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15.10.2007 ET - FSP

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psychischen SF-36-Subskalen auf. Studien erwähnen<br />

in der Fachliteratur zudem oftmals psychische Probleme<br />

von Psychotherapeuten. Beide Psychotherapeutenstichproben<br />

schneiden entsprechend in allen<br />

vier SF-36-Skalen zur psychischen Gesundheit –<br />

Vitalität (VT), emotionale Rollenfunktion (ER), soziale<br />

Funktionsfähigkeit (SF) und psychisches Wohlbefinden<br />

(PW) – schlechter ab als die Altersnorm (Reimer,<br />

Jurkat, Vetter & Raskin, 2005). Dieses Ergebnis steht<br />

in Einklang mit einer Studie von Mahoney (1997), die<br />

ebenfalls auf psychische Erschöpfungszustände sowie<br />

auf Depressionsepisoden bei Psychotherapeuten hinweist.<br />

Eine Erklärung für diesen auf den ersten Blick erstaunlichen<br />

Unterschied beim Wohlbefinden gegenüber der<br />

Normalbevölkerung wäre, dass Psychotherapeuten sehr<br />

idealistische Vorstellungen von sozialen Beziehungen<br />

vertreten. Möglicherweise haben sie auch die Erwartungshaltung<br />

der Gesellschaft übernommen, dass Psychotherapeuten<br />

nahezu perfekte zwischenmenschliche<br />

Beziehungen führen sollten (Fengler, 2002), und empfinden<br />

den Vergleich mit ihrer Lebensrealität als unbefriedigend<br />

und somit stressfördernd. Andererseits beurteilen<br />

sie möglicherweise Fragen zu ihrer psychischen<br />

Gesundheit insgesamt kritischer bzw. weniger abwehrend<br />

als die Allgemeinbevölkerung (Reimer, Jurkat,<br />

Vetter & Raskin, 2005). Weitere Studien zeigen, dass<br />

auch Berufstätige in anderen akademischen Heilberufen<br />

– z.B. somatisch orientierte Humanmediziner und<br />

Zahnmediziner – Beeinträchtigungen aufzeigen: Im<br />

SF-36 weisen diese Befragten ebenfalls im Vergleich<br />

zur gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung reduzierte<br />

Werte in den psychischen Skalen auf (Raskin, Jurkat,<br />

Vetter & Reimer, im Druck; Jurkat, Raskin, Beger &<br />

Vetter, im Druck).<br />

Die eigenen Ratschläge befolgen<br />

Zusammenfassend ergab die Studie neben den Einschränkungen<br />

bei den psychischen SF-36-Testwerten<br />

eine teilweise kritische Beurteilung des eigenen Lebensstils<br />

und generelle Gefühle der Arbeitsüberlastung.<br />

Angesichts dieser Ergebnisse scheint es für die PsychotherapeutInnen<br />

von grosser Wichtigkeit, besser auf ihr<br />

eigenes psychisches Wohlergehen zu achten; dies im<br />

Rahmen von Fort- und Weiterbildungsmassnahmen,<br />

durch Stressmanagement und nicht zuletzt, indem PsychotherapeutInnen<br />

ihre Ratschläge an die KlientInnen<br />

auch für sich selber konsequent berücksichtigen.<br />

Bibliografie<br />

Reimer, Ch., Jurkat, H.B., Vetter, A. & Raskin, K. (2005).<br />

Lebensqualität von ärztlichen und psychologischen<br />

Psychotherapeuten. Eine Vergleichsuntersuchung. Psychotherapeut,<br />

50, 107–114.<br />

Bullinger, M./Kirchberger, I. (1998). SF-36 Fragebogen<br />

zum Gesundheitszustand. Göttingen: Hogrefe.<br />

Jurkat, H.B./Reimer, Ch. (2003). Fragebogen zur Lebensqualität<br />

von Psychologinnen und Psychologen.<br />

In: H.B. Jurkat (2007). Empirische Untersuchungen zur<br />

Lebensqualität und zum Gesundheitsverhalten in Heilberufen<br />

– unter besonderer Berücksichtigung von berufstätigen<br />

Ärztinnen und Ärzten. Habilitationsschrift,<br />

Justus-Liebig-Universität Giessen.<br />

Reimer, Ch./Jurkat, H.B. (2003) Fragebogen zur Lebensqualität<br />

von Ärztinnen und Ärzten – Vollversion<br />

2003p. In: H.B. Jurkat (2007). Empirische<br />

Untersuchungen zur Lebensqualität und zum Gesundheitsverhalten<br />

in Heilberufen – unter besonderer Berücksichtigung<br />

von berufstätigen Ärztinnen und Ärzten.<br />

Habilitationsschrift, Justus-Liebig-Universität Giessen.<br />

Willutzki, U./Orlinsky, D./Cierpka, M./Ambühl, H./<br />

Laireiter, A.-R./Meverberg, J./SPR Collaborative Research<br />

Network (2006). WIR – Daten über uns. Psychotherapeuten<br />

in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. In: O. Kernberg/B. Dulz/J. Eckert (Hrsg.) WIR:<br />

Psychotherapeuten über sich und ihren «unmöglichen»<br />

Beruf (S. 26–37). Stuttgart: Schattauer Verlag.<br />

Der Autor<br />

Dr. biol. hom. Harald. B. Jurkat, Dipl.-Psych. ist seit<br />

April 1993 wissenschaftlicher Angestellter und seit<br />

2003 wissenschaftlicher Dauerbediensteter an der Klinik<br />

für Psychosomatik und Psychotherapie der Justus-<br />

Liebig-Universität Giessen.<br />

Anschrift<br />

Dr. biol. hom. Harald B. Jurkat, Dipl.-Psych.,<br />

Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie<br />

der Justus-Liebig-Universität Giessen,<br />

Friedrichstr. 33, 35392 Giessen, Deutschland<br />

E-Mail: harald.jurkat@psycho.med.uni-giessen.de<br />

Résumé<br />

Bureaucratie, difficultés financières et surtout une gestion<br />

pas toujours optimale de ses propres tensions forment<br />

une part importante de ce que les psychothérapeutes<br />

énumèrent comme facteurs de stress.<br />

L’étude menée dans l’espace germanophone par Anke<br />

Vetter, Harald Jurkat et Christian Reimer a montré que<br />

les psychothérapeutes sont dans le fond satisfaits<br />

d’une situation qui ne les empêcherait nullement d’embrasser<br />

à nouveau la même profession.<br />

Comparée à la moyenne de la population, la légère dégradation<br />

de la santé psychique des psychothérapeutes<br />

psychologues ou médicaux est expliquée par les<br />

chercheurs par une propension respectivement plus<br />

accentuée à la réflexion sur soi et à l’autocritique sur le<br />

thème même de la santé psychique.<br />

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