Stenografischer Bericht 4. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 15. Wahlperiode – <strong>4.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002<br />
Reinhold Robbe<br />
und in Mazedonien auch weiterhin gefordert, und zwar<br />
wahrscheinlich noch über viele Jahre hinweg. Meine Damen<br />
und Herren, hinzuweisen ist aber auch auf die Tatsache,<br />
dass die Bundeswehr bei ihren Einsätzen im Ausland<br />
an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit<br />
gestoßen ist. Deutschland stellt weltweit nach den<br />
USA das größte Truppenkontingent für internationale<br />
Einsätze, noch weit vor England und Frankreich. Der<br />
Bundeskanzler hat heute Morgen übrigens sehr deutlich<br />
darauf hingewiesen. Noch 1998 haben wir 178 Millionen<br />
Euro hierfür aufgewendet, jetzt im Jahre 2002 sind es bereits<br />
mehr als 1,7 Milliarden Euro. All dies muss in der aktuellen<br />
innenpolitischen Diskussion und bei der Konsultation<br />
mit unseren Partnern eine Rolle spielen. Wenn die<br />
Beziehungen zwischen der NATO und der Europäischen<br />
Union auch institutionell endgültig ausgestaltet sind, wird<br />
dies die europäische Handlungsfähigkeit erheblich stärken.<br />
Auch bei uns in Deutschland hat der 11. September<br />
2001 die Anpassung unserer Sicherheits- und Friedenspolitik<br />
an die veränderten Bedingungen beschleunigt. Als<br />
diese Regierung im September 1998 Verantwortung übernahm,<br />
war die Bundeswehr mit rund 2 800 Soldaten in<br />
Bosnien und in Georgien engagiert, um den Frieden zu sichern.<br />
Inzwischen sind es rund 10 000 Soldaten, die die<br />
Bundeswehr für multinationale Einsätze stellt. So sind<br />
deutsche Soldaten als Teil von ISAF in Afghanistan und<br />
darüber hinaus in vielfältiger Weise innerhalb und außerhalb<br />
Europas militärisch im Kampf gegen den Terror engagiert.<br />
Die Bundeswehr ist hierdurch mehr denn je zu einer<br />
Armee im Einsatz geworden. Sie steht dabei im Dienst<br />
einer deutschen Politik für Frieden und Sicherheit, die<br />
umfassend angelegt und konsequent auf Interessenausgleich<br />
und Zusammenarbeit im europäischen, transatlantischen<br />
und globalen Rahmen ausgerichtet ist.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen<br />
uns, wie dies Bundeskanzler Gerhard Schröder am<br />
11. Oktober vergangenen Jahres im <strong>Bundestag</strong> erklärt hat,<br />
in neuer Weise der internationalen Verantwortung stellen.<br />
Der deutsche Beitrag muss hierbei aber an unseren politischen<br />
und militärischen Möglichkeiten gemessen werden.<br />
Die Einsätze der Bundeswehr haben trotz der hohen Professionalität<br />
unserer Soldaten und Soldatinnen und trotz<br />
der großen Anerkennung bestätigt: Die Bundeswehr verfügt<br />
noch nicht über alle erforderlichen und angemessenen<br />
Fähigkeiten für das gesamte neue Aufgabenspektrum.<br />
Der Wandel zu einer Armee im Einsatz muss in den<br />
nächsten vier Jahren weiter mit Nachdruck vorangetrieben<br />
werden. Die laufende Reform ist der Schlüssel dazu.<br />
Die Reform ist deshalb auf gutem Wege, weil sich die<br />
Menschen in der Bundeswehr ihre Ziele und Inhalte zu Eigen<br />
gemacht haben.<br />
Ich glaube, meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
es ist heute auch ein geeigneter Anlass, um gerade den<br />
Soldatinnen und Soldaten ganz herzlich zu danken.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der<br />
CDU/CSU und der FDP)<br />
Vor diesem Hintergrund – ich komme sofort zum Schluss,<br />
Frau Präsidentin – muss uns, wie ich glaube, um die Sicherheit<br />
unserer Grenzen, um die internationalen Verpflichtungen<br />
Deutschlands gegenüber unseren Partnern<br />
und auch um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Bundeswehr<br />
nicht bange sein.<br />
In diesem Sinne bedanke ich mich. Ich freue mich auf<br />
meine neue Aufgabe als Vorsitzender des Fachausschusses.<br />
Herzlichen Dank.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:<br />
Das Wort hat jetzt die Frau Bundesministerin<br />
Heidemarie Wieczorek-Zeul.<br />
Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In<br />
dieser Legislaturperiode wollen wir die Entwicklungspolitik,<br />
wie wir dies in der letzten Legislaturperiode begonnen<br />
haben, zu einem zentralen Baustein für globale Zukunfts-<br />
und Friedenssicherung weiterentwickeln.<br />
Wir stehen unter dem Leitbild der gerechten Globalisierung<br />
und wir steigern die Mittel für die Entwicklungsfinanzierung;<br />
das hat der Bundeskanzler in seiner Rede<br />
heute noch einmal deutlich gemacht. Als Zwischenziel<br />
zur Verwirklichung des 0,7-Prozent-Ziels wollen wir bis<br />
zum Jahr 2006 die 0,33-Prozent-Quote für die Entwicklungszusammenarbeit<br />
umsetzen und im Übrigen in den<br />
internationalen Finanzinstitutionen andere Finanzierungsinstrumente,<br />
wie Nutzungsentgelte oder auch Devisentransaktionssteuern,<br />
prüfen.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist schade, dass<br />
sich manche der Debatte hier entziehen.<br />
(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]:<br />
Sagen Sie das Ihrer Fraktion!)<br />
In dieser Diskussion ist immer wieder deutlich geworden,<br />
wie wichtig eine verantwortliche Regierungsführung<br />
auch mit Blick auf die Länder der so genannten Dritten<br />
Welt, also auf die Entwicklungsländer, ist. Wir verlangen<br />
von ihnen eine Beteiligung der Bevölkerung an Entscheidungen<br />
und wir verlangen von ihnen Rechtsstaatlichkeit.<br />
Wir müssen aber auch dazu beitragen, dass die Kriterien,<br />
die an die Entwicklungsländer angelegt werden, auch an<br />
die internationalen Entscheidungsmechanismen angelegt<br />
werden. Hier gibt es noch viel zu tun.<br />
Ich möchte Ihnen das sagen, was ich immer schon gesagt<br />
habe: Der UN-Sicherheitsrat spiegelt keineswegs die<br />
Verhältnisse wider, wie sie sich Ende des letzten Jahrhunderts<br />
und auch jetzt in der Welt entwickelt haben. Es gibt<br />
noch viel zu reformieren und viele Notwendigkeiten für<br />
eine bessere Repräsentanz.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
In der heutigen Diskussion – das möchte ich an dieser<br />
Stelle auch ansprechen – ist viel von Amerika die Rede<br />
gewesen. Ich möchte aber daran erinnern, dass Amerika<br />
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