Stenografischer Bericht 4. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>4.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002<br />
Birgit Homburger<br />
Situation, in der es zum ersten Mal darauf ankommt, Ihr<br />
grünes Prestigeprojekt durchzuziehen, umfallen. Ich<br />
nenne nur das Stichwort zwei Jahre Laufzeitverlängerung<br />
für das Kernkraftwerk Obrigheim, Herr Minister. Das ist<br />
Ihre Art von Glaubwürdigkeit in der Umweltpolitik.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Es wird systematisch abkassiert. Dabei bleibt es auch<br />
in dieser Legislaturperiode. Entgegen allen Beteuerungen<br />
steigt die Ökosteuer zum 1. Januar. Hinzu kommt, dass Ihr<br />
Versprechen, dass mit der Ökosteuer eine Stabilisierung<br />
oder sogar die Senkung der Rentenbeiträge verbunden sei,<br />
nicht stimmt. Auch das mussten Sie zwischenzeitlich zugeben.<br />
Sie liegen in allen Punkten völlig daneben. Das setzen<br />
Sie in dieser Legislaturperiode genauso fort. Sie haben<br />
aus der letzten Legislaturperiode nichts gelernt.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Zum Hochwasserschutz: Es gab in der Wahlkampfzeit<br />
– die Kollegin Mehl hat das bereits angesprochen – eine<br />
Flusskonferenz, die ich mit großem Interesse verfolgt habe.<br />
Das Bundesverkehrsministerium sagt, dass diese Konferenz<br />
nicht ordentlich vorbereitet gewesen sei. Was muss ich<br />
feststellen? Genau auf diese Konferenz wird in der Koalitionsvereinbarung<br />
Bezug genommen. Wir brauchen im<br />
Hochwasserbereich eine internationale Zusammenarbeit.<br />
(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das<br />
steht doch drin!)<br />
Die Anrainerstaaten müssen aufgerufen werden, sich an<br />
einen Tisch zu setzen. Nur so können wir gemeinsame<br />
Konzepte über die großen Flussläufe hinaus entwerfen.<br />
Das ist das, was wir von Ihnen erwarten, Herr Minister<br />
Trittin.<br />
(Beifall bei der FDP – Michaele Hustedt<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen<br />
wir!)<br />
Ich möchte eine letzte Bemerkung zur Abfallpolitik<br />
machen. Es kann ja wohl nicht wahr sein, was ich dazu in<br />
der Koalitionsvereinbarung gelesen habe. Dort wird das<br />
Zwangspfand ausdrücklich bekräftigt, während die viel<br />
wichtigere und eigentlich unumgängliche Novelle zur<br />
Verpackungsverordnung erst gar nicht erwähnt wird.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
In der letzten Legislaturperiode haben Sie wenigstens noch<br />
in Ihre Koalitionsvereinbarung geschrieben, dass Sie das<br />
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz novellieren wollen.<br />
Auf eine solche Novelle wartet die Wirtschaft in diesem<br />
Bereich dringend, weil sie weiß, dass sie notwendig ist.<br />
Präsident Wolfgang Thierse:<br />
Kollegin Homburger, Sie müssen bitte zum Ende kommen.<br />
Erwägen Sie das zumindest.<br />
Birgit Homburger (FDP):<br />
Herr Präsident, ich erwäge das zu Ihren Gunsten.<br />
(Heiterkeit im ganzen Hause – Wilhelm Schmidt<br />
[Salzgitter] [SPD]: Nein, zu unseren!)<br />
Ich möchte nur noch Folgendes sagen: Die Branche erwartet<br />
diese Novelle. Tatsächlich wird diese Novelle noch<br />
nicht einmal mehr angesprochen. Sie wollen das bisherige<br />
Chaos über den Verordnungsweg fortsetzen.<br />
(Rudolf Bindig [SPD]: Jawohl, wir wollen<br />
unsere Politik fortsetzen!)<br />
Das ist der deutschen Umweltpolitik nicht angemessen.<br />
Das werden wir Ihnen nicht durchgehen lassen.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Präsident Wolfgang Thierse:<br />
Nun kommen Sie aber zum Schluss.<br />
Birgit Homburger (FDP):<br />
Jetzt kommt mein letzter Satz, Herr Präsident.<br />
(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Zwei<br />
letzte Sätze gibt es nicht!)<br />
Wir haben in der letzten Legislaturperiode feststellen<br />
müssen – wie es auch der Sachverständigenrat getan hat –,<br />
dass auf dem Papier mehr steht, als tatsächlich geschehen<br />
ist. Sie haben daraus Konsequenzen gezogen. Ich stelle<br />
fest, dass die jetzige Koalitionsvereinbarung dazu nichts<br />
mehr enthält.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Präsident Wolfgang Thierse:<br />
Ich erteile das Wort dem Kollegen Michael Müller,<br />
SPD-Fraktion.<br />
Michael Müller (Düsseldorf) (SPD):<br />
Meine Damen und Herren! Die Hochwasserkatastrophe<br />
vor einiger Zeit hat schlagartig deutlich gemacht, wie<br />
wichtig die ökologische Modernisierung ist. Interessanterweise<br />
hat die Öffentlichkeit so reagiert, wie sie reagieren<br />
musste. Sie standen auf einmal als eine Partei ohne<br />
Kompetenzen in den Umweltfragen da. Sie haben auf<br />
einmal ein schwarzes Loch gehabt. Das war die Wirklichkeit.<br />
Jetzt tun Sie so, als ob Sie Vorreiter der Umweltpolitik<br />
wären. Das glaubt Ihnen niemand, und zwar vor allen<br />
Dingen deshalb, weil Sie – um ein Beispiel zu nennen –<br />
bei den 18 klimaschutzrelevanten Maßnahmen der letzten<br />
Legislaturperiode nicht einmal Ja gesagt haben.<br />
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Zweimal!)<br />
– Sie haben im <strong>Bundestag</strong> nicht einmal Ja gesagt. Die<br />
Union hat zwar im Bundesrat zweimal zugestimmt. Aber<br />
hier haben Sie 18-mal Nein gesagt. Das ist die Wirklichkeit.<br />
Im Übrigen muss ich Ihnen, Frau Homburger, sagen,<br />
dass das, was Sie gesagt haben, überhaupt nicht zusammenpasst.<br />
Sie haben gesagt, dass alles, was Herr Trittin in<br />
der Atompolitik mache – diese Politik betreibt nicht Herr<br />
Trittin allein, sondern die Koalition –, völlig unproblematisch<br />
sei. Warum haben Sie dann diese Politik bekämpft?<br />
(Birgit Homburger [FDP]: Was heißt „unproblematisch“?)<br />
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