immobilia 2021/05 - SVIT
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IMMOBILIENPOLITIK<br />
DEUTSCHLAND<br />
ENTEIGNUNG WIRD<br />
SALONFÄHIG<br />
11<br />
In Deutschland steht die Verstaatlichung<br />
des Wohnungsmarkts und die Enteignung<br />
von Privateigentum auf dem Spiel.<br />
TEXT—IVO CATHOMEN*<br />
130 000 Berliner zeigen es: Die Enteignung von privatem<br />
Eigentum und die Verstaatlichung des Wohnungsmarkts<br />
findet eine wachsende Anhängerzahl. Mit<br />
ihrer Unterschrift – zugegeben, ein Viertel der Unterschriften<br />
wurde wegen fehlender Staatsbürgerschaft<br />
für ungültig erklärt – verlangen sie eine Volksabstimmung<br />
über die Enteignung des Immobilienunternehmens<br />
«Deutsche Wohnen» und anderer institutioneller<br />
Anbieter von Wohnraum. Alle Eigentümer mit mehr als<br />
3000 Wohnungen sollen erfasst werden. Dass das Bundesverfassungsgericht<br />
in Karlsruhe erst vor wenigen<br />
Tagen die Verfassungswidrigkeit des Berliner Mietendeckels<br />
bestätigt hat, dürfte dem Volksbegehren noch<br />
Auftrieb verleihen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch,<br />
dass es Ende September vors Volk kommt.<br />
Der Berliner Senat hat vorgerechnet, was eine Annahme<br />
bedeuten würde. Für eine «Vergesellschaftung»<br />
von rund 243 000 Wohnungen werden Entschädigungskosten<br />
von 28,8 bis 36 Mrd. EUR sowie Erwerbsnebenkosten<br />
von weiteren bis zu 180 Mio. EUR ge-<br />
schätzt. Für Erfassung und technische Bewertung der<br />
Immobilien, Entschädigungen für unbebaute Grundstücke,<br />
Ausgleichszahlungen für Wertminderungen<br />
und Personalüberhänge der betroffenen Unternehmen<br />
fallen einmalig zusätzlich 1,5 bis 1,9 Mrd. EUR an. Der<br />
Finanzierung liegt die Annahme zugrunde, dass diese<br />
Kosten vollständig mit Hilfe von Krediten finanziert<br />
werden. Für Finanzierungskosten und Bewirtschaftung<br />
der Bestände sind zusätzlich zu den Mieteinnahmen<br />
bei unveränderten Bestandsmieten voraussichtlich<br />
100 bis 340 Mio. EUR jährlich bei aktuell sehr<br />
günstigen Finanzierungsbedingungen zu erbringen –<br />
Kosten also, die der Steuerzahler zu berappen hätte.<br />
Abgesehen von den Bedenken über Finanzierbarkeit<br />
und Verfassungsmässigkeit dieses neuesten Ansinnens<br />
wird augenfällig, wie leicht es heute fällt, zu Hammer<br />
und Sichel zu greifen. Wenn dann noch andere die Zeche<br />
bezahlen, wird’s geradezu zum Kinderspiel.<br />
*IVO CATHOMEN<br />
Dr. oec. HSG, ist<br />
Herausgeber der<br />
Zeitschrift Immobilia.<br />
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IMMOBILIA / Mai <strong>2021</strong> 13