06.05.2021 Aufrufe

immobilia 2021/05 - SVIT

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BAU & HAUS<br />

INTERVIEW VOLTANORD-AREAL<br />

«WIR BAUEN ETWAS<br />

BESONDERES FÜR<br />

BASEL»<br />

Die Umgestaltung eines ehemaligen<br />

Industriegebietes am nördlichen<br />

Stadtrand von Basel schreitet zügig<br />

voran. Stadtplaner und Projektleiter<br />

Steven Cann erklärt, wie Basel-Stadt<br />

erfolgreich urbane Areal- und Quartierentwicklungen<br />

betreibt.<br />

TEXT—ANGELO ZOPPET-BETSCHART*<br />

Neben dem Bau- und Planungsgesetz gibt<br />

es im Kanton Basel-Stadt eine grössere<br />

Anzahl von Erlassen, die in begrenzten Gebieten<br />

bessere Bebauungen gewährleisten<br />

als die baurechtliche Grundordnung. Seit<br />

2001 bestehen diese speziellen Bauvorschriften<br />

unter dem Namen Bebauungspläne.<br />

Sie sollen die Koordination der Nutzungsplanung<br />

erleichtern. Wurden diese Sonder -<br />

bau vorschriften nicht zuletzt wegen der sehr<br />

begrenzten bebaubaren Flächen des<br />

Kantons geschaffen?<br />

Steven Cann: Die Weiterentwicklung von Basel<br />

läuft fast ausschliesslich über die Innenentwicklung.<br />

Arealentwicklungen bieten dabei oft Potenzial<br />

für eine bauliche Verdichtung. Wie viel Potenzial<br />

jeweils vorhanden ist, hängt primär vom<br />

städtebaulichen Kontext ab. Wir verlangen deshalb<br />

immer, dass ein städtebauliches oder architektonisches<br />

Varianzverfahren (vorgelegtes Verfahren wie<br />

Wettbewerbe oder Studienaufträge) durchzuführen<br />

ist. Falls die Ergebnisse des Varianzverfahrens<br />

nicht zonenkonform sind, erarbeiten wir einen Bebauungsplan.<br />

Wir machen mit Bebauungsplänen<br />

gute Erfahrungen. Insbesondere bei grösseren Entwicklungen<br />

konnten wir dafür sorgen, dass die<br />

Grundeigentümer auch öffentliche Interessen berücksichtigen,<br />

wie etwa das Schaffen von neuen öffentlichen<br />

Grünflächen.<br />

Bei Areal- und Quartierentwicklungen<br />

wendet Basel-Stadt in der Regel ein zweistufiges<br />

Verfahren für die Bebauungspläne<br />

an. So auch beim Projekt VoltaNord. Warum<br />

dieses Vorgehen und hat sich dieses Vorgehen<br />

bewährt?<br />

Zweistufige Verfahren kommen nur bei grösseren<br />

Transformationsgebieten zum Einsatz. Bei Transformationsgebieten<br />

ist der ganze Planungsprozess<br />

in der Regel ziemlich lang. Zweistufige Verfahren<br />

haben den Vorteil, dass wir in einem ersten Schritt<br />

die grundsätzlichen planerischen und politischen<br />

Fragen beantworten können, bevor wir in der<br />

zweiten Stufe ins Detail gehen. Dadurch spart man<br />

aufwendige und teure Ressourcen. Für Grundeigentümer<br />

und Anwohner bedeutet dies frühzeitige<br />

Planungssicherheit.<br />

Bereits 2012 führte man für die Gebiete<br />

Lysbüchel und VoltaNord eine Testplanung<br />

durch. Durch wen erfolgte dies und was<br />

war das Ergebnis dieser Testplanung?<br />

Die Testplanung entstand aus einer Planungsvereinbarung<br />

zwischen dem Kanton Basel-Stadt, SBB<br />

Immobilien und Coop Immobilien. Sie brachte den<br />

Nachweis, dass eine Wohnnutzung an diesem ehemaligen<br />

Industrie- und Gewerbestandort möglich<br />

ist. Die Stadt und die private Stiftung Habitat haben<br />

daraufhin das Coop-Areal erworben. Der Kanton<br />

BIOGRAPHIE<br />

STEVEN CANN<br />

(*1979) wuchs in<br />

Grossbritannien auf<br />

und studierte Raumplanung<br />

in Glasgow,<br />

Manchester sowie an<br />

der ETH Zürich. Von<br />

2007 bis 2014 begleitete<br />

er in einem Raumplanungsbüro<br />

im Baselland<br />

verschiedene<br />

Zonen- und Quartierplanungen.<br />

Seit 2014<br />

ist Steven Cann bei der<br />

Abteilung Städtebau &<br />

Architektur im Bauund<br />

Verkehrsdepartement<br />

des Kantons<br />

Basel-Stadt tätig, wo<br />

er verschiedene Arealentwicklungen<br />

leitet.<br />

entwickelte aufgrund des Ergebnisses der Testplanung<br />

das Areal weiter – zusammen mit SBB Immobilien.<br />

Die Stiftung Habitat hat ihren Teil des Areals<br />

(Lysbüchel Süd) separat entwickelt und geplant,<br />

da dieser bereits in einer Wohnzone lag.<br />

Gegen die frühere Planung Pro Volta im<br />

Quartier St. Johann gab es Widerstand aus<br />

der Bevölkerung. Wie bindet die Stadt Basel<br />

die Quartierbewohner in die Projekte ihrer<br />

Stadtentwicklung mit ein?<br />

Der Widerstand der Quartierbevölkerung richtete<br />

sich vor allem gegen die Mietpreise der Wohnungen,<br />

die vor gut zehn Jahren entlang der Achse der<br />

neuen unterirdischen Nordtangente entstanden.<br />

Beim Projekt VoltaNord haben wir darauf reagiert:<br />

Mindestens zwei Drittel der neuen Wohnungen sollen<br />

preisgünstig sein. Die Stadt realisiert dabei auch<br />

Wohnungen selber und gibt Baufelder an Genossenschaften<br />

ab. Um die übrigen Bedürfnisse des<br />

Quartiers besser zu verstehen, haben wir bereits<br />

nach der Testplanung drei Stakeholder-Workshops<br />

organisiert. Dabei konnten die Quartiervertreter<br />

und das Gewerbe ihre Anliegen vorbringen und verschiedene<br />

Themen und Bereiche wie Nutzung und<br />

Verkehr in Kleingruppen diskutieren. Die aktuelle<br />

Planung berücksichtigt diese Wünsche und Anliegen<br />

der Quartierbewohner.<br />

Im Vorfeld des Bebauungsplans gab es von<br />

verschiedenster Seite Kritik am Vorhaben.<br />

Gegen den Grossratsbeschluss vom<br />

Mai 2018 wurde das Referendum ergriffen.<br />

Allerdings hat das Basler Stimmvolk am<br />

25. November 2018 mit 61%-Ja-Stimmen den<br />

42<br />

IMMOBILIA / Mai <strong>2021</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!