Indsutrieanzeiger 03.2021
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» ZULETZT<br />
Knuddeln in<br />
Pandemiezeiten<br />
Abstandhalten zu anderen ist seit Ausbruch der Coronapandemie<br />
das Gebot der Stunde. Verbote körperlicher Kontakte mit<br />
Freunden und Bekannten sollen der weiteren Verbreitung des Virus<br />
Einhalt gebieten. Allerdings können sich durch fehlenden<br />
Körperkontakt und Berührungsmangel depressive<br />
Symptome einstellen. Weltweit nehmen sich nun Haptik-<br />
Forscher in die Pflicht, damit die Spezies Mensch in umarmungsarmer<br />
Zeit die Möglichkeit fehlender Berührung zurückerlangt. Das<br />
Mittel der Wahl ist die Menschwerdung des Roboters. So beherrscht der am<br />
Stuttgarter Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme entwickelte<br />
Umarmroboter HuggieBot 3.0 bereits acht verschiedene<br />
Umarmungen. Dank einem perzeptiven Algorithmus nimmt er<br />
Gesten wahr und berechnet daraus seine Reaktion. Eine Versuchsperson<br />
bekundete neulich, der Vorgang sei sehr schön gewesen und auch natürlich, obwohl es<br />
sich um einen Roboter handele. Als sie nicht mehr so fest gedrückt habe, habe<br />
HuggieBot die Umarmung gelöst. Experten zeigen sich zwar skeptisch über derlei Entwicklungen<br />
bei den humanioden Kunstwesen. Mancher sieht bereits die genetische<br />
Wachablösung durch intelligente Roboter heraufziehen. Verschwörungstheoretiker<br />
zündeln gar mit Warnungen, die Zeit des Menschen könnte bald ablaufen. Doch<br />
Hand aufs Herz: In Vor-Corona-Zeiten wäre mancher froh darüber gewesen, wenn ihn<br />
ein lebensechter Android auf lästigen Reisen und Sitzungen vertreten hätte. Und<br />
heute wäre man dankbar, mit einer Runde HuggieBot-Knuddeln zuhause<br />
den Stress und die Schwermut signifikant verringern zu können.<br />
dk<br />
Bild: corythoman/stock.adobe.com<br />
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