3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abstracts<br />
Leben mit einem behinderten Kind – Bewältigungshandeln<br />
pflegender Mütter im Zeitverlauf<br />
C. Büker, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule<br />
München<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Kinder mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung leben in aller<br />
Regel im familialen Umfeld, selbst im Falle schwerer <strong>und</strong> schwerster ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
Beeinträchtigung. Innerhalb der Familie ist es fast immer die Mutter, die sich vorrangig<br />
um das Kind kümmert <strong>und</strong> über Jahre hinweg den Großteil der <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> Versorgung<br />
leistet. Dabei werden die Mütter mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert, die es zu<br />
bewältigen gilt.<br />
Zielsetzung: Ziel des Dissertationsvorhabens war es, das Bewältigungshandeln<br />
pflegender Mütter näher zu beleuchten. Gefragt wurde im Einzelnen nach den<br />
Herausforderungen <strong>und</strong> Handlungserfordernissen im täglichen Leben mit einem<br />
behinderten Kind, nach dem daraus resultierenden konkreten Bewältigungshandeln der<br />
Mütter <strong>und</strong> seinen Veränderungen im Zeitverlauf. Dabei erfolgte eine heuristische<br />
Orientierung am Trajektkonzept von Strauss et al.<br />
Methode: Zur Erfassung des prozessualen Geschehens bei der Bewältigung kindlicher<br />
Ges<strong>und</strong>heitsstörung wurde ein qualitatives Studiendesign, orientiert am Forschungsstil<br />
der Gro<strong>und</strong>ed Theory, gewählt. Insgesamt konnten 27 leitfadengestützte Interviews mit<br />
Müttern behinderter oder chronisch kranker Kinder geführt <strong>und</strong> ausgewertet werden.<br />
Ergebnisse: Die empirische Untersuchung lässt einen aus mehreren Stufen<br />
bestehenden Prozess des Bewältigungshandelns erkennen, in dem die pflegenden<br />
Mütter eine beeindruckende Entwicklung vom anfänglich hilflosen Wesen hin zu einer<br />
zunächst angepassten, später intensiv lernenden <strong>und</strong> schließlich Spezialistenstatus<br />
einnehmenden Persönlichkeit vollziehen. Lernen <strong>und</strong> Kompetenzerwerb konnten als<br />
Schlüssel zur Bewältigung identifiziert werden. Deutlich wurden in der Untersuchung<br />
auch die Schwierigkeiten, die pflegenden Müttern auf ihrem Weg begegnen.<br />
Schlussfolgerungen: Die Relevanz der Arbeit in empirisch-methodischer Hinsicht liegt in<br />
einem Lückenschluss der Erkenntnisse zum Bewältigungshandeln pflegender Mütter im<br />
Zeitverlauf. Für die Theoriediskussion kann eine verstärkte Beschäftigung mit<br />
Kompetenzerwerbsgesichtspunkten im Bewältigungsgeschehen angeregt werden. Mit<br />
Blick auf die Versorgungsgestaltung zeigen sich zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine<br />
verbesserte Unterstützung von Müttern <strong>und</strong> Familien mit einem chronisch kranken oder<br />
behinderten Kind. Hierbei kann zukünftig der professionellen <strong>Pflege</strong> eine zentrale Rolle<br />
zukommen.<br />
Die Entwicklung von Kompetenzstandards für die<br />
Ausbildung im klinischen Assessment im BSc in <strong>Pflege</strong>:<br />
Erfahrungen Schweizer Hochschulen<br />
S. Knüppel (1), L. S. Lindpaintner (2), P. Stolz Baskett (3), A. Brenner (4),<br />
(1) Dipartimento Sanità, SUPSI, (2) Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft,<br />
Universität Basel, (3) Institut <strong>Pflege</strong>, Departement Ges<strong>und</strong>heit, ZHAW, (4)<br />
Fachbereich Ges<strong>und</strong>heit, FHS St. Gallen<br />
Mit Beginn der akademischen <strong>Pflege</strong>ausbildung auf Bachelor Stufe, zuerst 2000 am<br />
Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft (INS) der Universität Basel <strong>und</strong> ab 2006 an den<br />
Schweizer Fachhochschulen, war die Einführung von klinischem Assessment (KA) -<br />
definiert als das systematische Einschätzen des Ges<strong>und</strong>heitszustandes eines<br />
Menschen durch Anamneseermittlung, Körperuntersuchung <strong>und</strong> kritische Reflexion -<br />
als wichtiger Ausbildungsinhalt gesehen. Alle Hochschulen waren sich einig, dass das<br />
Lehren <strong>und</strong> Lernen von KA massgeblich zur Professionalisierung des <strong>Pflege</strong>berufes<br />
beiträgt <strong>und</strong> beschlossen gemeinsame Kompetenzstandards zu erarbeiten. Auf Anstoss<br />
des INS wurde 2006 ein nationaler Consensus Panel gegründet mit dem Ziel das KA in<br />
den Bachelor Ausbildungen zu etablieren <strong>und</strong> Standards zu den Inhalten <strong>und</strong> den<br />
anzustrebenden Austrittskompetenzen zu erarbeiten, sowie Empfehlungen für die<br />
Qualifikation von Dozierenden zu definieren.<br />
Diese Entwicklung brachte inhaltliche <strong>und</strong> „kulturelle“ Veränderungen in der<br />
<strong>Pflege</strong>praxis <strong>und</strong> – Ausbildung mit sich. Die Konsensusfindung stellte in einem Land mit<br />
vier Sprach- <strong>und</strong> Kulturregionen eine große Herausforderung dar. Der Einführungs- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsprozess des KA in der Schweiz ist durch die verschiedenen Wege der<br />
Umsetzung jeder Hochschule geprägt. Seit 2011 wird das Klinische Assessment mit<br />
Erfolg in allen Bachelor Ausbildungen der deutschen <strong>und</strong> italienischen Schweiz gelehrt<br />
<strong>und</strong> die französische Schweiz wird die flächendeckende Einführung demnächst<br />
umsetzen. Es wurden Dozierendenkurse angeboten <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote für<br />
<strong>Pflege</strong>nde aus der Praxis werden durchgeführt.<br />
Die ersten Meilensteine in der Einführung des Klinischen Assessment in der Ausbildung<br />
sind erreicht. Die langfristige Umsetzung des KA - Curriculum in den <strong>Pflege</strong>ausbildungen<br />
braucht kontinuierliche Förderung <strong>und</strong> Entwicklung des Lehrkörpers <strong>und</strong><br />
der <strong>Pflege</strong>praxis. Weitere Fragen stellen sich auch bezüglich Europäischer Standards<br />
<strong>und</strong> Vernetzungen. Braucht es eine Vernetzung für die KA - Ausbildung in Europa oder<br />
für die deutsche Sprachregion? Der Vortrag möchte die Rolle <strong>und</strong> Ziele des Consensus<br />
Panels aus Sicht einiger involvierten Bildungsanbieter aufzeigen <strong>und</strong> eine Diskussion<br />
zu den Herausforderungen die uns erwarten eröffnen.<br />
34<br />
Ausbildung von Advanced Nurse Practitioners zur<br />
zukünftigen Zusammenarbeit mit ärztlichen Gr<strong>und</strong>versorgern:<br />
Das dreistufige Berner Modell<br />
S. Schmid Büchi, A. Schmid-Meister, Fachbereich Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Berner Fachhochschule<br />
Seit Herbst 2006 wird an der Berner Fachhochschule BFH, im Studiengang<br />
<strong>Pflege</strong> Clinical Assessment (CA) gelehrt: <strong>Pflege</strong>fachpersonen eignen sich<br />
vertieftes Wissen in Anatomie, Physiologie, Pathologie <strong>und</strong> Pathophysiologie an,<br />
lernen systematisch eine Anamnese zu erheben <strong>und</strong> eine klinische<br />
Untersuchung (Inspektion, Palpation, Perkussion <strong>und</strong> Auskultation)<br />
durchzuführen sowie die erhobenen Daten kritisch zu reflektieren.<br />
Die CA-Ausbildung erfolgt im Berner Model in drei Stufen: Auf Bachelorstufe<br />
lernen die Studierenden, physiologische Bef<strong>und</strong>e bzw. Abweichungen davon zu<br />
erfassen. Im Masterstudium, auf dem Weg zur Ausbildung als Advanced Nurse<br />
Practitioners (ANP), erhalten sie Gelegenheit, Patientinnen <strong>und</strong> Patienten mit<br />
typischen Krankheitsbildern zu untersuchen. Hierfür arbeitet die BFH eng mit<br />
Arztpraxen, Ges<strong>und</strong>heitszentren oder Ärztenetzwerken zusammen: Auf der<br />
zweiten Stufe untersuchen Masterstudierende Patientinnen zuerst in der<br />
geschützten Umgebung des BFH-Skillszentrums, danach unter realen<br />
Bedingungen in den aufgeführten Institutionen, stets unter Supervision des<br />
ärztlichen Dozenten.<br />
Auf der dritten Stufe erheben die Studierenden weitere Clinical Assessments in<br />
den genannten Institutionen oder in Spitälern, jetzt unter Supervision dort<br />
arbeitender erfahrener Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzten.<br />
Masterstudierende können ferner im Rahmen von Transfermodulen an den von<br />
der BFH vermittelten Praktikumsplätzen ihre Kompetenzen als Advanced Nurse<br />
Practitioners erweitern <strong>und</strong> so zukünftige Arbeitsfelder entdecken <strong>und</strong><br />
mitentwickeln.<br />
Mit der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung, der Zunahme der Zahl<br />
betagter Menschen mit vor allem chronischen Krankheiten, dem sich<br />
abzeichnenden Mangel an Hausärztinnen <strong>und</strong> -ärzten sowie den steigenden<br />
Ges<strong>und</strong>heitskosten können die bisherigen Gr<strong>und</strong>versorger ihre Aufgaben nicht<br />
mehr alleine bewältigen. Zur Lösung dieses Problems müssen alternative<br />
Angebote zur Gr<strong>und</strong>versorgung der Bevölkerung ausgearbeitet werden.<br />
Das vor diesem Hintergr<strong>und</strong> zu sehende, innovative Berner Modell ermöglicht es,<br />
dass Advanced Nurse Practitioners mit CA-Kompetenzen, die sie unter realen<br />
Bedingungen geübt <strong>und</strong> vertieft haben, die idealen kompetenten Partner zur<br />
gemeinsam mit den Hausärztinnen <strong>und</strong> -ärzten sicherzustellenden zukünftigen<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung der Bevölkerung sind.<br />
Anwendung klinischer Assessmentkompetenzen:<br />
Evaluation von BSc <strong>Pflege</strong> Studierenden<br />
P. Stolz Baskett, Institut <strong>Pflege</strong>, Departement Ges<strong>und</strong>heit, Zürcher<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW, Winterthur<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Die pflegerische Berufsbildung hat sich in den letzten Jahren durch<br />
verschiedene Einflüsse wie zum Beispiel die Akademisierung des Berufes stark<br />
gewandelt. Um diesen Wandel Rechnung zu tragen wurden neue Inhalte in<br />
Studiengänge der <strong>Pflege</strong>wissenschaft integriert. An der ZHAW werden Module<br />
zu klinischem Assessment (KA) <strong>und</strong> körperlicher Untersuchung (KU) in allen<br />
Lehrgängen der <strong>Pflege</strong> (Bachelor of Sience, Master of Science <strong>und</strong><br />
Weiterbildungsmaster MAS) angeboten. Die Curricula der Kurse orientieren sich<br />
inhaltlich <strong>und</strong> methodisch-didaktisch an internationalen <strong>und</strong> nationalen<br />
Ausrichtungen <strong>und</strong> an den Empfehlungen eines schweizerischen Konsensus<br />
Panels.<br />
Seit Frühjahr 2007 wurden im berufsqualifizierenden <strong>und</strong> im berufsbegleitenden<br />
BSc Studiengang für diplomierte <strong>Pflege</strong>fachpersonen über 300 Studierenden die<br />
Gr<strong>und</strong>lagenkompetenzen in der umfassenden Erhebung <strong>und</strong> Kommunikation<br />
von Anamnese <strong>und</strong> Symptombeschwerden, sowie der körperlichen<br />
Untersuchungstechniken Inspektion, Palpation, Perkussion <strong>und</strong> Auskultation<br />
vermittelt.<br />
Zielsetzung: Das Evaluationsprojekt hat zum Ziel die Anwendung von KA/KU von<br />
BSc <strong>Pflege</strong> Studierenden der ersten drei Jahrgänge 2006-2009 zu analysieren,<br />
um Resultate in der weiteren curricularen Entwicklung für Modulinhalt <strong>und</strong> –<br />
design einfließen zu lassen.<br />
Methode: BSc <strong>Pflege</strong> studierende der ZHAW wurden jeweils nach den klinischen<br />
Praxismodulen in jedem Studienjahr mit einem spezifisch dafür entwickelten<br />
Fragebogen bezüglich Anwendung von klinischem Assessment Kompetenzen<br />
evaluiert. Frequenz von Anwendung <strong>und</strong> Ausführung spezifischer Assessments<br />
<strong>und</strong> Techniken sowie wahrgenommene Unterstützung respektive Schwierigkeiten<br />
in der Anwendung von KA/KU werden beschrieben.<br />
Resultate & Schlussfolgerungen für die Ausbildung: werden mit Blick auf<br />
zukünftige Entwicklungen <strong>und</strong> Anforderungen, spezifisch im deutschsprachigen<br />
Europa, aufgezeigt <strong>und</strong> diskutiert.