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Indsutrieanzeiger 03.2021

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TECHNIK & WISSEN «<br />

Der MES-Anbieter Industrie<br />

Informatik untersucht derzeit,<br />

welchen Nutzen KI als Modul für<br />

die Fertigungsplanung bieten kann.<br />

realen Abläufen und Erfahrungen in der Produktionsplanung<br />

stammt. Beim sogenannten maschinellen<br />

Lernen werden Planungsaktionen und deren Ergebnisse<br />

berechnet und anschließend im ‚Optimizer‘ bewertet.<br />

Diese Bewertungen erfolgen anhand komplexer<br />

Algorithmen, die verschiedene Zielfunktionen als<br />

Grundlage nutzen. Feinplaner können dabei auf ein<br />

breites Spektrum dieser Zielfunktionen wie Kosten -<br />

reduktion, Verkürzung der Auftragsdurchlaufzeit,<br />

Optimierung der Rüstdauer und -kosten oder Minimierung<br />

von Auftragsverzug zurückgreifen.<br />

„Industriebetriebe verfolgen in der Regel mehr als<br />

nur ein Optimierungsziel. Diese müssen mittels gewichteter<br />

Zielfunktionen aufeinander abstimm- und<br />

parallel verfolgbar sein. Nur dann kann eine KI-<br />

Lösung den komplexen Anforderungen einer Smart<br />

Factory gerecht werden“, präzisiert Falkner.<br />

Mit einer initialen Planungssituation und der definierten<br />

Gesamtzielfunktionen als Basis kann sich der<br />

‚Optimizer‘ nun an die Arbeit machen. Das bedeutet,<br />

dass nicht-optimale und kritische Situationen im<br />

Prozess automatisch erkannt und analysiert werden.<br />

Genau an dieser Stelle werden mit sogenannten<br />

Nachbarschaftsoperatoren Verbesserungen durch -<br />

geführt und auf deren Basis ein neues Planungsbild<br />

berechnet.<br />

Planungsoptimierung durch Lerneffekt<br />

Verbessert sich nun das Ergebnis mit dem eingesetzten<br />

Nachbarschaftsoperator, so wird dieser positiv<br />

bewertet und kommt bei künftigen Simulationen mit<br />

höherer Wahrscheinlichkeit wieder zum Einsatz. Das<br />

gleiche Prinzip gilt auch in die andere Richtung. Verbessert<br />

sich eine Situation durch die Anpassungen<br />

nicht, so wird dieser Nachbarschaftsoperator seltener<br />

genutzt. Falkner sieht darin die Möglichkeit einer<br />

nahezu perfekten Fertigungsfeinplanung: „Je länger<br />

man den ‚Optimizer‘ laufen lässt, desto mehr Planungsszenarien<br />

durchläuft er und desto höher ist die<br />

Wahrscheinlichkeit eines optimalen Planungsergebnisses.“<br />

Wie setzt man KI und im speziellen Fall den ‚Optimizer‘<br />

nun in der Praxis ein? Die neuen Technologien<br />

sollten dabei nicht als Ersatz für Planungspersonal<br />

angesehen werden, sondern den Mitarbeitern die<br />

Arbeit erleichtern und dabei die Effizienz signifikant<br />

erhöhen. Vielmehr initiiert man mit dem ‚Optimizer‘<br />

einen Hintergrundprozess, der parallel zur laufenden<br />

Produktion seine Arbeit aufnimmt, Szenario für Szenario<br />

anhand aktueller wissenschaftlicher Algorithmen<br />

durchspielt und mittels Zielfunktionen bewertet.<br />

Als User hat man die Möglichkeit, jederzeit<br />

den aktuellen Stand der Planung und<br />

die Bewertung der Zielfunktion einzusehen<br />

und zu entscheiden, ab wann IM ÜBERBLICK<br />

man diese in den Echtbetrieb übernimmt.<br />

Je mehr Zeit man dem ‚Op-<br />

Planungsergebnis mit dem<br />

Verbessert sich das<br />

timizer‘ gibt, desto näher kommt ‚Optimizer‘, kommt er bei<br />

man dem ‚perfekten’ Planungsergebnis.<br />

„Die Anwendungsmöglich-<br />

höherer Wahrscheinlichkeit<br />

künftigen Simulationen mit<br />

keiten sind vielschichtig. So kann man wieder zum Einsatz.<br />

beispielsweise auch verschiedene Zielfunktionen<br />

in parallel laufenden Simulationen<br />

verfolgen und so weitere Vergleiche aufstellen“,<br />

sagt der Projektverantwortliche.<br />

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die globale Lösungssuche<br />

des ‚Optimizers‘: Das heißt, er beschränkt<br />

sich nicht auf ein lokales Optimum, sondern bezieht<br />

Lösungswege mit ein, die ein menschlicher Planer<br />

von Hand nicht erfassen könnte. „Das Ziel und der<br />

Nutzen der künstlichen Intelligenz ist es, die Fertigungsfeinplanung<br />

technologisch gestützt – wie<br />

einen intelligenten Planer – selbstlernend agieren zu<br />

lassen“, fasst Falkner zusammen.<br />

Einen weiteren Vorteil sieht er vor allem in der<br />

integrativen Umsetzung der KI im Hintergrund. Gut<br />

gemachte KI brauche beim Endanwender kein Knowhow.<br />

Zwar muss der User eine Zieldefinition erstellen<br />

– aber dazu brauche man auch kein KI-Know-how,<br />

lediglich Know-how in der Planung. Konkret bedeutet<br />

das: KI ist als zusätzliches ‚Modul’ zur cronetwork-Feinplanung<br />

des MES-Anbieters zu sehen. Es<br />

läuft parallel dazu, die Bedienung geschieht über die<br />

bestehende Plantafel. Während des Laufbetriebs<br />

könne normal in cronetwork-Feinplanung gearbeitet<br />

werden. Es ist also kein Prozedere der Produkt-Integration<br />

– schon gar nicht für den Endanwender –<br />

notwendig.<br />

www.industrieinformatik.de<br />

Daten zum Forschungsprojekt:<br />

• Laufzeit: 3 Jahre, das Projekt ist noch nicht abge -<br />

schlossen<br />

• Forschungseinrichtung: Unabhängiges Forschungs -<br />

unternehmen RISC, Hagenberg, Österreich<br />

• Budget: keine Angaben<br />

Industrieanzeiger » 03|2021 57

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