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Stuttgarter Ausgabe 01/2021

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Sanierung & Energie<br />

smartLiving.<br />

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DIE VERMEINTLICH BILLIGE<br />

DACHSANIERUNG<br />

preis entpuppte sich in der Endabrechnung<br />

dann allerdings als pure Illusion.<br />

Der Grund: Der Anbieter verschwieg<br />

(wissentlich), dass neben der Entsorgung<br />

des Altmaterials auch noch weitere Kosten<br />

anfallen würden, bspw. für Arbeiten<br />

wie Schalung, Lattung etc. Und genau<br />

diese Leistungen fielen nicht unter die<br />

günstige Angebotspauschale. Nachdem<br />

der düpierte Hausbesitzer die horrende<br />

Endabrechnung mit einem ausführlichen<br />

Angebot eines Innungsbetriebes<br />

verglich, musste er feststellen, dass dieser<br />

in der Endsumme deutlich unter dem<br />

Rechnungsbetrag des „preiswerten“ Pauschalanbieters<br />

gelegen hätte.<br />

Unqualifizierte Handwerker können<br />

stets zu einer mehr als teuren Erfahrung<br />

werden, dies gilt selbst dann, wenn ein<br />

Handwerker-Dienst einen korrekten<br />

Preis vereinbart. Für eine Dachsanierung<br />

bspw. berechnete ein Unternehmen<br />

einen durchaus korrekten Preis von<br />

rund 32.500 Euro – die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Wärmedämmung des Daches<br />

inklusive! Dennoch kamen dem Hausbesitzer<br />

bereits nach der ersten Heizperiode<br />

erste Zweifel, denn von einer Energieeinsparung<br />

konnte keine Rede sein.<br />

Die Fakten traten allerdings erst nach<br />

zwei Jahren ans Tageslicht: als nämlich<br />

rund um die Dachflächenfenster und<br />

später auch an mehreren anderen Stellen<br />

der Innenverkleidung Feuchtigkeitsspuren<br />

auftraten. Der vom betroffenen<br />

Hausbesitzer eingeschaltete Sachverständige<br />

kam zu einem niederschmetternden<br />

Ergebnis: die gesamte Ausführung der<br />

Sanierung war mehr als mangelhaft, nur<br />

eine komplett neue Durchführung der<br />

Maßnahmen durch einen qualifizierten<br />

Fachbetrieb der Dachdecker-Innung würde<br />

einen dauerhaften Erfolg versprechen.<br />

Dies bedeutete für den Hausbesitzer: zu<br />

den bereits gezahlten Kosten kommen<br />

nun noch einmal ca. 40.000 Euro auf<br />

ihn zu. Gesamtkosten für den Hausbesitzer<br />

einschließlich Gutachter, erhöhter<br />

Heizkosten sowie der vorausgegangenen<br />

Sanierung: fast 80.000 Euro. Als<br />

der Hausbesitzer die bereits gezahlten<br />

Kosten zurückfordern wollte, war der<br />

Handwerker-Dienst nicht mehr schadenersatzpflichtig<br />

zu machen, denn der<br />

Betrieb wurde mittlerweile abgemeldet<br />

– aber unter neuer Firmierung bereits<br />

wieder aktiv.<br />

Von daher sollten Hausbesitzer nicht<br />

am falschen Ende sparen. Dies gilt vor<br />

allem dann, wenn es um das Dach geht.<br />

Vielmehr sollte ein ausführender Betrieb<br />

mit größter Sorgfalt ausgewählt werden.<br />

Für den Nachweis für diesen Bereich<br />

qualifizierter Betriebe sind die örtlichen<br />

Dachdecker-Innungen (Adresse im Telefonbuch)<br />

zuständig.<br />

<br />

© Autor: Dietmar Kern<br />

BEI PAUSCHALPREISEN IST STETS VORSICHT GEBOTEN<br />

Dass vermeintlich billige Angebote<br />

einem Eigentümer teuer zu stehen<br />

kommen können, erfährt dieser in<br />

den meisten Fällen erst nach mehreren<br />

Jahren. Zwar gibt es auch unter qualifizierten<br />

Fachleuten teilweise erhebliche<br />

Preisunterschiede, Vorsicht ist hingegen<br />

immer dann geboten, wenn Unternehmen<br />

mit Pauschal- oder Super-Niedrigpreisen<br />

werben. In vielen Fällen werden<br />

diese angeblichen Schnäppchen zu einem<br />

finanziellen Alptraum, die einem<br />

Eigentümer teuer zu stehen kommen<br />

können.<br />

So beauftragte bspw. in einem Fall ein<br />

Hausbesitzer einen Handwerker-Service<br />

mit der Aufgabe der Neueindeckung<br />

seines Hausdaches. Das Angebot war erstaunlich<br />

günstig, der angegebene Stundenlohn<br />

lag immerhin fast 25 Prozent<br />

unter dem eines Dachdecker-Innungsbetriebes,<br />

von dem ebenfalls ein Angebot<br />

angefordert wurde. Dennoch ließ<br />

der Hausbesitzer die Arbeiten durch den<br />

unqualifizierten, aber billigeren Anbieter<br />

ausführen. Schnell musste der Hausbesitzer<br />

feststellen, dass die vom Unternehmen<br />

gesandten Handwerker enorme<br />

Probleme mit der fachgerechten Verarbeitung<br />

des Bedachungsmaterials hatten<br />

– und entsprechend langsam schritt auch<br />

die Arbeit voran.<br />

Anstatt der angekündigten zwei Arbeitstage<br />

wurde das Dach entsprechend<br />

der Unfähigkeit der Mitarbeiter erst<br />

nach rund vier Tagen fertig. Die Bilanz<br />

für den Hausbesitzer sah mehr als düster<br />

aus, denn dieser hatte zuvor eine<br />

Berechnung nach Arbeitsstunden vereinbart.<br />

Das Fazit: Die Gesamtkosten<br />

wurden dementsprechend um mehr als<br />

50 Prozent überschritten, als wenn die<br />

gleiche Arbeit durch einen qualifizierten<br />

Innungs-Fachbetrieb mit einem ordentlich<br />

auskalkulierten und damit höheren<br />

Stundensatz vereinbart worden wäre.<br />

Auch das folgende Beispiel zeigt deutlich,<br />

weshalb stetige Vorsicht bei Pauschalangeboten<br />

angebracht ist. Hier galt<br />

es genauso, ein Dach zu sanieren. Der<br />

Anbieter lockte mit einem erstaunlich<br />

niedrigen Pauschalpreis pro Quadratmeter<br />

Dachfläche. Hierbei wurde allerdings<br />

verschwiegen, dass es sich dabei lediglich<br />

um den Preis für die neuen Ziegel<br />

inklusive Verlegung handelte. Der dann<br />

vom Hausbesitzer kalkulierte Niedrig-<br />

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Foto: Getty Images– U. J. Alexander<br />

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