15.04.2020 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 16

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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20 Arbeitswelt<br />

«Eine gesamte Branche wird prekarisiert.<br />

Wie können wir diese Entwicklung stoppen?» Lena Allenspach<br />

94,5 % der Kreativen<br />

rechnen Stunden weg<br />

Eine Umfrage bei 281 selbständigerwerbenden Kreativen zeigt,<br />

dass man den Wert der Arbeit in der Visuellen Kommunikation<br />

wieder auf ein vernünftiges Niveau anheben muss.<br />

Nur schnell ein Logo zeichnen – muss<br />

nichts Grosses sein. Ich hab da schon<br />

mal was gebastelt, schau es dir doch<br />

mal an. Solche Aussagen hören Kreative<br />

oft. Klingt banal, manchmal sogar<br />

nachvollziehbar. Woher sollen Laien<br />

auch wissen, wie viel Zeit eine Grafikerin<br />

braucht, um das Logo für den neuen<br />

Buchclub zu entwerfen? Wie lässt<br />

sich der faire Preis für ein Produkt<br />

erkennen, wenn im Internet lauter<br />

Dumping-Angebote kursieren? Diese<br />

Verzerrung bringt Konsequenzen für<br />

eine gesamte Branche. Insbesondere<br />

für Selbständigerwerbende, denn sie<br />

tragen das gesamte Risiko selbst. Wir<br />

haben deshalb eine Diskussion über<br />

den Wert von selbständiger Arbeit in<br />

der Kreativbranche lanciert.<br />

281 selbständigerwerbende Kreative<br />

haben unsere Umfrage zum Start<br />

dieser Diskussion ausgefüllt. Die Ergebnisse<br />

zeigen klar, dass eine solche<br />

zwingend geführt werden muss. Wir<br />

wollten von ihnen wissen, ob sie Stunden<br />

wegrechnen, um eine günstigere<br />

Offerte stellen zu können, oder ob sie<br />

teilweise auch gratis arbeiten: 94,5 %<br />

rechnen Stunden weg. 89 % haben bereits<br />

gratis gearbeitet, wenn das Budget<br />

aufgebraucht war. 82 % haben bereits<br />

teilweise gratis gearbeitet, weil<br />

der oder die Kund*in ein zu kleines<br />

Budget hatte. 56 % haben bereits komplett<br />

gratis gearbeitet.<br />

Der Wert einer gesamten Branche<br />

Stimmen Aufwand und Ertrag nicht<br />

überein, werden zu niedrige Stundensätze<br />

verrechnet oder nicht alle Stunden<br />

aufgeschrieben – dann hat das<br />

langfristige Auswirkungen, beispielsweise<br />

auf die Altersvorsorge. Auch hier<br />

sind die Resultate aus der Umfrage<br />

klar. Lediglich 10,9 % glauben, dass<br />

ihre Rente im Alter ausreichen wird.<br />

Woher kommt diese Prekarisierung<br />

einer gesamten Branche? Eine<br />

mögliche These ist das Unvermögen<br />

von Kundinnen und Kunden, der geleisteten<br />

Arbeit einen monetären Wert<br />

zu geben, oder sie unterschätzen ihn<br />

schlicht. Dazu leisten Billiganbieter*innen<br />

und Plattformen wie<br />

99designs einen wesentlichen Beitrag.<br />

Auch hier sprechen die Zahlen<br />

der Umfrage Bände: 92,7 % der Befragten<br />

hatten schon das Gefühl, dass<br />

Kunden den monetären Wert ihrer<br />

Arbeit nicht sehen.<br />

Zukunft gestalten, aber wie?<br />

Was zuerst in einer Gruppe von Luzerner<br />

Grafikern im Atelier nach Feierabend<br />

diskutiert wurde, spiegelt sich<br />

in den Antworten von 281 Kreativen<br />

wieder: 94,9 % erachten eine Diskussion<br />

über den Wert selbständiger Arbeit<br />

als notwendig – 88 % finden, dass sich<br />

an den Arbeitsbedingungen in der<br />

Branche etwas ändern muss.<br />

Wie geht es nun weiter mit der<br />

Kampagne Was ist meine Arbeit wert?<br />

Was nun folgt, sind Diskussionsrunden<br />

in verschiedenen Ateliers, das<br />

Zusammenschliessen von Gedanken,<br />

Meinungen und Kräften. Die Sensibilisierung<br />

von Kunden, das Signal an<br />

Politik und Gesellschaft. Gemeinsam<br />

wollen wir den Wert der selbständigen<br />

Arbeit wieder anheben. Weil Lösungen<br />

nur im Kollektiven gefunden werden<br />

können.<br />

Lena Allenspach<br />

Die Kampagne zielt darauf ab, Kunden, Politik und die Gesellschaft zu sensibilisieren. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

Infos, Anmeldung für Diskussionsrunden:<br />

was-ist-meine-arbeit-wert.ch<br />

Lohnerhöhungen in<br />

mehreren Branchen<br />

von <strong>syndicom</strong><br />

Ab April erhalten die Arbeitnehmenden<br />

verschiedener Branchen von <strong>syndicom</strong><br />

mehr Lohn. Zu verdanken ist<br />

dies der GAV-Politik.<br />

In dieser turbulenten Zeit gibt es<br />

für die Beschäftigten bei Post und<br />

PostFinance eine gute Nachricht:<br />

Dank den im letzten Jahr abgeschlossenen<br />

Vereinbarungen steigen die<br />

Löhne um 0,8 %. Der Mindestlohn<br />

wird um 200 Franken monatlich auf<br />

50 200 Franken im Jahr angehoben.<br />

Die Erhöhung gilt ab dem April-Lohn.<br />

Ebenfalls ab April erhalten die Post-<br />

Auto-Angestellten eine Lohnerhöhung<br />

von 0,6 % – dies das Ergebnis der<br />

Verhandlungen mit den Sozialpartnern<br />

<strong>syndicom</strong> und Transfair.<br />

Auch für den ICT-Sektor sind Lohnerhöhungen<br />

vorgesehen. Neben den<br />

für UPC und Sunrise bereits bekannt<br />

gegebenen Massnahmen (s. Magazin<br />

<strong>Nr</strong>. 15) steigt die Lohnsumme bei Cablex<br />

um 1,35 %. Für den Grossteil der<br />

Mitarbeitenden erhöht sich der Lohn<br />

um mindestens 0,5 %.<br />

Eine schöne Anerkennung für die<br />

Beschäftigten des öffentlichen Sektors:<br />

Sie haben in diesen Wochen des<br />

Lockdowns unter schwierigen Bedingungen<br />

gewährleistet, dass wesentliche<br />

Dienste für die Bevölkerung wie<br />

Post oder Telekommunikation weiter<br />

funktionieren, während die meisten<br />

Einwohner*innen zur Eindämmung<br />

des Coronavirus zu Hause bleiben<br />

mussten und müssen.<br />

Giovanni Valerio

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