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immobilia 2021/05 - SVIT

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leister, die Onlinehändler und ihre Partner investieren<br />

laufend in neue Projekte und bauliche Anpassungen.<br />

Welches in diesem schnelllebigen Umfeld eine «ideale»<br />

Logistikimmobilie darstellt, lässt sich kaum pauschal<br />

beantworten. Falsch wäre der voreilige Schluss,<br />

dass quasi jede grössere Industrieanlage oder bestehende<br />

Lagerhäuser ohne Weiteres als Logistikimmobilie<br />

taugen. Zwar genügen für einen Teil der Dienstleistungen<br />

– vorab für Warenumschlag etc. – tatsächlich relativ<br />

«einfache» Flächen. Doch mit der zunehmenden<br />

Automatisierung, mit Hightech-Sortieranlagen, Anforderungen<br />

für Gefahrengut, Sicherheitsstandards, passenden<br />

Zufahrtsrampen und Raumhöhen etc. müssen<br />

die Objekte immer mehr ganz spezifischen Anforderungen<br />

genügen. Aus Investorensicht sind damit Risiken<br />

verbunden: Für den Fall von Leerständen oder im<br />

Fall einer Kündigung durch den Mieter wäre die Drittverwendbarkeit<br />

wohl öfters fraglich.<br />

BEISPIEL: BETRIEBSZENTRALE<br />

UTZENSTORF<br />

Bisher war es üblich, dass die Logistikdienstleister,<br />

die Post, die Online-Shops sowie Migros oder Coop<br />

selbst als Investor und Bauherrschaft auftreten. Rund<br />

90% aller aktuellen Neubauprojekte gehen nicht auf<br />

das Konto von Investoren, sondern werden von den<br />

Nutzern selbst initiiert und umgesetzt (in dem Sinne<br />

als Betreiberimmobilien). Nehmen wir als Beispiel den<br />

Schweizer Onlinehändler Digitec Galaxus, eine Tochter<br />

der Migros: Das boomende Unternehmen plant in<br />

Utzenstorf BE eine neue grosse Betriebs- und Logistikzentrale<br />

mit einer Grundfläche von rund 50 000 m 2 .<br />

Das Projekt wird gemeinsam von Digitec Galaxus und<br />

der Genossenschaft Migros Aare geplant. «Wir hatten<br />

das Glück, dass wir bereits im Besitz der ehemaligen<br />

Papierfabrik in Utzenstorf sind», erläutert eine<br />

Sprecherin von Migros Aare. Die Bauherrschaft hat Digitec<br />

Galaxus inne. Offenbar fallen mehrere Motive ins<br />

Gewicht, die Projekte selbst zu entwickeln und nicht<br />

durch einen Investor bauen zu lassen: Zum einen soll<br />

das Gebäude optimal auf den eigenen Betrieb ausgerichtet<br />

werden, zum anderen geht es dem Onlinehändler<br />

um die längerfristige Planungssicherheit.<br />

Typischerweise konzentrieren sich die Investitionen<br />

bei den Logistikimmobilien entlang den grossen<br />

Verkehrsachsen wie A1 und A2. Für die grossen Onlinehändler<br />

oder auch die Post gelten die Grösse des<br />

Areals, die Nähe zu anderen Verteilzentren und die<br />

Strassenanbindung als elementare Kriterien. «Allein<br />

wegen der Grösse der Bauten wäre eine städtische Lage<br />

für uns unzweckmässig», betont die Sprecherin von<br />

Migros Aare. Investitionen in eine eigentliche Stadtlogistik<br />

seien derzeit nicht geplant. Übrigens setzten<br />

auch die grossen ausländischen Onlinehändler wie<br />

Zalando oder Amazon bei der Endzustellung auf die<br />

Zusammenarbeit mit Schweizer Partnern. Weder Zalando<br />

noch Amazon realisierten in der Schweiz eigene<br />

Lager- oder Logistikzentren. Die Zustellung der Pakete<br />

erfolgt im hiesigen Markt durch die Schweizer Post.<br />

HOHE PREISE, TIEFERE RENDITEN<br />

So trifft eine spärliche Auswahl an Investitionsmöglichkeiten<br />

auf eine rege Nachfrage seitens von Investoren.<br />

In Deutschland, aber tendenziell auch in der<br />

Schweiz, wird Logistik nach und nach Teil der Anlagestrategie.<br />

Die Preise bei den Bewertungen bzw. bei<br />

Akquisitionen sind tendenziell steigend, und dementsprechend<br />

kaufen Investoren Immobilien bei tieferen<br />

Anfangsrenditen. «Wir sehen heute für sehr gute Objekte<br />

an guten Lagen Renditen von netto rund 4%», so<br />

Jan Bärthel von Wüest Partner. Damit sind die Renditeerwartungen<br />

wie in vielen anderen Bereichen<br />

tendenziell gesunken. Diese Spitzenrenditen für Logistikimmobilien<br />

seien nicht allzu weit von den vergleichbaren<br />

Kennzahlen für Büroimmobilien oder für<br />

Wohnliegenschaften an peripheren Lagen entfernt, erläutert<br />

der Experte Jan Bärthel.<br />

Als der erste Schweizer Immobilienfonds, der ausschliesslich<br />

in hiesige Logistikbauten und logistiknahe<br />

Immobilien investiert, gilt der CS REF LogisticsPlus.<br />

Der Fonds wird von Credit Suisse Asset Management<br />

betreut und umfasst aktuell 20 Logistik- und Industrieimmobilien.<br />

Im März <strong>2021</strong> hat der Fonds eine Kapitalerhöhung<br />

von über 180 Mio. CHF durchgeführt<br />

und verfolgt damit weitere Ausbaupläne. Obwohl der<br />

Transaktionsmarkt offenbar ausgetrocknet ist, will das<br />

Management weitere Akquisitionen umsetzen. Sascha<br />

Paul, der Fondsmanager des CS REF LogisticsPlus,<br />

sieht durchaus Potenzial dazu: «Aufgrund des aktuellen<br />

Preisniveaus für Anlageimmobilien sind zum Beispiel<br />

Selbstnutzer von Logistikflächen bereit, Saleand-lease-Back-Transaktionen<br />

zu prüfen.»<br />

Die Schweizer Onlineplattform<br />

Digitec<br />

Galaxus machte 2020<br />

1,8 Mrd. CHF Umsatz –<br />

und investiert in den<br />

Ausbau der Logistik.<br />

(BILD: DIGITEC GALAXUS).<br />

*JÜRG ZULLIGER<br />

Der Autor, lic. phil. I, ist<br />

Fachjournalist und<br />

Buchautor mit dem<br />

Themenschwerpunkt<br />

Immobilien und<br />

Immobilienwirtschaft.<br />

IMMOBILIA / Mai <strong>2021</strong> 21

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