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Forschung · Lehre· Dienstleistung - OPUS - Universität Würzburg

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38<br />

zungen zugeschriebene "Buoch von Naturen<br />

der Ding" des Peter Königschlacher<br />

sich dem Typus der freien Übersetzung<br />

nähert.<br />

Zu b): Bei unserem Vorhaben, Welterfassung<br />

mittels substantivischer Wortbildung<br />

zu erforschen, konzentrierten wir uns<br />

auf die Substantivbildung mit Affixen 01 oroder<br />

Nachsilben): Es läßt sich beobachten,<br />

daß die Übersetzer das tradierte Affixinventar<br />

mit unterschiedlicher Frequenz nutzen.<br />

Dabei ist kein. grundsätzlicher Unterschied<br />

zwischen den Texten verschiedener<br />

Übersetzungshaltung festzustellen. Gehäuftes<br />

oder seltenes Auftreten eines Wortbildungsmusters<br />

in einem Text sind in der<br />

Regel der individuellen Vorliebe des Übersetzers<br />

und dialektalen Einflüssen zuzuschreiben.<br />

Lediglich bei Bildungen mit<br />

Fremdnachsilben weisen die verbum de<br />

verbo-Translate eine eindeutig höhere Akzeptanz<br />

auf.<br />

Ein weiterer Faktor, der ausschlaggebend<br />

sein kann für die Frequenz eines<br />

Wortbildungstyps, ist das Wissensgebiet eines<br />

Textes. In dieser Hinsicht besonders<br />

bemerkenswert verhalten sich die Bildun-<br />

. gen, die aus einem Adjektiv mit der Nachsilbe<br />

-ei -0 wie z.B. höhe, kelte, lenge, werm<br />

(aus hoch, kalt, warm, lang) ein Substantiv<br />

erzeugen. Die Graphik veranschaulicht die<br />

auffällig hohe Verwendung dieses Wortbildungstyps<br />

in den beiden Naturtexten KvM<br />

und PK Das erklärt sich aus einem erhöhten<br />

Bedarf an Eigenschaftsbezeichnungen<br />

(nomina qualitatis) bei der Beschreibung<br />

von Naturphänomenen im Vergleich mit<br />

juristischen und theologischen Texten.<br />

Graphik 1: Die von uns untersuchten<br />

Wortbildungen sind in der Regel durch<br />

den Beleg der Basis im Korpus gut motiviert,<br />

d.h. der Bezug zwischen der Wortbildung<br />

und dem zugrundeliegenden (Basis)­<br />

Wort ist noch deutlich erkennbar. Dabei<br />

fällt auf, daß die Autoren Bildungen immer<br />

wieder explizit motivieren, indem sie sie<br />

mit Hilfe des Basiswortes im Text paraphrasieren.<br />

Eine Wortbildung scheint<br />

dann direkt aus dem Kontext zu erwachsen.<br />

Wann die türteltaube wedewtet kewschait<br />

vnd die taube ainue1tichait.<br />

Wann ainueltiger vnd keuscher handel<br />

der gerechten ophert got ain genämes<br />

opher. (UvP)<br />

Verspertilio haizfain fledermaus und ist<br />

so vil gesprochen ze latein sam ain vespervliegerinne,<br />

dar umb, daz si des<br />

abends gern jleugt sumerzeiten. (KvM)<br />

Graphik 1 Motivation aus dem Kontext<br />

KvM PK RSA<br />

Das Bedürfnis der Autoren nach Motivierung<br />

tritt in den wissensliterarischen<br />

Texten weit häufiger zu Tage als in der narrativen<br />

"Legenda Aurea". Zudem zeichnet<br />

sich innerhalb der Wissenstexte eine klare<br />

Tendenz ab: In allen drei Themenbereichen<br />

("Natur" , "Recht", "Theologie") weisen<br />

die verbum de verbo-Übersetzungen<br />

wesentlich mehr Kontextparaphrasen auf<br />

als die entsprechenden sensus de sensu­<br />

Translate. Das hängt sicher mit der engen<br />

Bindung an lateinische Wissensvermittlung<br />

zusammen, bei der die gelehrte "Etymologie"<br />

eine große Rolle spielt: Die wahre<br />

Bedeutung eines Wortes erschließt sich<br />

aus dessen Herkunft, die sich aus von mehr<br />

SL UvP DR LA<br />

BLICK<br />

oder weniger deutlichen lautlichen und somit<br />

auch semantischen Ähnlichl

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