br />

Was wir jetzt bräuchten, wären maximale sanitäre Massnahmen,<br />

Lohngarantie, existenzielle Sicherung für alle und eine starke<br />

öffentliche Hand.<br />

Wieder sollen die<br />

Banken gerettet werden,<br />

Corona machts möglich<br />

dungsgrenze in der EU. Und sie werden, bis dieses Magazin<br />

erscheint, wohl noch stark nachlegen. US-Präsident<br />

Trump schnürte ein Paket mit 2 Billionen Dollar (ausgeschrieben:<br />

2 000 000 000 000 Dollar, etwa 1,9 Billionen<br />

Franken). «Wird nicht reichen», sagt kurzum der Finanzexperte<br />

Mohamed El-Erian (ex-IWF, Chefökonom der<br />

Allianz-Versicherung). Weltweit summierten sich die Rettungsmassnahmen<br />

Ende März auf mehr als 5 Billionen<br />

Dollar. Vorläufig.<br />

Und dabei ist das irrsinnige Geld, das die Zentralbanken<br />

in die Wirtschaft pumpen, noch gar nicht eingerechnet.<br />

Die EZB kündigte innerhalb von zwei Wochen zuerst<br />

125, dann 750, schliesslich 1000 Milliarden Euro an (Stand<br />

29. 3.). Schlicht «alles kaufen» will die US-Notenbank Fed,<br />

also vor allem notleidende Schulden und Wertlospapiere<br />

der Banken. Japans Zentralbank kauft sogar schon Aktien.<br />

Unter dem Strich werden es mindestens noch einmal<br />

5000 Milliarden sein. Zusammen, von Staaten und Zentralbanken:<br />

10 Billionen Dollar. Für den Anfang.<br />

Hier bricht mit ganzer Wucht eine andere Krise durch,<br />

welche die Banken hinter der Corona-Panik zu verstecken<br />

suchten. Sie haben spekulative Papiere in Umlauf gebracht,<br />

die 8,5-mal das Welt-BIP (die gesamte Weltwirtschaftsleistung)<br />

ausmachen. Diese Papiere werden gerade<br />

wertlos. Das System steht schon wieder auf der Kippe.<br />

Und wieder sollen die Banken gerettet werden – Corona<br />

macht es möglich.<br />

Der Schweizer Bundesrat hat per Notrecht 60 Milliarden<br />

Franken bereitgestellt, etwa für Billigkredite an<br />

Unternehmen in Schwierigkeiten. Fast so viel wie für die<br />

Rettung der Grossbank UBS im Oktober 2008. Plus Massnahmen<br />

für die Arbeitslosenversicherung, zusätzliche<br />

Taggelder, erleichterte Kurzarbeit. Etliche Kantone legten<br />

weitere Programme auf.<br />

Das wird als Tat gefeiert, im Namen einer fiktiven nationalen<br />

Einheit gegen den grossen Feind Corona, besonders<br />

das von den Banken angestossene Kreditpaket. Bei<br />

näherem Hinsehen aber tut der Bundesrat zu wenig, zu<br />

spät und das Falsche. Die mächtigen Schweizer Pharmakonzerne<br />

werden nicht dazu verpflichtet, schnell Tests<br />

und Impfstoffe bereitzustellen. Viele Arbeitnehmende,<br />

die weiterarbeiten müssen, sind noch immer schlecht geschützt,<br />

und die Massnahmen werden nicht konsequent<br />

kontrolliert. Ein Viertel der KMU, so lauten konservative<br />

Prognosen, werden nicht überleben, eine enorme Konzentrationswelle<br />

kündigt sich an. Arbeitende mit prekären<br />

Arbeitsverträgen verlieren bereits reihum ihre Jobs.<br />

Hohe Arbeitslosigkeit droht. Das schürt noch mehr Angst.<br />

Und es ist Irrsinn, die Vergabe der Kredite, welche die<br />

öffentliche Hand garantiert, allein den Banken zu überlassen.<br />

Was wir jetzt bräuchten, wären maximale sanitäre<br />

Massnahmen, Lohngarantie, existenzielle Sicherung für<br />

alle und eine starke öffentliche Hand. Denn rechte Politiker,<br />

die Exponenten der Banken und der Unternehmerverbände<br />

drängen darauf, die Bürgerinnen und Bürger<br />

möglichst schnell wieder an den Arbeitsplatz zu zwingen.<br />

Als Kanonenfutter.<br />

Corona funktioniert wie eine Lupe. Das Virus legt die<br />

Brüche des Wirtschaftssystems offen. Es wirft ein Schlaglicht<br />

auf horrende Ungleichheiten. Und es zeigt, wie wichtig<br />

ein gestärkter Service public für das Allgemeininteresse<br />

wäre. Nach Corona kann nicht vor Corona sein.<br />

sgb.ch/corona-virus

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