3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
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Abstracts<br />
Poster 21. Ges<strong>und</strong>heitliches Risikoverhalten in der <strong>Pflege</strong>ausbildung<br />
– Die Rolle von Bewältigungsmustern <strong>und</strong><br />
Geschlechtsrollenorientierung<br />
O. Kada, Studienbereich Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>, Fachhochschule Kärnten<br />
Ges<strong>und</strong>heitliches Risikoverhalten <strong>und</strong> Burnout wurden bei <strong>Pflege</strong>kräften <strong>und</strong> solchen in<br />
Ausbildung immer wieder dokumentiert (Grünbeck & Klewer, 2010; Jenull et al., 2009;<br />
Hasselhorn et al., 2005). In der <strong>Pflege</strong>ausbildung, die in Österreich noch vorwiegend an<br />
<strong>Pflege</strong>schulen stattfindet (Brunner & Kada, 2010), erfolgt eine Konfrontation mit<br />
unterschiedlichen Stressoren. Werden maladaptive Copingstrategien über einen<br />
längeren Zeitraum eingesetzt, kann dies in riskantem Ges<strong>und</strong>heitsverhalten münden<br />
(Antonovsky, 1987). Die Geschlechtsrollenorientierung, also die Orientierung an typisch<br />
männlichen <strong>und</strong> typisch weiblichen Eigenschaften, spielt dabei eine nicht unwesentliche<br />
Rolle (Bem 1974, Renk & Creasey, 2003).<br />
Daher wird in der vorliegenden Studie die Rolle von Maskulinität, Femininität <strong>und</strong><br />
Bewältigungsmustern im Zusammenhang mit Binge Drinking bei <strong>Pflege</strong>schülerInnen<br />
aus Kärnten (Österreich) untersucht (N = 184). Gemessen wurden die Geschlechtsrollenorientierung<br />
(Bem Sex-Role Inventory, BSRI; Schneider-Düker & Kohler, 1988),<br />
die Bewältigungsmuster (Arbeitsbezogenes Verhaltens- <strong>und</strong> Erlebensmuster, AVEM-<br />
44; Schaarschmidt & Fischer, 2008) sowie die Anzahl der Binge Drinking Anlässe in<br />
den vergangenen 30 Tagen (Uhl et al., 2005).<br />
Es zeigte sich, dass 73.6% der SchülerInnen von mindestens einmal im letzten Monat<br />
Binge Drinking betrieben hatten. 38.7% der SchülerInnen wiesen ein ges<strong>und</strong>heitsförderliches<br />
Verhaltensmuster auf (Muster G: hohes Engagement, hohe Widerstandsfähigkeit,<br />
33.7 %; Muster S: geringes Engagement bei starker Distanzierungsfähigkeit,<br />
4.9%), 33.1% der SchülerInnen zeigten riskante Verhaltensmuster (Muster B:<br />
Überforderung, wenig Engagement, geringe Distanzierungsfähigkeit, 31.9%; Muster A:<br />
Überengagement, geringe Distanzierungsfähigkeit, 1.2%); 28,2% waren Mischtypen.<br />
Die Femininitäts- (MW=4.9, SD=0.6) <strong>und</strong> Maskulinitätswerte (MW=4.7, SD=0.6)<br />
unterschieden sich kaum zwischen den Geschlechtern. In Bezug auf die Häufigkeit von<br />
Binge Drinking Events zeigten Schülerinnen ein geringeres Risiko (Incidence Risk<br />
Ratio=0.41, 95% CI=0.25–0.66). SchülerInnen mit dem riskanten Bewältigungsmuster<br />
berichteten 1.85-mal mehr Binge Drinking Anlässe (95% CI=1.27–2.69). SchülerInnen<br />
mit höheren Femininitätswerten berichteten 1.67-mal mehr Binge Drinking Anlässe<br />
(95% CI=1.11–2.52).<br />
Die Ergebnisse werden in Hinblick auf die Notwendigkeit ges<strong>und</strong>heitsförderlicher,<br />
ressourcenorientierter Interventionen in der <strong>Pflege</strong>ausbildung diskutiert (z.B.<br />
Selbstpflege; Horneffer, 2006).<br />
Poster 23. Hüben wie drüben? Versorgungslücken in<br />
Österreich <strong>und</strong> Deutschland im Vergleich<br />
S. Kraus, B. Reuschenbach, Katholische Stiftungsfachhochschule<br />
München<br />
Im Rahmen des deutsch-österreichischen Projektes "<strong>Pflege</strong>: Ein Arbeitsmarkt der<br />
Zukunft - Grenzüberschreitende Kompetenzentwicklung in der <strong>Pflege</strong>" werden im<br />
Teilprojekt "Unterstützungsbedarfe <strong>und</strong> Versorgungsressourcen für ältere Menschen"<br />
die Versorgungssysteme beider Länder vergleichend analysiert.<br />
Das vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung geförderte dreijährige Projekt,<br />
hat das langfristige Ziel, optimale pflegerische Versorgungsmodelle zu entwickeln <strong>und</strong><br />
zu evaluieren. In einem ersten Schritt werden aus Sicht der Nutzer die Anforderungen<br />
an eine zeitgemäße Versorgung ermittelt <strong>und</strong> Versorgungslücken aufgedeckt.<br />
Methodisch kommt hierbei die Fallvignetten-Technik zum Einsatz. Es werden sukzessiv<br />
virtuelle Fälle <strong>und</strong> Facetten eines Falles konstruiert, die für die jeweiligen<br />
Versorgungsstrukturen eine Herausforderung darstellen. Durch die adaptive<br />
Hinzunahme von Prämissen werden langsam Versorgungslücken deutlich. D.h. es wird<br />
ein artifizieller Fall konstruiert <strong>und</strong> für diesen Versorgungsbedarfe <strong>und</strong><br />
Versorgungsmöglichkeiten dargestellt. Können Bedarfe nicht angemessen gedeckt<br />
werden, ist eine Versorgungslücke identifiziert worden. Die Angemessenheit der<br />
Versorgung wird dabei primär aus Nutzersicht definiert. In einem weiteren Schritt wird<br />
geprüft, wie realitätsnah <strong>und</strong> wahrscheinlich diese konstruierten Fälle sind. Gut<br />
beschrieben ist für den deutschen Raum beispielsweise die ambulante<br />
Versorgungslücke, die durch eine frühzeitige Entlassung aus dem Krankenhaus in die<br />
häusliche Umgebung entsteht.<br />
Der Vergleich der Vignetten in beiden Ländern ermöglicht es nicht nur Lücken<br />
aufzudecken, sondern auch mögliche Lösungen für die jeweiligen Versorgungsprobleme<br />
zu identifizieren.<br />
42<br />
Poster 22. Kohärenzgefühl im Krankenhaus –<br />
Vorstellung eines neuen Messinstruments<br />
O. Kada, E. Brunner (1), M. Maier (2), (1) Studienbereich Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>, Fachhochschule Kärnten, (2) Institut für Statistik <strong>und</strong><br />
Mathematik Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Brieskorn-Zinke (2000) beschreibt in ihrem Artikel Möglichkeiten zur Förderung<br />
des Kohärenzgefühls (SOC) im Rahmen der <strong>Pflege</strong>. Allerdings fehlen bislang<br />
einfach handzuhabende Instrumente zur Identifikation von PatientInnen, die<br />
SOC-stärkender Interventionen bedürfen (Hildingh, Fridl<strong>und</strong> & Baigi, 2008). Der<br />
SOC entsteht aus den Erfahrungen einer Person in ihrer Interaktion mit der<br />
Umwelt (Antonovsky, 1987) <strong>und</strong> kann daher in unterschiedlichen Settings <strong>und</strong><br />
Lebenslagen durchaus verschiedene Ausprägungen aufweisen. Insbesondere<br />
Krankenhausaufenthalte, die neben der Umstellung auf neue Routinen <strong>und</strong> der<br />
Konfrontation mit Behandlungen (Kada & Brunner, 2009) auch das Abgeben von<br />
Kontrolle in die Hände von Ärzteschaft <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong> mit sich bringen, fordern den<br />
SOC in besonderem Maße.<br />
Die vorliegende Studie (Kada, Brunner & Maier, <strong>und</strong>er review) befasst sich daher<br />
mit der Entwicklung eines Fragebogens spezifisch für das Setting Krankenhaus<br />
<strong>und</strong> setzt somit Bemühungen zur Entwicklung bereichsspezifischer SOC-<br />
Instrumente (z.B. „family sence of coherence“, Antonovsky & Sourani, 1988) fort.<br />
Basierend auf bestehenden Fragebögen zur Messung des SOC im Setting<br />
Universität (Brunner et al., 2009; Gräser, 2003) wurde ein Fragebogen zum SOC<br />
im Krankenhaus (H-SOC) entwickelt <strong>und</strong> einer Stichprobe von 300 PatientInnen<br />
vorgegeben. Außerdem wurden der allgemeine Kohärenzsinn (SOC-L9; Singer &<br />
Brähler, 2007), die aktuelle Beanspruchung (KAB; Müller & Basler, 1993), die<br />
primäre Bewertung des Krankenhausaufenthaltes, die Vorhersehbarkeit der<br />
Einlieferung, die subjektive Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Aufenthaltsdauer gemessen.<br />
Mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse wurde ein zufriedenstellender Fit für<br />
den H-SOC Fragebogen ermittelt; die Reliabilität ist mit Cronbachs α = .794<br />
zufriedenstellend. Die Konstruktvalidität konnte bestätigt werden: So korreliert<br />
eine negative primäre Bewertung des Krankenhausaufenthaltes mit einer<br />
geringen Ausprägung des allgemeinen SOC <strong>und</strong> dem Faktor Verstehbarkeit des<br />
H-SOC <strong>und</strong> einer höheren aktuellen Beanspruchung.<br />
Der neue Fragebogen soll nach weiterer Erprobung dazu dienen, PatientInnen<br />
zu identifizieren, die SOC-fördernder Maßnahmen bedürfen. Dies ist besonders<br />
deshalb von Bedeutung, da der SOC als wichtige Bewältigungsressource mit<br />
Genesung (Griffith, 2009), Adhärenz (Nabi et al., 2008) <strong>und</strong> Lebensqualität<br />
(Norekvål et al., 2010) in Zusammenhang steht. Der Fragebogen kann außerdem<br />
zur Evaluation SOC-stärkender Interventionen dienen.<br />
Poster 24. Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster -<br />
Wie viel Schmerz steckt in der Blackbox <strong>Pflege</strong>heim?<br />
A. Ewers, I. Gnass, M. Hufnagel, C. Krüger, P. Kutschar,<br />
B. Mitterlehner, N. Nestler, J. Osterbrink, Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft<br />
an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität<br />
Salzburg<br />
Hintergr<strong>und</strong>:<br />
Schmerz ist ein allgegenwärtiges Problem <strong>und</strong> zieht sich durch alle<br />
Bevölkerungsschichten <strong>und</strong> Altersgruppen. Trotz neuster Entwicklungen in der<br />
Schmerzforschung ist der Anteil schmerztherapeutisch unter- bzw. fehlversorgter<br />
Menschen immer noch bedeutend hoch, denn die Umsetzung eines adäquaten<br />
Schmerzmanagements stellt in vielen Versorgungseinrichtungen nach wie vor<br />
ein gravierendes Problem dar.<br />
Im Rahmen des Versorgungsforschungsprojekts “Aktionsbündnis Schmerzfreie<br />
Stadt Münster“ werden mögliche Gründe für die defizitäre Versorgung in<br />
unterschiedlichen Versorgungseinrichtungen (Krankenhaus, stationäre Altenhilfe,<br />
ambulante <strong>Pflege</strong>dienste, Hospize, Schmerzpraxen) in der Stadt Münster<br />
analysiert. Die Studie untersucht inwieweit die gesetzlich geforderten ärztlichen<br />
Leitlinien <strong>und</strong> pflegerischen Standards zum Schmerzmanagement in<br />
unterschiedlichen Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen umgesetzt werden.<br />
Insbesondere die Schmerzerfassung <strong>und</strong> Behandlung in Einrichtungen der<br />
stationären Altenhilfe stellen aufgr<strong>und</strong> der vulnerablen Bewohnerklientel eine<br />
besondere Herausforderung dar. Erste Ergebnisse der schmerztherapeutischen<br />
Versorgung aus dem Forschungsstrang „stationäre Altenhilfe“ werden<br />
dargestellt.<br />
Methode:<br />
Zur Ermittlung des Ist-Zustandes (Pre-test) in der stationären Altenhilfe wurden<br />
BewohnerInnen <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>nde aus insgesamt 14 Altenhilfeeinrichtungen mittels<br />
speziell entwickelter Instrumente zum Schmerzmanagement befragt.<br />
Je nach Ergebnis des Mini-Mental-Status-Tests (MMSE) wurden die<br />
teilnehmenden BewohnerInnen in eine der folgenden drei Gruppen eingeteilt.<br />
Gruppe 1: MMSE ≥ 18: Selbsteinschätzung (Fragebogen)<br />
Gruppe 2: MMSE 17-10: Selbsteinschätzung <strong>und</strong> Fremdeinschätzung<br />
(Fragebogen; BESD, CMAI-D)<br />
Gruppe 3: MMSE ≤ 9: Fremdeinschätzung (BESD, CMAI-D)<br />
Anhand der Analyseergebnisse der Erstevaluation wird der Bedarf an<br />
pflegerischen Interventionen abgeleitet <strong>und</strong> im Rahmen einer Interventionsphase<br />
durch entsprechende Optimierungsmaßnahmen umgesetzt. In einem<br />
anschließenden Post-Test wird das Schmerzmanagement erneut evaluiert, um<br />
etwaige Veränderungen im Schmerzmanagement zu erfassen.<br />
Zu erwartende Ergebnisse:<br />
Die Ergebnisse generieren epidemiologische Daten in einem weitgehend<br />
unerforschten Versorgungsbereich. Sie liefern Erkenntnisse über Möglichkeiten<br />
der schmerztherapeutischen Versorgung bei BewohnerInnen mit chronischen<br />
<strong>und</strong>/oder akuten Schmerzen.