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immobilia 2021/05 - SVIT

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

SPEZIALIMMOBILIEN<br />

LOGISTIK IMMO-<br />

BILIEN UNTER<br />

CORONA-EINFLUSS<br />

Logistikimmobilien stossen bei Investoren<br />

auf hohe Nachfrage. Doch<br />

stehen wirklich alle Ampeln auf Grün?<br />

Ein Blick in den Schweizer Logistikflächenmarkt<br />

und hinter die Kulissen<br />

der grössten Logistikunternehmen<br />

lohnt sich. TEXT— SÖNKE THIEDEMANN*<br />

NACHFRAGE RASANT<br />

GESTIEGEN<br />

Mit Auftreten der Pandemie im März<br />

2020 gerieten die Investmentmärkte weltweit<br />

ins Wanken. Nach anfänglicher Verunsicherung<br />

erkannten die Marktteilnehmer<br />

jedoch rasch, welche Immobiliensegmente<br />

durch Lock-Downs oder behördliche Auflagen<br />

negativ beeinflusst werden und welche<br />

Segmente sogar profitieren. Die vorübergehende<br />

Schliessung des Einzelhandels<br />

während der Pandemie (mit Ausnahme der<br />

Nahversorger für Artikel des täglichen Bedarfs)<br />

beschleunigte drastisch die Veränderung<br />

bzw. Verlagerung von stationärem<br />

Handel zum Onlinehandel. Kaum überraschend<br />

ist es daher, dass mit steigendem<br />

Onlinehandel die Nachfrage nach Logistikleistungen<br />

rasant zunimmt und die<br />

Nachfrage nach Logistikflächen konsequenterweise<br />

steigt. In der Schweiz stossen<br />

Logistikunternehmen jedoch auf einige<br />

Herausforderungen, die das Wachstum und<br />

den Ausbau der Logistikkapazität hemmen.<br />

VIELE EIGENNUTZER –<br />

WENIG ANGEBOT<br />

Gemäss dem Logistikimmobilienmarktbericht<br />

von CBRE beträgt der Gesamtbestand<br />

an Logistikflächen in der Schweiz ca.<br />

25 Mio. m 2 , wobei der Grossteil einfache Lagergebäude<br />

sind und lediglich 15% bis 20%<br />

auf moderne grossflächige Logistikimmobilien<br />

entfallen. Die wichtigsten Nutzergruppen<br />

sind Industrieunternehmen mit<br />

ca. 40%, der Handel mit ca. 30% und die<br />

Logistikdienstleister mit ca. 30% Anteil.<br />

Der Eigennutzeranteil in der Schweiz ist<br />

historisch verhältnismässig hoch und liegt<br />

geschätzt bei etwa 60% bis 70%. So verwundert<br />

es nicht, dass von den Neubauprojekten<br />

ein Grossteil auf Built-to-suit-Entwicklungen<br />

entfällt und somit gar nicht erst<br />

auf dem Markt angeboten werden. Die Angebotsquote<br />

ist mit 1,9% verhältnismässig<br />

tief und die Bandbreite innerhalb der mittelländischen<br />

Kantone liegt lediglich zwischen<br />

1% und 3%. Daher wäre es naheliegend<br />

zu vermuten, dass Investoren diese<br />

Opportunitäten – insbesondere nach dem<br />

Schub durch Corona – nutzen und neue Logistikflächen<br />

auf Vorrat bauen. Spekulative<br />

Entwicklungsprojekte sind jedoch äusserst<br />

selten zu beobachten. Warum ist das so?<br />

Moderne Logistikflächen –<br />

Investoren schätzen das<br />

überschaubare Risiko und<br />

langfristige Mietverträge.<br />

BILD: ADOBESTOCK<br />

KNAPPE LANDRESERVEN AUCH<br />

EIN POLITISCHES PROBLEM<br />

Landreserven für Logistiknutzung sind<br />

in der Schweiz durch geografische und politische<br />

Restriktionen stark limitiert. Die Anforderung<br />

an eine möglichst ebene Topografie,<br />

an einen zweckmässigen Zuschnitt bei<br />

entsprechender Parzellengrösse und nicht<br />

zuletzt an die verkehrstechnische Anbindung<br />

schränken die Auswahl an für Logistik<br />

geeigneten Grundstücken bereits stark ein.<br />

Gemeinden versuchen zudem, mit ihren<br />

Landreserven sorgsam zu haushalten. Flächenintensive<br />

Nutzungen wie etwa Logistikbetriebe<br />

oder Distributionszentren sind<br />

durch das erhöhte Verkehrsaufkommen<br />

und den hohen Flächenverbrauch bei verhältnismässig<br />

wenig Arbeitsplätzen häufig<br />

unerwünscht. Vielmehr werden Unternehmen<br />

mit mehr hochqualifizierten Jobs<br />

bevorzugt. Eigennutzer bestimmen in der<br />

Regel den Transaktionsmarkt. Flächen von<br />

ehemaligen Industriearealen werden immer<br />

wieder zu Wohn- und Dienstleistungsarealen<br />

umgenutzt – der Industrie somit<br />

noch mehr Flächen vom Markt entzogen.<br />

Diese Flächenknappheit stellt sich als<br />

grösseres Problem für die Expansionspläne<br />

von Logistikflächennutzern dar. Um<br />

Indus trie, Handel und Logistik nicht im<br />

Wachstum zu hemmen, braucht es in der<br />

Öffentlichkeit eine veränderte Einstellung<br />

gegenüber Logistikflächen. Die Schweizer<br />

Politik ist gefordert, mit geeigneter Raumplanung<br />

die Rahmenbedingung für unkomplizierte<br />

Logistikentwicklungen zu<br />

schaffen.<br />

CORONA TREIBT ZUR VORSOR-<br />

GE BEI IMMOBILIENBELANGEN<br />

Eine Befragung von über 300 Logistikunternehmen<br />

in Europa zu aktuellen Themen<br />

in der Branche identifizierte die wichtigsten<br />

Herausforderungen der Teilnehmer.<br />

Der konkrete Einfluss von Covid-19 auf deren<br />

langfristige Immobilienpläne macht sich<br />

22<br />

IMMOBILIA / Mai <strong>2021</strong>

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