Indsutrieanzeiger 03.2021
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Nachhaltigkeit pur: Der 1. Platz des ThinKing Award<br />
2020 prämiiert ein Bio-Material zum 3D-Drucken<br />
von Leichtbauteilen. Es geht an die Uni Freiburg und<br />
das Freiburger Materialforschungszentrum. Professorin<br />
Marie-Pierre Laborie nimmt den Preis für das<br />
gesamte Team entgegen.<br />
Community Award<br />
3D-Druck zu Gitterstrukturen und Formteilen verarbeiten<br />
und besteht ausschließlich aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen. Deswegen ist es auch zu 100 %<br />
biologisch abbaubar. Neben Lignin enthält der Bio-<br />
Werkstoff auch Hydroxypropylcellulose – ein aus der<br />
Pharma-, Kosmetik und Lebensmittelindustrie bekannter<br />
Zusatzstoff (E463) – sowie Wasser, Ethanol<br />
und Essigsäure als Lösungsmittel.<br />
3D-Holzdruck imitiert das<br />
Pflanzenwachstum<br />
„Die Grundidee stammt aus dem Verständnis zellu -<br />
lären Pflanzenwachstums“, erklärt die Freiburger<br />
Professorin Marie-Pierre Laborie und verweist auf<br />
Forschungen aus Paris. „Altert die Zelle, so lagert sich<br />
in der Zellwand immer mehr Lignin ein, so dass sie<br />
verholzt und stabiler wird.“ Dieses Prinzip imitierten<br />
die Freiburger für das 3D-Druckmaterial.<br />
Dass Leichtbau auch zu großem Schick führen<br />
kann, beweist Platz 2 des ThinKing Award 2020. Die<br />
Carl Stahl ARC GmbH ermöglicht mit ihren<br />
wind durchlässigen „leichten Lichtnetzen“ elegante<br />
Tragkonstruktionen für Lichtinstallationen in der<br />
Architektur. Die dreidimensional verformbaren Stahlnetze<br />
schmücken nicht nur die Stuttgarter Wilhelma,<br />
sondern bereits verschiedenste Bauwerke weltweit.<br />
„Die ThinKings zeigen eine große Breite des Leichtbaus<br />
für viele Branchen – 2020 haben alle Nominierten<br />
über fünf Millionen Menschen erreicht“, merkte<br />
Dr. Wolfgang Seeliger stolz an, Geschäftsführer der<br />
Leichtbau BW. Im Falle der Lichtnetze ermöglicht deren<br />
geringes Gewicht eine hohe Gestaltungsfreiheit.<br />
„Wir haben es geschafft, großflächige Installationen<br />
beherrschbar zu machen“, sagt Tobias Jung, der<br />
Geschäftsführer von Carl Stahl ARC. „Es gibt derzeit<br />
kein vergleichbares Produkt am Markt.“<br />
ThinKing Award<br />
Präsentationen mit Videos gibt’s hier:<br />
http://hier.pro/4QLfj<br />
Bild: Fraunhofer ICT<br />
Das Nockenwellenmodul aus Kunststoff mit integrierten Lagern<br />
Per Online-Voting stimmten Leichtbau-Experten für den<br />
„Community Award“ als vierte Auszeichnung. Ihre Wahl fiel<br />
auf ein Nockenwellenmodul aus faserverstärkten Duromeren<br />
mit metallischen Lagern – angedacht für Serien. Diese Bauweise<br />
senkt das Gewicht und die Montagekosten. Gelungen<br />
ist sie dem Mahle-Konzern mit dem Fraunhofer ICT und<br />
weiteren Partnern in einem BMWi-Verbundprojekt. „Wir<br />
sind sehr dankbar für die Teamleistung aller Projektbeteiligten“,<br />
sagt Katrin Schindele von Mahle – und lässt<br />
durchblicken, dass selbst gestandene Industrieingenieure<br />
immensen Respekt vor dem Projekt hatten …<br />
Bereits Platz 3 setzt wieder ein Zeichen für Nachhaltigkeit.<br />
Die Centrotherm international AG entwickelte<br />
für die Herstellung von Carbonfasern – einem<br />
Hightech-Material des Leichtbaus – einen neuartigen<br />
Ofenprozess, um die Fasern zu stabilisieren. Das<br />
vielversprechende Niederdruckverfahren arbeitet mit<br />
quasi digitalen Heizzonen und ersetzt den Prozessschritt<br />
im Umluftofen. Die Carbonfaser wird dadurch<br />
um rund 25 % günstiger, ohne dass sie an Qualität<br />
veliert. Der Energiebedarf sinkt sogar um 30 %.<br />
Das Beste aber: Auch Cellulose lässt sich mit<br />
diesem Prozess zu Carbon verarbeiten. Damit wird<br />
der Weg frei für die biobasierte Carbonfaser mit<br />
deutlich reduziertem CO 2<br />
-Footprint. Gunter Fauth,<br />
COO von Centrotherm: „Wir sind besonders stolz,<br />
dass viele namhafte Marktteilnehmer unsere neue<br />
Technologie getestet haben und von den Ergebnissen<br />
sehr positiv überrascht sind.“<br />
Industrieanzeiger » 03|2021 51