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STADTBLATT Juli 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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ob-wahl <strong>2021</strong><br />

FOTO: THOMAS WÜBKER<br />

FOTO: JULIAN KHODADADEGAN<br />

Frank Henning, SPD: Die Club- und Gastro-Szene werde bei der<br />

Innenstadtentwicklung eine große Rolle spielen<br />

Annette Niermann, Grüne: Beete und Rasenflächen<br />

steigern die Aufenthaltsqualität<br />

Die Lokalrunde<br />

Nach Corona wird die Innenstadt kaum wiederzuerkennen sein. Wo sieht es böse aus und was muss getan werden,<br />

damit die City wieder auf die Beine kommt? Ein Gang durch die Innenstadt mit den OB-Kandidat*innen.<br />

Ist schnell unterwegs<br />

Der Genosse wirkt durchtrainiert, ist flink und rechensicher.<br />

Wahlkampf-Fotos zeigen ihn seriös, fast schon<br />

staatstragend.<br />

als Frank Henning gebeten wird, seine Gefühle<br />

zur Johannisstraße zu äußern, sagt er:<br />

„Es ist der Schandfleck der Stadt“. Aber nicht nur<br />

dort bestehe dringender Handlungsbedarf. Der 54-<br />

jährige Sozialdemokrat sieht die Achse von der<br />

Johannisstraße bis zur Hasestraße als Gebiet, für<br />

das dringend etwas getan werden muss.<br />

An einem Samstagnachmittag mit Frank Henning<br />

durch die Innenstadt zu gehen, ist gar nicht<br />

so einfach. Angesichts der niedrigen Inzidenz sind<br />

wieder Massen von Menschen unterwegs. Und mit<br />

Henning ist kaum Schritt zu halten. Er ist schnell<br />

unterwegs. Der Betriebsprüfer beim Finanzamt ist<br />

ein strukturierter Mensch. Seine Aussagen sind<br />

klar und durchdacht. Er sieht dünner und durchtrainierter<br />

aus als auf den vielen Wahlkampf-Fotos,<br />

das kurzärmlige Hemd sitzt locker in seiner<br />

Jeans.<br />

Über die Fußgängerzone sagt Frank Henning,<br />

sie werde sich wandeln: Von einem Konsumtempel<br />

zu einer Kommunikationsmeile. „Da spielt die<br />

Club- und Gastro-Szene eine große Rolle.“ Deswegen<br />

solle es ein „Sondervermögen“, eine Art Sparbuch,<br />

für sie geben, um bedürftige Clubs und Kneipen<br />

unterstützen zu können.<br />

„Die Menschen müssen in die Stadt kommen“,<br />

sagt er, auf den Treppen des Theaters sitzend. Das<br />

gelinge nicht nur mit Clubs. Er verweist auf das<br />

Bauprojekt am Neumarkt, wo Wohnungen, Gastronomie,<br />

Einzelhandel und eine Bibliothek entstehen<br />

sollen. Und er verweist auf die vielen anderen<br />

Bauvorhaben in der Stadt, auf dem Gelände<br />

von Sinn Leffers in der Johannisstraße, in der Möserstraße,<br />

Galeria Kaufhof oder vor H&M, die er<br />

beim Rundgang nicht alle abklappern kann.<br />

Auch das Theater zählt dazu. Für ihn ist es keine<br />

Einrichtung für Bildungsbürger, sondern für Bildung.<br />

Und, so sagt er weiter, von den 80 Millionen<br />

Euro, die die Sanierung kosten solle, übernehme<br />

die Stadt lediglich ein Drittel. Henning kramt sein<br />

Smartphone aus seiner Jeans, öffnet die Taschenrechner-App<br />

und zeigt die Zahl: 26,66 Millionen<br />

Euro. Der Rest müsse aus Bundes- und EU-Mitteln<br />

bezahlt werden.<br />

THOMAS WÜBKER<br />

Spürt Stimmungen auf<br />

Natürlich sorgt sich die grüne Kandidatin um das Klima.<br />

Um das soziale Klima aber auch. Sensibilisiert ist sie für<br />

beides.<br />

gleich zu Beginn des Rundgangs wütet die<br />

Sonne über der Innenstadt. In der vorderen<br />

Johannisstraße ist es besonders heiß. Annette<br />

Niermann stellt fest, dass es hier zu wenig Begrünung<br />

und zu viel Verkehr gibt.<br />

Auch das soziale Klima hat einen Wandel<br />

durchgemacht, den sie direkt zu spüren bekommt:<br />

Ins Gespräch mischt sich eine verwirrte, ältere<br />

Frau ein, die sich minutenlang auf einer anderen<br />

Sprache über etwas aufregt. Niermann bleibt gelassen<br />

und wahrt Contenance. Sie versucht trotz<br />

Sprachbarriere herauszufinden, worüber sie sich<br />

in Rage redet.<br />

Es sei wohl die Straße, mutmaßt sie: „Hier ist<br />

die Aufenthaltsqualität gleich Null.“ An dem<br />

Brennpunkt ist schon mittags die Trinker-Szene<br />

versammelt, welche später an diesem Tag noch<br />

einen größeren Einsatz von Polizei und Ordnungsaußendienst<br />

auslösen wird.<br />

Wir queren den Neumarkt Richtung Große Straße.<br />

Niermann bemerkt sofort den Temperaturunterschied<br />

in der autofreien Fußgängerzone. Es<br />

geht weiter zum Adolf-Reichwein-Platz, für sie ein<br />

Positivbeispiel gelungener Stadtplanung und geschaffener<br />

Aufenthaltsqualität.<br />

Sie lobt, dass der Platz vom fließenden Verkehr<br />

getrennt ist und ein hoher Grünanteil durch die<br />

Beete und Rasenflächen Menschen zum Verweilen<br />

einlädt: „Dann ist es nicht mehr so wichtig,<br />

dass ich meinen eigenen Garten habe.“<br />

Weiter geht es zum Ledenhof. Mit Blick auf das<br />

gelbe Schloss erklärt Annette Niermann, dass die<br />

Hochschule und Universität mit ihren tausenden<br />

Studierenden, Beschäftigten und Kooperationspartnern<br />

einen wichtigen Standortfaktor bilden,<br />

den es zu erhalten gilt.<br />

Unsere letzte Station ist die Protected Bike Lane<br />

am Wall. Für das Theater als Endpunkt ist keine<br />

Zeit mehr, denn Annette Niermann muss mit ihrem<br />

E-Bike zum Termin nach Sutthausen.<br />

JULIAN KHODADADEGAN<br />

Gibt sich locker<br />

Die CDU-Kandidatin denkt, wie manch alter weiße<br />

Mann der Schwarzen nie denken würde. Das ist nicht<br />

verkehrt.<br />

nein, der Neumarkt ist kein guter Ort, um ein<br />

E-Bike abzustellen. Also schiebt Katharina<br />

Pötter lieber. Und weil es unterwegs nirgendwo<br />

einen guten Ort gibt, nicht rechts rüber bis zur<br />

Möserstraße, nicht links runter Richtung L+T,<br />

nicht bis zum Nikolaiort, schiebt Pötter bis zum<br />

Schluß, bis zum Theater. „Wir brauchen gute Stellflächen!“,<br />

sagt sie. „Nah an der Innenstadt!“<br />

Als Pötter am Neumarkt ankommt, ist sie ein<br />

12 <strong>STADTBLATT</strong> 7.<strong>2021</strong>

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