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Indsutrieanzeiger 03.2021

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TECHNIK & WISSEN«<br />

Der Wissenschaftler, der den Direktorien des veranstaltenden<br />

Aachener Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie<br />

(IPT) und des Werkzeugmaschinenlabors<br />

WZL der RWTH Aachen angehört, sieht<br />

drei Handlungsfelder, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Branche zu sichern:<br />

• eine resiliente Produktion zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit<br />

der Betriebe,<br />

• Life Cycle Assessment als strategischen Ansatz für<br />

die Produktion und<br />

• die Stärkung der Industrie durch eine skalierbare<br />

Produktion von Brennstoffzellen.<br />

Resilienz beschreibt Bergs als die Fähigkeit eines Unternehmens,<br />

sich permanent an interne und externe<br />

Veränderungen und Störungen anzupassen. Elementar<br />

sei, neue Marktpotenziale zu erkennen und durch<br />

frühzeitige und schnelle Adaption des Produktportfolios<br />

neue Geschäftsfelder zu erschließen.<br />

Doch nicht nur die Fähigkeit mit Veränderungen<br />

des Marktes umzugehen sei wichtig. Auch innerbetrieblich<br />

seien adaptive Prozessketten – etwa in der<br />

Fertigung – eine Voraussetzung für Resilienz und Zukunftsfähigkeit.<br />

Fällt beispielsweise eine wichtige<br />

Maschine unerwartet aus, könnte der Fertigungsplaner<br />

die Prozesskette kurzfristig anpassen, indem er<br />

auf andere interne oder externe Ressourcen zugreift.<br />

Das setzt allerdings den schnellen und einfachen Zugang<br />

zu Informationen über die Verfügbarkeit der Alternativen<br />

voraus. Durch eine solche „Mikro-Resilienz“<br />

ließe sich nicht nur das Verschwenden von Zeit<br />

und Ressourcen im Betrieb minimieren. Sie trägt<br />

auch dazu bei, Lieferketten zu sichern und stellt somit<br />

für den Kunden einen Mehrwert dar. Denn: Ein so<br />

Große Potenziale aus der heutigen Praxis<br />

organisierter Werkzeugbau kann in einer Notsituation<br />

schnell reagieren und helfen.<br />

Bergs betonte aber auch, dass es nicht ratsam sei,<br />

sich auf alle potenziellen Bedrohungen vorzubereiten.<br />

Er sagte: „Handeln Sie mit Augenmaß. Denken<br />

Sie sowohl an die Strategie als auch an die technische<br />

Umsetzung.“<br />

Ökologischer Fußabdruck wird wichtig<br />

Auch für Werkzeugbaubetriebe gewinnt der ökologische<br />

Fußabdruck zunehmend an Bedeutung. Gesetzgeber,<br />

Kunden, aber auch die Gesellschaft werden<br />

künftig umweltverträglicheres Agieren fordern. Als<br />

Instrument, um ökologische Transparenz zu schaffen,<br />

stellte Bergs das Life Cycle Assessment (LCA) vor, mit<br />

dessen Hilfe sich Umweltwirkungen identifizieren<br />

und bewerten lassen. Dazu ist jedoch eine durchgehende<br />

Digitalisierung erforderlich. Daten aus den unterschiedlichsten<br />

Quellen werden im digitalen Zwilling<br />

verknüpft, der die Basis für die Ökobilanzierung<br />

bildet. Blockchain-Technologien sollen die Validität<br />

der Daten sichern und so Vertrauen schaffen.<br />

In vielen Zukunftsszenarien spielt elektrische Energie<br />

die zentrale Rolle. Die Brennstoffzelle gewinnt<br />

deshalb an Bedeutung. Um den daraus resultierenden<br />

Bedarf an Bipolarplatten decken zu können, gilt<br />

es, noch eine Reihe fertigungstechnologischer Herausforderungen<br />

zu meistern. Insofern ist Bergs<br />

überzeugt, dass der Werkzeugbau auch künftig erfolgreich<br />

im Wettbewerb bestehen kann. Er forderte<br />

die Branche aber auf, jetzt gemeinsam zu handeln,<br />

denn der Wettbewerb komme nicht aus dem deutschen<br />

Kollegenkreis, sondern von woanders.<br />

Der Werkzeug- und<br />

Formenbau hat in den<br />

vergangenen Jahrzehnten<br />

eine enorme Entwicklung<br />

durchlaufen.<br />

Grad der operativen und technologischen Exzellenz<br />

Traditioneller<br />

Werkzeugbau<br />

Industrialisierter<br />

Werkzeugbau<br />

2000 2010<br />

<br />

Automatisierter<br />

Werkzeugbau<br />

Heute<br />

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Datengetriebener<br />

Werkzeugbau<br />

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Bild: WZL/IPT<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 37

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