HUK 328 Juni 2020
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WWW.HINZUNDKUNZT.DE<br />
Danke, Hamburg!<br />
„Urlaub von<br />
der Straße“<br />
150 Obdachlose leben derzeit in Hotels – bezahlt<br />
von der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH.<br />
Wir haben einige von ihnen besucht. Begegnungen mit<br />
den Hotelgästen und ihren Sozialarbeiter*innen.<br />
TEXT: LUKAS GILBERT, JONAS FÜLLNER<br />
FOTOS: ANDREAS HORNOFF<br />
Was ich mir wünsche?“<br />
Volker greift in seine Jackentasche,<br />
zückt ein<br />
Exemplar der Allgemeinen<br />
Erklärung der Menschenrechte<br />
und kommt auf Artikel 25 zu sprechen,<br />
der auch das Recht auf eine Wohnung<br />
regelt: „Dass wir danach behandelt<br />
werden. Das wünsche ich mir.“<br />
Der Wunsch des Obdachlosen hat<br />
sich erfüllt. Der 64-Jährige lebt in einem<br />
Hotel in Ottensen – wenn auch<br />
nur übergangsweise. „Urlaub von der<br />
Straße“, nennt Volker das augenzwinkernd.<br />
Ermöglicht hat ihm seinen „Urlaub“<br />
die großzügige Spende der<br />
Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH<br />
an Hinz&Kunzt und Alimaus. Seit Mitte<br />
April sind zahlreiche soziale Träger<br />
zusammengerückt und haben insgesamt<br />
rund 150 Obdachlose in Hotelzimmern<br />
in ganz Hamburg untergebracht<br />
– als Schutzmaßnahme vor der<br />
Coronapandemie (siehe Seite 15).<br />
Dass Obdachlose plötzlich ein Zimmer<br />
für sich alleine haben, so was gab<br />
es noch nicht. Wer von der Straße wegwill,<br />
den führt es in Hamburg direkt ins<br />
Pik As oder Winternotprogramm.<br />
Notunterkünfte mit Mehrbettzimmern<br />
und Gemeinschaftsduschen und<br />
-toiletten: Ein wirksamer Infektionsschutz<br />
kann so nicht gewährleistet werden,<br />
kritisierten Hinz&Kunzt und die<br />
kirchlichen Wohlfahrtsverbände bereits<br />
im März.<br />
Im Hotel hingegen ist Hygiene und<br />
Abstandhalten möglich. Zudem wird<br />
das ungewöhnliche Hilfsprojekt gleich<br />
von mehreren Sozialarbeiter*innen begleitet.<br />
Zu ihnen gehören die beiden<br />
Straßensozialarbeiter Johan Graßhoff<br />
(Diakonie) und Julien Thiele (Caritas),<br />
Jonas Gengnagel von Hinz&Kunzt und<br />
Sozialarbeiterin Anke Beceral vom<br />
JesusCenter musste sofort an Volker denken,<br />
als sie vom Hotelprojekt hörte. Auch im Hotel<br />
bleibt sie seine Ansprechpartnerin.