2021-06_RegioBusiness
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Juni 2021 I Jahrgang 20 I Nr. 225
Firmen & Märkte 19
Klimaneutralität im Blick
Würth möchte Ökologie und Ökonomie stärker in Einklang bringen.
Die Adolf Würth GmbH
& Co. KG aus Künzelsau
möchte bis zum Jahr 2024
an allen Standorten deutschlandweit
klimaneutral sein. Die Kunden
beliefere das Unternehmen
bereits klimaneutral. „Nachhaltiges
Wirtschaften gewinnt auch
bei unseren Kunden an Bedeutung.
Die Adolf Würth GmbH &
Co. KG übernimmt hier Strahlkraft
in den Konzern“, betont
Robert Friedmann, Sprecher
der Konzernführung der
Würth-Gruppe. „Wir wollen
dem Umweltgedanken die gleich
hohe Bedeutung beimessen, wie
man es bereits im sozialen und
kulturellen Engagement von uns
kennt.“
Für die Umsetzung der Klimaneutralität
am Hauptsitz in Künzelsau-Gaisbach
und allen Niederlassungen
in Deutschland
habe Würth weitreichende Maßnahmen
definiert: Umstellung
auf Elektromobilität, Steigerung
der Energieeffizienz durch Implementierung
eines Energiemanagementsystems
(DIN EN
ISO 50001), Ausbau der Versorgung
mit Eigenstrom, Bezug
von Ökostrom, Kompensation
unvermeidbarer CO 2
-Emissionen.
„Wir arbeiten an einem
Umweltbewusstsein: Bis zum Jahr 2024 will der Würth Konzern
deutschlandweit klimaneutral sein.
Foto: Würth
ganzheitlichen Energiekonzept
für Wärme, Strom und Mobilität,
um unsere Emissionen zu reduzieren“,
so Norbert Heckmann,
Sprecher der Geschäftsleitung
der AW KG.
Verpackung aus Abfall
aus dem Dualen System
Bis 2025 plane das Unternehmen,
50 Prozent der Verpackungen
auf kreislauffähige Lösungen
umzustellen und zusätzlich
20 Prozent Verpackungsmaterial
gegenüber 2020 einzusparen.
Erste Projekte gebe es bereits:
So entwickelte Würth zusammen
mit einem Hersteller Verpackungen
für Zerspanungswerkzeuge
aus 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat
(PCR), also aus
Kunststoffabfall aus dem Dualen
System.
Außerdem soll die gesamte Fahrzeugflotte
bis 2024 auf batterieelektrischen
Antrieb umgestellt
werden. In der aktuellen Übergangsphase
können die Neuwagen
im Innen- und Außendienst
laut Pressemitteilung bereits als
Elektrofahrzeug bestellt werden.
Dafür baue das Unternehmen
die nötige Infrastruktur aus: Am
Hauptsitz sollen 200 Ladesäulen
und an den verschiedenen
Standorten der Niederlassungen
in ganz Deutschland ebenfalls
200 Ladesäulen installiert werden.
Um weitere Erfahrungen
zu sammeln, sollen Wasserstofffahrzeuge
getestet werden. Um
Energie im Bereich Strom und
Wärme möglichst effizient nutzen
zu können, will man mehr
Transparenz in den Energieverbrauch
bringen.
Strom-Eigenproduktion
durch Fotovoltaik
Das Potential eigener Stromproduktion
soll durch Fotovoltaik-Anlagen
voll ausgeschöpft
werden. Die erste Anlage ist noch
in diesem Jahr geplant. Weitere
Anlagen sollen folgen. Der restliche
Strombedarf werde aus erneuerbaren
Energien abgedeckt.
Der Hauptsitz sei bereits komplett
auf Ökostrom umgestellt.
Die Restemissionen aus den anderen
Standorten kompensiere
das Unternehmen durch Investitionen
in Klimaschutzprojekte.
Langfristiges Ziel sei eine klimapositive
Wirtschaftsweise. pm
www.wuerth.de
Leihgeräte: An den Selbstbedienungsstationen in Amsterdam finden sich
auch zahlreiche Kärcher-Produkte.
Foto: Kärcher
Besser nur leihen
Kärcher testet neues Geschäftsmodell für
den verantwortungsvolleren Konsum.
Leihen statt kaufen ist auch
bei Haushaltsgeräten ein
Thema: Die Firma Kärcher,
die in Obersontheim ein Werk
und ein Logistikzentrum betreibt,
hat in London gute Erfahrungen
gemacht. Dort gebe es die „Library
of Things“, eine Art Kiosk für
die Nachbarschaft, in der man Geräte
tage- oder wochenweise ausleihen
kann. Vor allem Dampfreiniger
würden dort verstärkt nachgefragt.
Auch in Amsterdam habe
ein Projekt zusammen mit dem israelischen
Start up Tulu gute Resonanz
erfahren. Tulu bietet an
Selbstbedienungsstationen über
eine App verschiedene Produkte
zum Verleih an. In der Amsterdamer
Anlage, in der vorwiegend
Studenten leben, habe man
monatlich über 200 Vermietungen
von Kärcher-Produkten registriert.
Insbesondere Staubsauger
würden dort regelmäßig nachgefragt.
Die Idee dahinter sei laut einem
Unternehmenssprecher: verantwortungsvollen
Konsum fördern,
Lebenshaltungskosten in
der Stadt senken und Abfall reduzieren.
Das Projekt in Amsterdam
ist das erste von Tulu in Europa.
In Deutschland seien ähnliche
Projekte noch in der Sondierungsphase.
Recht konkret
sei das Angebot, Geräte zum Mieten
über die Handelspartner oder
Kärcher-Center anzubieten. pm
www.kaercher.com
ADVERTORIAL
Das Fachkräfte-Netzwerk
Ein Bündnis mit Nutzwert
Crailsheims Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer ist aktuell Vorsitzender des Fachkräftenetzwerkes.
Mit der Entwicklung ist er sehr zufrieden: „In der Zusammenarbeit wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen“.
RegioBusiness: Herr Dr. Grimmer,
Sie stehen ja in diesem Jahr dem
Fachkräftebündnis turnusmäßig vor.
Wie hat sich denn „Hohenlohe plus“
aus Ihrer Sicht bislang entwickelt?
Dr. Christoph Grimmer: Seit der
Gründung des Vereins im Jahr 2018
hat sich Hohenlohe Plus durchweg
positiv entwickelt. So haben wir
gemeinsam mit den Unternehmen
aus der Region in mehreren Workshops
den Markenkern der Region
Hohenlohe entwickelt, der sich auch
im Corporate Design entfaltet und
über die neue Webseite und weitere
Medienkanäle transportiert wird.
Arbeitskreise mit den Mitgliedsunternehmen
zur Fachkräftegewinnung
und zum Thema Marketing wurden
ins Leben gerufen, Hohenlohe Plus
ist als Sponsor bei den Hakro Merlins
Crailsheim eingestiegen und die Gewinnung
neuer Mitglieder hat Fahrt
aufgenommen. Auch der Aufbau der
Geschäftsstelle mit Herrn Buchwitz
als Geschäftsführer von Hohenlohe
Plus war ein wichtiger Schritt, um
den Erwartungen an unser Bündnis
gerecht zu werden.
RegioBusiness: Das Bündnis
wurde ja von fünf Städten gegründet,
um in ausreichender Zahl
Fachkräfte für die heimischen Firmen
zu rekrutieren. Für attraktive Standortbedingungen
muss die jeweilige
Kommune und die Unternehmen
schon auch selbst sorgen. Was kann
da so ein Bündnis leisten?
Dr. Christoph Grimmer: Das
Bündnis steht für einen Paradigmenwechsel.
Haben sich Städte einer
Region lange Zeit als Wettbewerber
gesehen, treten wir nun geschlossen
für unsere Raumschaft auf. Das
kulturelle Angebot von Schwäbisch
Hall oder der Tierpark in Bad Mergentheim
sind auch Standortvorteile
für Crailsheim – umgekehrt unser
„Kuwo“ oder Volksfest für die anderen
Städte. Menschen sind mobil
und nutzen diese Möglichkeiten.
Entscheidend ist, dass wir gemeinsam
viel Lebensqualität bieten. Die
Pandemie hat vielen Menschen vor
Augen geführt, wie gut die Naherholungsmöglichkeiten
in den Landkreisen
Schwäbisch Hall, Hohenlohe
und Main-Tauber sind. Als Bündnis
haben wir Bürgermeister auch politisch
unsere Stimme erhoben – das
verspricht manchmal mehr Gehör als
wenn jeder es einzeln versucht. Als
Bündnis aus fünf vitalen Mittelzentren
brauchen wir uns mit Blick auf
Lebensqualität, Wirtschaftskraft, des
kulturellen Angebots und attraktiven
Arbeitsplätzen nicht hinter anderen
Räumen zu verstecken.
RegioBusiness: Hohenlohe Plus
wurde vor drei Jahren ja nicht
umsonst aus der Taufe gehoben.
Sie haben ja längere Zeit außerhalb
der Heimatregion gelebt. Hat der
hohenlohisch-fränkische Grenzraum
noch Aufholbedarf in Sachen
Netzwerken?
Dr. Christoph Grimmer: Ja und
Nein. Manchmal bin ich überrascht,
wie schnell sich hier Gerüchte
verbreiten – was zeigt, dass der
Hohenloher kommunikativ und
grundsätzlich offen ist. Aber in der
Pandemie war ich teilweise auch
überrascht, dass sich Betriebe,
Händler, Gastronomen, Studios und
andere nicht stärker vernetzt haben.
Best practice-Beispiele zu Hygienekonzepten,
Testangeboten oder
betriebsinternen Regelungen für die
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
hätten gemeinsam entwickelt oder
ausgetauscht werden können. Das
hat nach meiner Wahrnehmung
kaum stattgefunden. Und so löst
jeder das Problem auf seine Art.
Für unsere Verwaltungen gilt das in
gleicher Weise. Die Ursache liegt auf
der Hand: Je mehr Personen oder
Organisationen in einem Netzwerk
eingebunden sind, desto komplexer
wird auch der Abstimmungsprozess.
Einer meiner Professoren in
Hamburg prägte bezüglich Arbeitsgruppen
den Spruch „Zwei sind ein
Paar, sechs sind ein Auflauf“. Nicht
umsonst sind wir im Vorstand von
Hohenlohe Plus daher wohl fünf
Mitgliedsstädte. Aber wir nutzen die
sogenannte Schwarmintelligenz der
Mitglieder: Hohenlohe Plus ist ein
„Bündnis mit Nutzwert“.
RegioBusiness: Das Bündnis
wurde auch gegründet, weil der
Raum sich in der Wirtschaftsregion
Heilbronn-Franken unterrepräsentiert
fühlte. Nun haben auch die Städte
Öhringen, Künzelsau, Bad Mergentheim,
Crailsheim und Schwäbisch
Hall nicht durch übermäßigen
Gemeinsinn geglänzt. Ist das nach
ihrem Empfinden besser geworden?
Dr. Christoph Grimmer:
Natürlich kämpft jede Stadt erstmal
in ihrem eigenen Interesse. Wir
Bürgermeister werden auch darauf
verpflichtet, uns „für das Wohl
unserer Stadt und ihrer Bürgerschaft“
einzusetzen. Die Wirtschaft
ist uns hier weit voraus. Während
unsere Unternehmen längst global
agieren, begreift die Politik manche
Notwendigkeiten erst mit zeitlichem
Verzug. Das gilt aber nicht
nur für unsere fünf Städte, sondern
für viele Regionen in Deutschland.
Interessant finde ich auch, dass wir
Hochschulabschlüsse international
vergleichbar machen, aber nicht
bereit sind, in Deutschland ein einheitliches
Abitur oder gemeinsame
Bildungsstandards zu entwickeln.
RegioBusiness: Standortmarketing
ist bekanntlich Kernerarbeit. Haben
Sie sich ein kleines Ziel gesetzt,
Dr. Christoph Grimmer: „Wir treten geschlossen für die Raumschaft
auf. Davon profitieren alle.“
Foto: Stadtverwaltung
das Sie gerne erreichen würden, bis
Sie den Staffelstab des Vorsitzes
weiterreichen?
Dr. Christoph Grimmer: Wir
haben trotz der Corona-Pandemie
wichtige Projekte für Hohenlohe
Plus anstoßen können. So wurde der
Gründerfonds „Hohenlohe4Talents“
gestartet, bei dem wir in einigen
Wochen die ersten Pitch-Termine mit
jungen, innovativen Unternehmen
aus dem Hohenlohe Plus-Raum
durchführen. Ebenfalls noch im Juli
soll zudem der interne Fachkräftepool
starten, über den gute Bewerberinnen
und Bewerber bei Interesse
auch weiteren Mitgliedsunternehmen
angeboten werden können.
Vielleicht gibt es zwei oder drei gute
Kandidaten, aber das Unternehmen
hat nur eine Stelle zu besetzen.
Warum sollen dann nicht andere
davon profitieren? Beide Projekte
bieten direkte Mehrwerte für unsere
Mitglieder und sind zugleich auch
Anreiz für weitere Unternehmen, sich
in Hohenlohe Plus zu engagieren.
Hohenlohe Plus versteht sich
als gemeinschaftliche Interessenvertretung
für einen Raum
mit rund 385 000 Einwohnern
und einer starken mittelständischen
geprägten Wirtschaft
mit mehr als 100 Technologieund
Weltmarktführern.
Kontakt: Geschäftsführer
Martin Buchwitz
Geschäftsstelle
Stauffenbergstraße 35–37
74523 Schwäbisch Hall
Telefon 0791/ 5801-22
www.hohenlohe.plus