15.04.2020 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 16

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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18<br />

Arbeitswelt<br />

«Gleiche Arbeit hat in der Schweiz immer den gleichen Wert,<br />

auch im Druck und in der Grafikbranche.» Michael Moser<br />

Die Flankierenden<br />

weiterdenken<br />

Die Flankierenden Massnahmen<br />

(FlaM) schützen Schweizer Löhne, indem<br />

sie für alle Arbeitenden in der<br />

Michael Moser<br />

Zentralsekretär Medien<br />

Schweiz gleich lange Spiesse schaffen<br />

– egal woher sie kommen oder was für<br />

einen Pass sie besitzen. Die gleiche Arbeit<br />

in der Schweiz hat den gleichen<br />

Wert, egal wer sie ausführt. Das ist<br />

nicht nur richtig, sondern auch wichtig.<br />

Ohne die FlaM würden die Löhne<br />

innert kürzester Zeit auf das Niveau<br />

der Nachbarländer sinken. Dass im<br />

gleichen Zug auch alle Preise, die<br />

Krankenkassenprämien und die Mieten<br />

sinken würden – das glauben wohl<br />

selbst die überzeugtesten Marktgläubigen<br />

nicht ernsthaft.<br />

Dass dies nicht nur Schwarzmalerei<br />

ist, zeigt ein Blick in die Druck- und<br />

die Grafikbranche. Visitenkarten und<br />

Flyer können ohne Probleme im Ausland<br />

gedruckt werden. Unzählige Anbieter<br />

haben mit entsprechenden<br />

Angeboten den Druckmarkt in den<br />

letzten Jahren auf den Kopf gestellt.<br />

In der Folge sind die Marktpreise für<br />

diese Produkte auch in der Schweiz<br />

auf das Niveau des umliegenden Auslandes<br />

gesunken. Mit der Konsequenz,<br />

dass viele Druckereien kaum<br />

noch rentabel produzieren können<br />

und verzweifelt versuchen, bei den<br />

Kosten zu sparen.<br />

Den Preis für die verzerrten Preise<br />

zahlen also die Arbeitenden mit den<br />

sich verschlechternden Arbeitskonditionen<br />

oder der Verlagerung ihres Arbeitsplatzes<br />

ins Ausland. Flankierende<br />

Massnahmen sind also nicht nur<br />

wichtig, sondern sie müssten sogar<br />

noch ausgebaut respektive weiterentwickelt<br />

werden. Nicht nur in der Politik,<br />

sondern auch in unserem Alltag<br />

als Konsumentinnen und Konsumenten.<br />

Poststellen-Kampagne: Jetzt<br />

kommt die entscheidende Runde<br />

Der Abbau der Poststellen seit 2017 hat vielfache Proteste hervorgerufen,<br />

bei <strong>syndicom</strong> und in der Bevölkerung. Mit der kommenden<br />

Revision des Postgesetzes spitzt sich die Lage zu.<br />

Eine der vielen Aktionen gegen den Kahlschlag bei der Post (Mai 2017, Zürich). (© <strong>syndicom</strong>)<br />

In den nächsten 12 Monaten wird das<br />

Postgesetz überarbeitet und die Poststrategie<br />

angepasst. Auch die Lobbyarbeit<br />

von <strong>syndicom</strong> wird gefordert sein.<br />

Wer die Liste der seit 2017 geschlossenen<br />

Poststellen studiert, stellt einen<br />

massiven Abbau fest. Immer stärker<br />

zeigt sich, wie verfehlt diese Strategie<br />

ist. Denn die alternativen Zugangspunkte<br />

können das Angebot nicht aufrechterhalten,<br />

und mit dem Verlust<br />

von Flächenpräsenz drohen der Post<br />

Einbussen am Markt. Die Verantwortlichen<br />

betonen stereotyp, die Anzahl<br />

der Zugangspunkte werde systematisch<br />

erhöht, die Dienstleistungen<br />

würden besser.<br />

Doch kompensiert ein leerer<br />

Schrank in einer Migros-Filiale die<br />

Dienstleistungen einer Poststelle?<br />

Mitnichten. Die Worte werden nicht<br />

wahrer, je öfter man sie wiederholt.<br />

Die Poststellen sind zu, die Öffnungszeiten<br />

reduziert, der Minimal-Service<br />

an einen Quartierladen ausgelagert.<br />

PostNetz hat radikal Tatsachen geschaffen,<br />

die so rasch nicht wieder zu<br />

korrigieren sind.<br />

Mithilfe vieler Mitglieder hat <strong>syndicom</strong><br />

in ihrer wohl bislang grössten<br />

Kampagne versucht Gegensteuer zu<br />

geben. Die Mitglieder harrten Stunden<br />

vor ihren Poststellen aus, um die<br />

Bevölkerung aufzuklären, sie sammelten<br />

Unterschriften in ihrer Gemeinde,<br />

sie engagierten sich in Komitees oder<br />

in Verbandsgremien. So haben sich<br />

grosse Teile der Bevölkerung solidarisiert<br />

mit den Schalter-Angestellten<br />

und auf einer guten Grundversorgung<br />

beharrt. Allein die nationale Unterschriftensammlung<br />

wurde 2019 von<br />

über zehntausend Personen unterstützt.<br />

Und dieses Signal richtet sich<br />

primär ans Parlament in Bern: Die<br />

Schweiz braucht einen hochwertigen<br />

Service public. Sie braucht eine starke<br />

Post mit einem feingliedrigen Poststellennetz.<br />

Post und Politik müssen<br />

die Grundversorgung wieder ins Zentrum<br />

ihrer Entscheide setzen.<br />

Die eidgenössischen Räte bereiten<br />

eine Revision des Postgesetzes vor.<br />

Diese fusst zum grossen Teil auf den<br />

Anstrengungen von <strong>syndicom</strong> und<br />

den zahlreichen Unterschriften. <strong>syndicom</strong><br />

verfolgt zwei Ziele: Erstens, die<br />

Arbeitsplätze müssen gesichert werden.<br />

Zweitens, die Post muss verpflichtet<br />

werden, ihr Poststellennetz<br />

wieder zu stärken und mit neuen Angeboten<br />

auszustatten. Dafür muss der<br />

Bundesrat die Renditeziele reduzieren.<br />

Es muss aufhören, dass die Post<br />

ihre Verluste an PostNetz auslagert<br />

und damit den Abbau rechtfertigt.<br />

Matthias Loosli<br />

<strong>syndicom</strong> zum Jahresergebnis der Post:<br />

Bit.ly/2xcVV6j

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