3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
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Abstracts<br />
Poster 17. Organisationskontextfaktoren in der stationären<br />
Langzeitpflege <strong>und</strong> deren Einfluss auf Implementierungsprozesse:<br />
Übersetzung, Adaptation <strong>und</strong> psychometrische<br />
Testung des Alberta Context Tools (ACT)<br />
M. Hoben, Netzwerk AlternsfoRschung (NAR), Ruprecht-Karls-Universität<br />
Heidelberg<br />
Um gute <strong>Pflege</strong>qualität zu gewährleisten, ist die Implementierung evidence-basierter<br />
Standards, Konzepte, Instrumente etc. unabdingbar. Berufsgruppen-, Setting- <strong>und</strong><br />
Länderübergreifend wurden <strong>und</strong> werden jedoch immer wieder große Diskrepanzen<br />
zwischen wissenschaftlichem Kenntnisstand <strong>und</strong> dem Handeln in der Praxis aufgezeigt.<br />
Bestrebungen, dies zu ändern, stoßen auf große Herausforderungen. Die<br />
Implementierung von Veränderungen in Organisationen des Ges<strong>und</strong>heitswesens ist<br />
komplex, vielschichtig <strong>und</strong> schwer zu steuern.<br />
Die Translations- <strong>und</strong> Implementierungsforschung (TIF) hat zum Ziel, die multiplen, für<br />
den Implementierungserfolg förderlichen <strong>und</strong> hinderlichen Einflussfaktoren zu<br />
identifizieren, deren komplexes Zusammenspiel zu verstehen, <strong>und</strong> Wege zu finden, den<br />
Implementierungserfolg nachhaltig positiv zu beeinflussen. Der Bereich der stationären<br />
Langzeitpflege (SLP) ist in diesem Kontext bislang allerdings noch kaum erforscht.<br />
Während international große Studien stattfinden, die diese Lücke zu schließen suchen<br />
(z. B. Translating Research in Elder Care (TREC), Safer Care for Older Persons (in<br />
residential) Environments (SCOPE), Older Persons' Transitions in Care (OPTIC) oder<br />
Facilitating Implementation of Research Evidence (FIRE)), existieren hierzulande<br />
bislang keine ähnlichen Projekte. Ein wichtiger Gr<strong>und</strong> dafür ist das Fehlen geeigneter<br />
standardisierter Assessmentinstrumente, die eine Erfassung der komplexen<br />
Einflussfaktoren <strong>und</strong> des Implementierungserfolgs zuließen. Mit dem ACT liegt auf<br />
internationaler Ebene ein Instrument vor, das sich in Sachen Praktikabilität <strong>und</strong><br />
psychometrischer Güte bewähren konnte. Es wird aktuell in den erwähnten<br />
internationalen Studien eingesetzt.<br />
Um Anschluss an den internationalen Forschungsstand zu finden, <strong>und</strong> um die<br />
komplexen Rahmenbedingungen im spezifischen Kontext der SLP in Deutschland<br />
untersuchen zu können, wird das ACT daher im Rahmen einer Promotion ins Deutsche<br />
übersetzt, an die spezifischen Bedingungen der hiesigen SLP adaptiert <strong>und</strong> hinsichtlich<br />
psychometrischer Güte <strong>und</strong> Nutzbarkeit gestestet. Der Vortrag gibt Einblik in den<br />
Forschungsstand der TIF im SLP-Bereich <strong>und</strong> stellt die aktuell laufende Promotion vor.<br />
Poster 19. Technik <strong>und</strong> Informatik in der <strong>Pflege</strong> –<br />
zur Systematisierung neuer Herausforderungen<br />
Sektion „Entwicklung <strong>und</strong> Folgen von Technik <strong>und</strong> Informatik in der <strong>Pflege</strong>“<br />
der Deutschen Gesellschaft für <strong>Pflege</strong>wissenschaft (A. Büscher,<br />
D. Flemming, H. Friesacher, C. Heinze, M. Hülsken-Giesler, P. Lubin,<br />
A. Manzei, A. Meißner, R. Ostermann, M. Raiß, M. Schoska, B. Sellemann,<br />
G. Stummer)<br />
Problemstellung/Hintergr<strong>und</strong><br />
Die zunehmende Technisierung des Alltags ist ein Phänomen, das auch vor der <strong>Pflege</strong><br />
nicht halt macht. Die elektronische Erfassung <strong>und</strong> Verarbeitung personenbezogener<br />
Daten gehört ebenso zum Alltag in pflegerischen Handlungsfeldern wie der Umgang mit<br />
Medizintechnik oder moderner Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie. In<br />
jüngster Zeit werden technologische Entwicklungen explizit mit dem Ziel gefördert,<br />
älteren Menschen ein unabhängiges <strong>und</strong> selbständiges Leben bei drohender oder<br />
bereits bestehender <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit zu ermöglichen <strong>und</strong> diejenigen, die diese <strong>Pflege</strong><br />
leisten, zu unterstützen. Welche Herausforderungen <strong>und</strong> Konsequenzen für die <strong>Pflege</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>wissenschaft mit diesen Entwicklungen einhergehen, ist bislang nur<br />
unzureichend diskutiert.<br />
Ziel<br />
Systematisierung der pflegewissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen der<br />
Technik <strong>und</strong> Informatik in der <strong>Pflege</strong>.<br />
Lösungsmethode<br />
Im Rahmen der Sektion „Entwicklung <strong>und</strong> Folgen von Technik <strong>und</strong> Informatik in der<br />
<strong>Pflege</strong>“ der Deutschen Gesellschaft für <strong>Pflege</strong>wissenschaft erarbeiten Expertinnen <strong>und</strong><br />
Experten aus <strong>Pflege</strong>wissenschaft, <strong>Pflege</strong>informatik <strong>und</strong> Techniksoziologie eine<br />
systematische Übersicht zu den Herausforderungen, die sich durch die technologische<br />
Entwicklung derzeit für die professionelle <strong>Pflege</strong> ergeben.<br />
Ergebnis<br />
Die vorgeschlagene Systematisierung der komplexen Herausforderungen von Technik<br />
<strong>und</strong> Informatik in der <strong>Pflege</strong> ist mehrperspektivisch angelegt <strong>und</strong> ermöglicht damit die<br />
Generierung von pflegewissenschaftlich relevanten Forschungsfragen, die die<br />
Komplexität der Konstellationen von Technikentwicklung, -nutzung <strong>und</strong> -bewertung<br />
(Handlungssetting, Technologien, Versorgungsebenen u.a.) zu berücksichtigen erlaubt.<br />
41<br />
Poster 18. Evaluation Beschütztes Wohnen Heywinkelhaus<br />
Osnabrück: Eine Modellvariante der <strong>Pflege</strong>oasen<br />
E. Hotze, <strong>Pflege</strong>wissenschaften, Fakultät WiSo, Hochschule<br />
Osnabrück<br />
Die Zielsetzung des Projektes besteht darin, das neu eingeführte Wohnkonzept<br />
„Beschütztes Wohnen“ für Menschen mit schwerer Demenz der stationären<br />
Altenpflegeeinrichtung Heywinkelhaus Osnabrück zu evaluieren. Der besondere<br />
Fokus der Studie liegt auf der Modellvariante der so genannten Tagesoase. Das<br />
heißt im Gegensatz zum bisher üblichen Modell der <strong>Pflege</strong>oase, bei dem die<br />
Bewohner tags wie auch nachts in einem Gemeinschaftsraum verbringen,<br />
werden die Bewohner im Heywinkelhaus nur tagsüber gemeinsam in einem<br />
Raum betreut bzw. können bei Bedarf in das nahe gelegene jeweils individuelle<br />
Bewohnerzimmer gebracht <strong>und</strong> dort betreut werden. Hierdurch soll jedem<br />
Bewohner individuell die Möglichkeit gegeben werden, sich aus der<br />
Gemeinschaft auch zurück zu ziehen.<br />
Die zentralen Fragestellungen der Untersuchung lauten:<br />
Wie gestaltet sich die konkrete Umsetzung des Modells "Beschütztes Wohnen",<br />
welchen Beitrag leistet die Versorgungsform "Beschütztes Wohnen" im<br />
Heywinkelhaus Osnabrück zur bedürfnisorientierten, individuellen Versorgung<br />
von schwer demenzerkrankten Menschen <strong>und</strong> wie wirkt sich die<br />
Versorgungsform auf die Lebensqualität der BewohnerInnen aus.<br />
Die Ergebnisse sollen Hinweise auf die Bedürfnislage der Menschen mit<br />
schwerer Demenz in Bezug auf das sehr kontrovers diskutierte Spannungsfeld<br />
Privatsphäre vs. Gemeinschaftserleben geben. Hierdurch soll zudem ein Beitrag<br />
zum Diskurs um die Versorgungsform „<strong>Pflege</strong>oase“ geleistet werden. Ferner zielt<br />
die Untersuchung auf die Erprobung von methodischen Vorgehensweisen in der<br />
Demenzforschung speziell bei Erkrankten in weit fortgeschrittenen Stadien. Die<br />
Evaluationsstudie wird als Querschnittserhebung mit einem quantitativqualitativen<br />
Methodenmix durchgeführt. Die KonferenzteilnehmerInnen erhalten<br />
einen Einblick in die Konzeption <strong>und</strong> Umsetzung des „Beschützten Wohnens“.<br />
Darüber hinaus werden Ergebnisse der Evaluation vorgestellt.<br />
Poster 20. Mit Skala oder ohne Skala? Evaluation der<br />
Auswirkungen der skalengestützten Dekubitusrisikoeinschätzung<br />
auf die Anwendung prophylaktischer<br />
Maßnahmen<br />
K. Balzer, Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck<br />
(Referentin A. Junghans)<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Dekubitusgefährdete Patienten in der Traumatologie scheinen<br />
systematisch unterversorgt zu sein mit prophylaktischen Maßnahmen. Dies lässt<br />
darauf schließen, dass ihr Risiko unzureichend erkannt wird. Unklar ist, inwieweit<br />
die Nutzung einer Risikoskala die prophylaktische Versorgung verbessert.<br />
Ziel: Evaluation, ob die Dekubitusrisikoeinschätzung mithilfe der Bradenskala<br />
(BS) den Anteil dekubitusgefährdeter Patienten erhöht, die adäquate Prophylaxe<br />
erhalten.<br />
Design: Quasi-experimentelle Studie mit zwei traumatologischen Stationen eines<br />
Universitätsklinikums. In der Interventionsgruppe (IG = Station A) wandten die<br />
<strong>Pflege</strong>nden über 6 Monate regelmäßig die BS an. In der Kontrollgruppe (KG =<br />
Station B) dokumentierten die <strong>Pflege</strong>nden über 3 Monate ihre klinische<br />
Einschätzung anhand einer vierstufigen Globalskala; danach nutzten sie für 3<br />
Monate auch die BS. In beiden Gruppen erfolgte zuvor eine Baseline-Erhebung<br />
plus Schulung zur Dekubitusprophylaxe.<br />
Population: Patienten ≥18 Jahre, dekubitusfrei bei Aufnahme, erwartete<br />
Verweildauer ≥5 Tage.<br />
Primärer Endpunkt: Anwendung adäquater Präventionsmaßnahmen (≥2<br />
Maßnahmen: druckverteilende Auflage, druckentlastende Lagerung oder<br />
Mobilisierung) bei Patienten mit hohem Dekubitusrisiko (Assessment der<br />
Studienassistenten). Sek<strong>und</strong>ärer Endpunkt war die Dekubitusinzidenz Grad ≥2.<br />
Vorläufige Ergebnisse (univariat): Es konnten 571 Patienten eingeschlossen<br />
werden. Davon wiesen 376 mindestens zeitweise ein hohes Dekubitusrisiko auf<br />
(n=146 Baseline): In der IG erhielten 27/100 dieser Patienten adäquate<br />
Prävention unter BS-Anwendung, verglichen mit 19/76 unter klinischer<br />
Einschätzung (Globalurteil) in der KG (RR 1,08, 95 % KI 0,65-1,79). In der KG<br />
sank der Anteil adäquat versorgter Patienten bei BS-Anwendung auf 9/54 (RR<br />
0,67, 95 % KI 0,33-1,36 für Intragruppenvergleich).<br />
Diskussion: Vorbehaltlich der multivariaten Analyse deuten die Daten darauf hin,<br />
dass die Nutzung der BS die präventive Versorgung nicht verbesserte. In einer<br />
ergänzenden qualitativen Studie werden derzeit die pflegerischen Erfahrungen<br />
bei der Risikoeinschätzung sowie die Gründe für die unzureichende präventive<br />
Versorgung exploriert. Die Ergebnisse werden beim Kongress präsentiert.