Stuttgarter Ausgabe 01/2021
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Immobilien<br />
smartLiving.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
INTERVIEW MIT BERND SCHMUCKER,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER DER SCHMUCKER<br />
IMMOBILIEN –<br />
„STAY AT HOME“-DEVISE BEFLÜGELT<br />
ZUSÄTZLICH DEN IMMOBILIENMARKT<br />
„AUCH SCHÖNE ERLEBNISSE<br />
IN DIESEN VERRÜCKTEN ZEITEN“<br />
Die Deutschen und ihre Immobilien: Dabei handelt es sich um eine besonders emotionale Verbindung.<br />
Als Zuhause für die Familie genießt das „Betongold“ einen ebenso hohen Stellenwert wie als Beitrag<br />
zur Vermögensbildung und Altersvorsorge. So ist das seit Jahrzehnten. Doch wie sieht es zu Pandemiezeiten<br />
im Jahr <strong>2021</strong> aus? Wir befragten Bernd Schmucker, Geschäftsführer von Schmucker Immobilien in<br />
Stuttgart, zu vielen aktuellen Themen rund um die Immobilie.<br />
Herr Schmucker, was tut sich zu Jahresbeginn auf dem<br />
Immobilienmarkt und wie ist das Verhältnis bezüglich<br />
Angebot und Nachfrage?<br />
Bedingt durch die Devise „Stay at home“ und den damit verbundenen<br />
Reisebeschränkungen lief der Immobilienmarkt<br />
auch über die Feiertage und den Jahreswechsel ohne Unterbrechung<br />
weiter. Die Nachfrage nach eigengenutzten<br />
Wohnungen und Einfamilienhäusern war und ist daher ungebrochen.<br />
Wir erhalten täglich viele Mails mit Anfragen<br />
und detaillierten Suchkriterien. Das Angebot ist in allen Bereichen<br />
nach wie vor sehr knapp und deckt bei Weitem nicht<br />
die Nachfrage.<br />
Wie ist denn die Stimmungslage bei Käufern und<br />
Verkäufern?<br />
Der Immobilienmarkt profitiert insgesamt von dieser unsäglichen<br />
Pandemie. Man spürt aber doch eine gewisse<br />
Verunsicherung bei allen Marktteilnehmern. Die Kaufinteressenten<br />
möchten so schnell als irgend möglich ihr Kapital<br />
in Immobilien investieren, wohingegen die Eigentümer ihre<br />
Verkaufsabsichten bisweilen nochmals überdenken, da sie<br />
nicht wissen, wie sie das dann erwirtschaftete Kapital neu<br />
und vor allem wieder sicher anlegen sollen.<br />
Bei den Kaufpreisen gab es in den vergangenen Jahren<br />
ja nur eine Richtung: nach oben. Wie entwickeln sich die<br />
Kaufpreise in Pandemiezeiten?<br />
Die ungebremste Nachfrage und das begrenzte Angebot bestimmen,<br />
wie in allen Märkten, die Kaufpreisentwicklung.<br />
Trotz einer spürbaren und berechtigten Sorge um die Gesundheit<br />
und die wirtschaftliche Zukunft, sehen wir keinerlei<br />
Anzeichen von Preisrückgängen oder gar Verfall. Die<br />
Preise werden auch zukünftig, vielleicht etwas moderater,<br />
aber dennoch weiter steigen.<br />
Sie haben als Immobilienmakler auch viel mit<br />
Baufinanzierungen zu tun. Können Sie aus Ihrer Sicht eine<br />
Prognose abgeben, wie sich die Zinsen für Baudarlehen<br />
entwickeln?<br />
Auch hier ist für uns die Ausgangslage ganz klar. Aufgrund<br />
der immensen wirtschaftlichen Schäden durch die Lockdowns,<br />
benötigen alle Volkswirtschaften weiterhin gigantische<br />
finanzielle Mittel zur Wiederbelebung der Wirtschaft.<br />
Die Zinsen werden also gerade unter diesem Aspekt auf Jahre<br />
hinaus auf diesem niedrigen Niveau verharren, da man<br />
die Länder vor einem wirtschaftlichen Kollaps, auch und<br />
gerade in Bezug auf die Zinslast, unbedingt bewahren muss.<br />
Der Kauf oder Verkauf von Häusern, Wohnungen und<br />
Grundstücken wird in vielen Fällen über einen Immobilienmakler<br />
abgewickelt. Die Maklerprovision ist daher ein<br />
zusätzlicher Kostenpunkt, den Immobilienerwerber<br />
berücksichtigen müssen. Bisher musste der Käufer die<br />
Kosten, die in den meisten Bundesländern bei gut<br />
7 Prozent der Kaufsumme gedeckelt sind, alleine tragen.<br />
Das hat der Gesetzgeber geändert – künftig müssen<br />
Erwerber und Verkäufer sich die Maklerprovision zu je<br />
50 Prozent teilen. Wie stellt sich der Markt auf dieses neue,<br />
sogenannte Bestellerprinzip ein?<br />
In der Tat lagen die Provisionen in diversen Bundesländern<br />
in der von Ihnen genannten Höhe und wurden ausschließlich<br />
vom Erwerber getragen. Die Bundesregierung hätte die<br />
Immobilienkäufer natürlich auch durch eine Senkung oder<br />
Abschaffung der Grunderwerbsteuer deutlich entlasten<br />
können. Das stand aber erwartungsgemäß nie zur Debatte.<br />
Wir begrüßen durchaus diese neue Regelung. Die Branche<br />
hatte auch ausreichend Gelegenheit, sich auf diese Situation<br />
einzustellen. Die kompetenten und seriösen Firmen bieten<br />
eine solch umfangreiche und kostenintensive Dienstleistung<br />
an, so dass es an dieser Stelle keine Diskussionen mit Auftraggebern<br />
bezüglich einer angemessenen Entlohnung geben<br />
wird. Wir verstehen uns seit jeher als „Diener zweier<br />
Herren“ und in einer Zeit, in der neben besten Marktkenntnissen<br />
und aufwändigen technischen Neuerungen erhebliche<br />
Kosten für die perfekte Objektaufbereitung und Vermarktung<br />
entstehen, ist es mehr als angemessen und gerecht,<br />
dass sich die Vertragsbeteiligten das Maklerhonorar hälftig<br />
teilen und sich damit auch der Auftraggeber entsprechend<br />
beteiligt.<br />
Wir leben in turbulenten Zeiten. Gab es für Sie dennoch<br />
ein besonders schönes Erlebnis?<br />
Wir leben derzeit in vollkommen verrückten Zeiten und die<br />
Pandemie bestimmt den beruflichen und privaten Alltag erheblich,<br />
dennoch erleben wir sehr viele schöne, positive und<br />
häufig auch sehr berührende Momente mit unseren Kunden.<br />
Wir hatten im Herbst letzten Jahres ein im wahrsten Sinne<br />
des Wortes wundersames Erlebnis.<br />
Ein sehr betagtes Ehepaar, er 92 und sie 88 Jahre alt, beauftragen<br />
uns mit dem Verkauf ihres Einfamilienhauses, da sie<br />
sich in ein Altersheim zurückgezogen hatten. Im Verlaufe<br />
der sehr harmonischen und vertrauensvollen Zusammenarbeit,<br />
werden beide Hauseigentümer im Heim mit Corona<br />
infiziert, positiv getestet und begeben sich zunächst einmal<br />
in Quarantäne. Das betagte Paar hatte jedoch kaum Symptome<br />
und wird nach drei Wochen negativ getestet und erfreut<br />
sich nun wieder „bester“ Gesundheit.<br />
Was für ein Glück und was für ein Segen entgegen aller<br />
sonstigen, schrecklichen Meldungen in diesen Tagen!<br />
Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrer Firmenphilosophie.<br />
Musste sich daran coronabedingt etwas ändern?<br />
Kaufen und Verkaufen von Immobilien bedarf primär großes<br />
Vertrauen in die handelnden Personen. Wir möchten,<br />
dass sich unsere Kunden bestens aufgehoben und kompetent<br />
betreut fühlen. Wir arbeiten sehr akribisch, kümmern<br />
uns um die gesamte Verkaufsabwicklung und begleiten alle<br />
Beteiligten bis zur finalen Objektübergabe. Das war und ist<br />
schon immer unser Anspruch, auch und gerade in Zeiten<br />
von Corona. Wir nehmen jetzt natürlich besondere Rücksicht<br />
auf die Gesundheit unserer Kunden und daher bieten<br />
wir seit Pandemiebeginn ausschließlich Einzeltermine mit<br />
gebührendem Abstand, die besten Schutzmasken und Desinfektionsmittel<br />
an und bereiten unsere Objekte mit noch<br />
ausführlicherem, professionellem Fotomaterial und Videos<br />
auf, damit unsere Interessenten in aller Ruhe unser Immobilienangebot<br />
zu Hause nochmals ansehen und dann ganz entspannt<br />
entscheiden können.<br />
Wir wiederholen an dieser Stelle gerne unser bereits bekanntes<br />
Motto: „Man muss immer mit Allem rechnen, auch<br />
mit dem Guten!“<br />
Herr Schmucker, vielen Dank für das Gespräch.<br />
In der Sonnenbergstraße 55 in 7<strong>01</strong>84 Stuttgart<br />
befindet sich der Firmensitz von Schmucker Immobilien.<br />
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Fotos: Schmucker Immobilien<br />
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