HUK 333 November 2020
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Fotoreportage<br />
A<br />
ls Sasha Maslov noch in der<br />
Ukraine lebte und dort zur<br />
Schule ging, kamen immer<br />
mal wieder Veteran*innen<br />
in den Unterricht. Männer und Frauen,<br />
die von ihrem Kampf im Zweiten<br />
Weltkrieg berichteten, dem „Großen<br />
Vaterländischen Krieg“, wie er in der<br />
Sowjetunion und auch zu postsowjetischen<br />
Zeiten genannt wurde. „Die ganzen<br />
Erzählungen waren immer sehr<br />
patriotisch und überhöht“, erzählt der<br />
36-Jährige via Skype aus seiner New<br />
Yorker Wohnung.<br />
Schon immer haben ihn historische<br />
Zusammenhänge fasziniert. Doch erst<br />
nach seinem Umzug in die USA vor elf<br />
Jahren sah sich der Fotograf etliche<br />
Dokumentationen über den Zweiten<br />
Weltkrieg an. „Da wurde mir klar: Je<br />
nachdem, aus welchem Land die Leute<br />
kommen, erzählen sie eine andere Geschichte.<br />
Und sie malen das Ergebnis<br />
dieses globalen Ereignisses in den<br />
Farben, die für ihre Interpretation der<br />
Geschichte besser geeignet sind.“<br />
Etwa zur gleichen Zeit wollte Maslov<br />
seinen beruflichen Schwerpunkt ändern,<br />
weg vom reinen Fotojournalismus<br />
und hin zum Geschichtenerzählen mittels<br />
Porträtfotografie. „Ich war auf der<br />
Suche nach einem Projekt, das mir<br />
beim Übergang helfen würde“, sagt er.<br />
So kam er auf die Idee, Welt kriegsveteran*innen<br />
in unterschiedlichen<br />
Län dern zu besuchen. Herausgekommen<br />
sind Fotos von Menschen in ihrer<br />
Alltagskleidung oder gar in ihren alten<br />
Uniformen, inmitten ihrer Wohnzimmer,<br />
in denen sich ihr ganzes Leben<br />
widerzuspiegeln scheint.<br />
JAPAN: Kikuchi Tsukuba-Shi, Jahrgang 1929, hatte „keine<br />
Angst vor dem Tod. Wir alle sind einer Gehirnwäsche unterzogen worden“,<br />
sagte er im Interview. „Wir hielten es für edel, für Japan zu sterben. Deshalb bewarb<br />
ich mich mit 14 Jahren als Pilot. Einmal flogen so viele B-51-Bomber über<br />
uns hinweg, dass ich den Himmel nicht mehr sehen konnte. Da hatte ich dann<br />
doch Angst.“ Nach dem Krieg sei die Armut im Land groß gewesen. Nur die Starken<br />
hätten überlebt, und so schloss er sich der Yakuza (japanische Mafia) an. Später<br />
schwor er der Organisation ab und arbeitete für einen Regierungspolitiker. •<br />
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