3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
3-Länderkonferenz Pflege und Pflegewissenschaft - Amiando
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abstracts<br />
Erfassung des Hilfe- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>bedarfs im Rahmen der<br />
<strong>Pflege</strong>beratung mit Hilfe des <strong>Pflege</strong>beratungsinventars (PBI)<br />
A. Hoell (1), I. Hendlmeier (1), J. Kottner (2), M. Schäufele (1),<br />
(1) Zentralinstitut für seelische Ges<strong>und</strong>heit Mannheim, (2) Stiftung Zentrum<br />
für Qualität in der <strong>Pflege</strong> Berlin<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Die zielgerichtete <strong>und</strong> umfassende Erfassung von Hilfe-, <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong><br />
Unterstützungsbedarf ist Bestandteil der <strong>Pflege</strong>beratung bei komplexen Problemlagen.<br />
<strong>Pflege</strong>fachlich relevante Probleme <strong>und</strong> Dimensionen sowie individuelle Bedürfnisse<br />
müssen berücksichtigt werden, um adäquate Lösungen zu entwickeln <strong>und</strong> passgenaue<br />
Versorgungspläne zu erstellen. Zurzeit gibt es in Deutschland keinen explizit<br />
formulierten Rahmen für die Strukturierung der Assessmentphase in der<br />
<strong>Pflege</strong>beratung nach §7a SGB XI.<br />
Ziel<br />
Es soll ein multidimensionales Assessmentinstrument für die <strong>Pflege</strong>beratung entwickelt<br />
werden. Das Instrument soll die Informationssammlung strukturieren <strong>und</strong> unterstützen,<br />
die Hilfeplanung optimieren <strong>und</strong> die Qualität der <strong>Pflege</strong>beratung fördern.<br />
Methode<br />
Zunächst wurde eine internationale Datenbankrecherche nach umfassenden<br />
Assessmentinstrumenten durchgeführt. Nach der systematischen Analyse wurde das<br />
geeignetste Instrument identifiziert, übersetzt <strong>und</strong> für die Verwendung im<br />
deutschsprachigen Raum modifiziert. Eine erste Version wurde <strong>Pflege</strong>beraterinnen<br />
vorgestellt <strong>und</strong> in zwei Fokusgruppengesprächen einem sprachlichen Verständnisreview<br />
unterzogen. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde das Instrument erneut<br />
angepasst. In einem nächsten Schritt wird das Instrument auf Praktikabilität getestet<br />
<strong>und</strong> evaluiert.<br />
Ergebnisse<br />
Aus allen den Suchkriterien entsprechenden Instrumenten (N=38) wurde das Sheffield<br />
Single Assessment Process Assessment ausgewählt, übersetzt <strong>und</strong> an das deutsche<br />
Setting angepasst. In den Fokusgruppengesprächen mit insgesamt 20<br />
<strong>Pflege</strong>beraterinnen wurde deutlich, dass an einem umfassenden Assessmentinstrument<br />
großes fachliches Interesse besteht, das <strong>Pflege</strong>beratungsinventar (PBI) eine<br />
umfassende Situationserfassung ermöglicht <strong>und</strong> die Informationserhebungsphase<br />
strukturiert <strong>und</strong> objektiviert wird. Gleichzeitig zeigten sich konzeptionelle <strong>und</strong> fachliche<br />
Probleme der aktuellen <strong>Pflege</strong>beratung sowie ein großer Schulungsbedarf. Ergebnisse<br />
aus der derzeit laufenden Prüfung der Praktikabilität liegen Ende August 2011 vor.<br />
Diskussion <strong>und</strong> Relevanz<br />
Das Instrument ermöglicht eine umfassende Informationssammlung <strong>und</strong> adäquate<br />
Feststellung des Hilfe- <strong>und</strong> Unterstützungsbedarfs. Erstmals liegt damit in Deutschland<br />
eine Gr<strong>und</strong>lage für einen qualitativ hochwertigen Hilfe- <strong>und</strong> Versorgungsplan im<br />
Rahmen der <strong>Pflege</strong>beratung nach §7a SGB XI vor. Das vorgeschlagene Instrument<br />
kann strukturelle, konzeptionelle <strong>und</strong> fachliche Probleme der praktischen<br />
<strong>Pflege</strong>beratungstätigkeit nicht lösen.<br />
Leitfaden zur Erhebung der Ernährungspräferenzen von<br />
Menschen in stationären Altenhilfeeinrichtungen zur Berücksichtigung<br />
in einem Fingerfood-Konzept<br />
N. Zens, S. Ebel, Katholische Hochschule Köln<br />
Mangelernährung ist in stationären <strong>Pflege</strong>einrichtungen ein pflegerisches Hauptproblem,<br />
dem es präventiv zu begegnen gilt. Ein alternatives Ernährungsmodell wie das<br />
Fingerfood, welches in der Literatur als präventive Maßnahme beschrieben wird,<br />
scheint besonders geeignet für <strong>Pflege</strong>empfänger zu sein. Fingerfood kann<br />
insbesondere an Demenz Erkrankten eine unkomplizierte <strong>und</strong> selbstständige<br />
Nahrungsaufnahme ermöglichen. Voraussetzung für den Einsatz von Fingerfood sind<br />
umfangreiche Kenntnisse über die individuellen Ernährungsgewohnheiten der<br />
<strong>Pflege</strong>empfänger, um die gewonnenen Informationen in Fingerfood, entsprechend den<br />
Präferenzen, zu überführen.<br />
Um eine detaillierte Erfassung der Ernährungspräferenzen zu erhalten, ist ein<br />
Erhebungsinstrument erforderlich, dass die verschiedenen Lebenszyklen <strong>und</strong><br />
-erfahrungen hinsichtlich der Nahrungsaufnahme wie Kindheit, mittleres<br />
Erwachsenenalter <strong>und</strong> die aktuelle Situation der <strong>Pflege</strong>empfänger berücksichtigt.<br />
Demgegenüber liegen nach ausführlicher Literaturrecherche in nationalen wie<br />
internationalen Datenbanken keine pflegerelevanten Forschungsergebnisse vor.<br />
Im Kontext einer Qualifizierungsarbeit mit einem qualitativen Design wurde ein<br />
Erhebungsinstrument in Form eines Fragebogens konzipiert, der die lebenszyklischen<br />
Präferenzen, Aversionen <strong>und</strong> individuellen Bedeutungen einzelner Nahrungsmittel<br />
sowie Speisenzubereitungen erfasst. Dieses Erhebungsinstrument wurde in 19<br />
Einzelinterviews mit 4 hochaltrigen Personen, 7 demenziell erkrankten Personen <strong>und</strong> 8<br />
Bezugspersonen in stationären Altenpflegeeinrichtungen im Rheinland eingesetzt. Die<br />
gewonnenen Daten wurden anhand der strukturierenden Inhaltsanalyse von Mayring<br />
bearbeitet.<br />
Aus den Ergebnissen lässt sich abbilden, dass biographische Faktoren sowie die<br />
regionale Herkunft der <strong>Pflege</strong>empfänger eine hohe Bedeutsamkeit bei den<br />
Ernährungspräferenzen darstellen. Diese Erkenntnisse zugr<strong>und</strong>e gelegt wurden<br />
Vorschläge für die Umsetzung in ein Fingerfood- Konzept entwickelt, die ohne<br />
erheblichen Mehraufwand in stationären Versorgungsformen integriert werden könnten.<br />
Um zu klären, inwieweit das Fingerfood- Konzept präventiv der Mangelernährung<br />
begegnen kann, sind weitere Untersuchungen nötig. Die Weiterentwicklung <strong>und</strong><br />
Evaluation zur verbesserten Praktikabilität des Erhebungsinstruments ist obligat.<br />
35<br />
Angehörige depressiv erkrankter Menschen: Ein Thema<br />
für psychiatrisch <strong>Pflege</strong>nde?<br />
W. Schnepp, Department für <strong>Pflege</strong>wissenschaft, Fakultät für<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Universität Witten/Herdecke<br />
Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Problemstellung:<br />
In Deutschland leiden jährlich 5 bis 6 Millionen Menschen an einer depressiven<br />
Erkrankung <strong>und</strong> ein ansteigender Trend wird erwartet. Das Zusammenleben mit<br />
einem depressiv erkrankten Menschen bringt zahlreiche Belastungen für die<br />
betroffenen Familien mit sich. Deswegen sollte die Unterstützung betroffener<br />
Familien von Bedeutung für die Berufsgruppe psychiatrisch <strong>Pflege</strong>nder sein.<br />
Zielsetzung <strong>und</strong> Fragestellungen:<br />
Im Rahmen der Entwicklung einer unterstützenden, pflegerischen Intervention für<br />
die Angehörigen depressiv erkrankter Menschen, wurden psychiatrisch<br />
<strong>Pflege</strong>nde <strong>und</strong> Angehörige depressiv erkrankter Menschen zum<br />
Unterstützungsbedarf befragt.<br />
Methode <strong>und</strong> Material:<br />
Die Untersuchung orientiert sich an der Methode der Gro<strong>und</strong>ed Theory. In der<br />
vorliegenden Untersuchung wurden 25 Interviews mit Angehörigen depressiv<br />
erkrankter Menschen <strong>und</strong> psychiatrisch <strong>Pflege</strong>nden geführt. Die Interviews<br />
wurden entsprechend verschiedener Kodierverfahren sowie einer konstanten<br />
komparativen Analyse unterzogen, welche typisch sind für die Gro<strong>und</strong>ed Theory.<br />
Ergebnisse:<br />
Von Professionellen wünschen sich Angehörige neben medizinischen Informationen,<br />
praktischen Tipps, emotionaler Entlastung auch Informationen über<br />
den stationären Tagesablauf. <strong>Pflege</strong>nde als mögliche Ansprechpartner tauchen<br />
in den Interviews mit Angehörigen kaum auf. Im Rahmen der stationären Arbeit<br />
fühlen sich <strong>Pflege</strong>nde den PatientInnen verpflichtet <strong>und</strong> räumen ihnen die<br />
Hoheitsrechte über Gesprächsinhalte mit Angehörigen ein. Sie befürchten in<br />
Loyalitätskonflikte verstrickt zu werden <strong>und</strong> berufen sich auf die Schweigepflicht<br />
<strong>und</strong> mangelnde Ausbildung im Umgang mit Angehörigen.<br />
Diskussion:<br />
<strong>Pflege</strong>nde sind für die Angehörigen depressiv erkrankter Menschen <strong>und</strong> diese<br />
Angehörigen für die <strong>Pflege</strong>nden, im stationären Rahmen, eine Randerscheinung.<br />
Dies steht im Widerspruch zu der Sollvorstellung, dass <strong>Pflege</strong>nde für Angehörige<br />
psychisch erkrankter Menschen in vielfältigen Rollen hilfreich sein könnten.<br />
Gleichwohl ermöglicht die Gelegenheit zur Reflexion es den <strong>Pflege</strong>nden, sich in<br />
die Situation der Angehörigen einzufühlen.<br />
Schlussfolgerung:<br />
Wenn psychiatrisch <strong>Pflege</strong>nde für Angehörige depressiv erkrankter Menschen<br />
eine unterstützende Funktion wahrnehmen sollen, benötigen sie sowohl mehr<br />
Sensibilisierung für deren Bedürfnisse als auch Training in familienorientiertem<br />
Denken <strong>und</strong> Handeln.<br />
„CAREFUL“ - Caring-Bedürfnisse von onkologisch<br />
erkrankten Menschen <strong>und</strong> deren Einschätzung durch<br />
<strong>Pflege</strong>personen im postoperativen, behandlungszentrierten<br />
sowie palliativen Setting<br />
H. Mayer, E. Zojer, Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft, Universität Wien-<br />
Die Diagnose Krebs löst eine tiefe Krise der Erkrankten, deren Familien <strong>und</strong><br />
Angehörigen aus. Das In-Beziehung-Treten mit Ges<strong>und</strong>heitsprofessionistInnen<br />
stellt einen wesentlichen Bereich in der Erlangung des Wohlbefindens dar. Die<br />
Studie stützt sich auf die sinngemäße Auffassung des Begriffes Caring nach<br />
Swanson als vertrauensvolles, wertschätzendes In-Beziehung-treten mit<br />
anderen, indem sich die Beteiligten verb<strong>und</strong>en fühlen, um Wohlbefinden zu<br />
ermöglichen. Ziel der Studie war es Caring-Bedürfnisse von krebskranken<br />
Menschen zu benennen, zu gewichten, die Ausprägungen in den verschiedenen<br />
Settings (behandlungszentriert, postoperativ, palliativ) darzustellen, deren<br />
Erfüllung zu beleuchten <strong>und</strong> mit den Prioritäten zu verknüpfen <strong>und</strong> letztlich dies<br />
mit der Sichtweise von <strong>Pflege</strong>personen in Verbindung zu setzen. Der Studie liegt<br />
ein quantitatives deskriptives Design zugr<strong>und</strong>e. Die Daten wurden durch<br />
standardisierte mündliche <strong>und</strong> schriftliche Befragungen erhoben. Das dreiteilige<br />
„Caring Measurement Tool, Vienna Version 2010“ zur Erhebung von Caring<br />
Aspekten basiert auf drei praxiserprobten Messinstrumenten, welche übersetzt<br />
<strong>und</strong> adaptiert wurden. Die Erhebung wurde auf 12 Stationen eines Wiener<br />
Krankenhauses über einen Zeitraum von neun Monaten durchgeführt. Die<br />
Stichprobe umfasst 395 Personen.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass Caring-Bedürfnisse unabhängig vom Setting<br />
(postoperativ, behandlungszentriert, palliativ) für die PatientInnen eine sehr hohe<br />
Priorität haben. Infolgedessen ist es von hoher Wichtigkeit diese Caring-<br />
Bedürfnisse bewusst <strong>und</strong> als eigenständige Teilkomponente der <strong>Pflege</strong> in die<br />
Versorgung von Menschen in jedem Stadium einer Krebserkrankung mit<br />
einzubeziehen. Es ist ersichtlich, dass für PatientInnen im akuten Setting das<br />
Eingehen auf physische Bedürfnisse höhere Wichtigkeit beigemessen wird, als<br />
der Unterstützung auf emotionaler Ebene. Trotzdem nimmt der gefühlsbezogene<br />
Umgang für PatientInnen einen hohen Stellenwert ein, insbesondere das Gefühl<br />
von Vertrauen in die <strong>Pflege</strong>person <strong>und</strong> deren Tätigkeiten.