Alnatura Magazin Januar 2021
Fleischalternative aus Pilzen // Wie wir uns klimafreundlicher ernähren // Spezial: Im Gespräch mit Niko Rittenau und Sebastian Copien
Fleischalternative aus Pilzen // Wie wir uns klimafreundlicher ernähren // Spezial: Im Gespräch mit Niko Rittenau und Sebastian Copien
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»Wichtig ist,<br />
die Röst aromen zu<br />
intensivieren: immer<br />
wieder kurz Flüssig keit<br />
zum Gemüse geben und<br />
weiter anbraten.<br />
Macht man das zweioder<br />
dreimal, hat das<br />
Gemüse bereits doppelt<br />
so viele Röst aromen.«<br />
Sebastian Copien<br />
müse in der Pfanne, es zischt und dampft und das schon<br />
kross angebratene Gemüse kocht für einen Moment<br />
auf, um dann weiter einzukochen. »Deglacieren und<br />
Eindampfen sind ganz wichtig. Wenn ich meine dunkle<br />
Bratensauce im Hofbräuhaus auf den Tisch stellen würde,<br />
würde keiner den Unterschied zu einer Fleischjus schmecken.«<br />
Was gibst du an deine Bratensauce, frage ich?<br />
»Gemüse, Wurzelgemüse, Aromageber in Form von<br />
Kräutern, getrockneten Pilzen und selbst gemachten<br />
Fonds und Suds. Sie geben das berühmte Umami-Aroma,<br />
die herzhafte Note, die unser Körper mag, weil sie ihm<br />
suggeriert: Jetzt kommt proteinreiche Nahrung. Gerade<br />
aber beim Grillen und Braten von Gemüse entstehen weitere<br />
Komponenten: Karamellnoten und Röstaromen, die<br />
sich bilden, wenn Zucker und Eiweiß unter Hitze fusionieren.<br />
Die Kochtechnik ist der alles entscheidende Faktor.«<br />
»MEIN LEBEN WURDE UM VIELE AROMEN BEREICHERT.«<br />
Kochtechnik lehrt Sebastian Copien nicht nur in seiner Münchner<br />
Kochschule, sondern auch über die Internet-Kochschule Vegan<br />
Masterclass. Über 10 000 Kursteilnehmerinnen und -nehmer hat<br />
die Online-Kochschule bereits. In München kochen wir heute aber<br />
keine dunkle Braten sauce, sondern die Basis für den italienischen<br />
Klassiker Minestrone. Das Rezept stammt aus dem neuen Kochbuch<br />
»Vegan Low Budget – Großer Geschmack zum kleinen Preis«,<br />
das er zusammen mit dem Ernährungswissenschaftler Niko Rittenau<br />
geschrieben hat. Shiitake-Pilze dienen Sebastian hier als Grundlage<br />
Gemüse,<br />
Wurzelgemüse,<br />
Kräuter,<br />
getrocknete<br />
Pilze<br />
und selbst<br />
gemachte<br />
Fonds und<br />
Suds geben<br />
Aroma.<br />
für einen herzhaften Fond. »Du hörst wahrscheinlich relativ oft,<br />
dass die rein pflanzliche Küche langweilig sei, oder?«, fragen wir.<br />
Sebastian nickt: »Wer einen Blick in vegane Kochbücher wirft, wird<br />
aber bemerken, dass sie keine Einschränkung, sondern vielmehr<br />
eine Erweiterung ist. Mein Leben wurde um so viele Aromen bereichert.«<br />
Wenig später steht die Minestrone kurz vor der Vollendung.<br />
»Ich arbeite nach dem Prinzip Fünf plus zwei. Dabei geht<br />
es darum, alle Geschmacksrichtungen, Konsistenzen und Temperaturen<br />
zu bedienen, die ein großartiges Essen ausmachen. Wenn<br />
man das verinnerlicht hat, betritt man eine neue kulinarische Welt.«<br />
Sebastian Copien demonstriert uns das anhand der Toppings für<br />
die Minestrone: Geräucherter Tofu wird unter starker Hitze angebraten<br />
und führt als i-Tüpfelchen auf der Suppe zu einem Geschmackserlebnis,<br />
das angebratenem Speck in nichts nachsteht. MF<br />
<strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2021</strong><br />
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