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STADTBLATT Juli 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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kunst<br />

FOTO: SWAANTJE HEHMANN<br />

kunst und<br />

ausstellungen<br />

Das Gebot der Stunde lautet nach wie vor: sichtbar bleiben!<br />

Ausstellungsmacher*innen und Galerist*innen zeigen<br />

Kunst. Vor Ort (unter Einhaltung geltender Corona-Auflagen<br />

und Regeln!), auch im Netz oder im Schaufenster.<br />

Eine Übersicht.<br />

Osnabrück<br />

BK-Kunstquartier. Arbeiten der Open-Call-<br />

Aktion zum Thema „Katze“, 1.-11.7.<strong>2021</strong><br />

Botanischer Garten. „Neue Wilde – Globalisierung<br />

in der Pflanzenwelt“, bis Herbst<br />

<strong>2021</strong><br />

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum.<br />

„Weltweit worldwide Remarque/WWR“ (online),<br />

bis 22.7.<strong>2021</strong>; „Marlene Dietrich. Die<br />

Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“, 8.7.-<br />

26.9.<strong>2021</strong><br />

Helle Welt<br />

wer „ONE ZERO ZERO“ betritt,<br />

erlebt einen Kontrast, und<br />

dieser Kontrast ist eine Botschaft.<br />

Denn der direkte Nachbar ist<br />

die Stüve-Sammlung, altbacken verwurzelt<br />

im Bildungsbürgertum des 19.<br />

Jahrhunderts – ein subtiler Verweis<br />

auf eine Kunstauffassung, gegen die<br />

Modernisierer wie Rudolf Englert seit<br />

der Nachkriegszeit mit Erfolg opponieren.<br />

Bei Englert ist vieles weiß, bei Stüve<br />

vieles bunt. Bei Englert ist alles abstrakt,<br />

bei Stüve alles gegenständlich.<br />

Bei Englert ist alles kühn, bei Stüve alles<br />

traditionell.<br />

Mit Rudolf Englert ist es ein bisschen<br />

wie mit Friedrich Vordemberge-<br />

Gildewart: Leichte Kost ist er nicht.<br />

Aber wer von ihm kostet, schmeckt<br />

nicht, wie bei den Intellektualismen<br />

des Stadtmarketing-Leuchtturms VG,<br />

sperrige Holzigkeit. Englert zergeht<br />

auf der Zunge. In hauchfeinen Aromen.<br />

ONE ZERO ZERO. Hundert. 100 Jahre<br />

alt wäre der Maler und Grafiker Englert<br />

<strong>2021</strong> geworden. Aber zugleich ist ZE-<br />

RO ein Verweis: Englert, zeigt er, stand<br />

der minimalistischen Avantgarde-<br />

Künstlergruppe ZERO nahe, gegründet<br />

Ende der 1950er, um einen Neuanfang<br />

zu initiieren, einen Neuzustand, eine<br />

neue „Stunde Null“. Und so zeigt die<br />

Schau, die klugerweise thematisch fokussiert,<br />

sich nicht retrospektiv überhebt,<br />

neben Englert auch andere ZE-<br />

RO-Arbeiten, von Heinz Mack bis Jan<br />

J. Schoonhoven.<br />

Irgendwie (s)ein Markenzeichen: Rudolf Englert arbeitete zwanzig Jahre in der Region<br />

und stand der Avantgarde-Künstlergruppe ZERO nahe<br />

Das Museumsquartier Osnabrück zeigt Rudolf Englert, den großen Übersehenen. Die Schau<br />

„ONE ZERO ZERO“ ist nichts für jeden, aber wer Reduktion als Reichtum begreift, ist hier richtig.<br />

Rund zwanzig Jahre hat Englert in<br />

der Region Osnabrück gearbeitet, und<br />

dass er dabei fast außerhalb der Aufmerksamkeit<br />

der Öffentlichkeit stand,<br />

sagt Unrühmliches über diese Öffentlichkeit<br />

aus. Bis heute kennt Englert<br />

in Osnabrück nur ein kleiner Insiderkreis.<br />

Es ist das Verdienst von Maren<br />

Koormann, im MQ4 Kuratorin für klassische<br />

Moderne, das zu ändern. Wer<br />

mit ihr durch die Ausstellung geht, erfährt,<br />

dass Englert „am Puls der Zeit“<br />

gearbeitet hat und dass sich an ihm<br />

„im Lokalen das Überregionale zeigt,<br />

das Internationale“.<br />

Koormann verschafft Englert eine<br />

neue „Stunde Null“. Seine kühlen, disziplinierten,<br />

zuweilen sehr kontemplativen,<br />

oft fast das Format sprengenden<br />

Linien, Bögen und Punkte, seine<br />

schriftartigen, wie musikalisch rhythmisierten<br />

Zeichenserien, seine lebensabrundenden,<br />

gleichsam kosmischen<br />

Kreisschlaufen, für die er vielleicht am<br />

ehesten bekannt ist, werden in ihrer<br />

Begleitung zu Seelenzuständen, zu inneren<br />

Landschaften.<br />

ZERO ist die Stille, steht am Eingang.<br />

ZERO ist der Anfang. ZERO ist<br />

rund. Alles wahr. Und dann beginnt<br />

sie, eine Welt serieller Perforationen<br />

und Prägungen, einer dreidimensionalen<br />

Zweidimensionalität, heilsam hell<br />

und doch in feingliedrigem Schattenwurf.<br />

Das scheinbar Unemotionale gewinnt<br />

hier Stimmungswert und Sinnlichkeit,<br />

in Gemälden, in Mischtechniken,<br />

in Zeichnungen. Für jemanden,<br />

der sich Eindrucksexplosionen<br />

wünscht, ist Englert nichts. Jemand,<br />

der es subtil liebt, sensibel, findet hier<br />

Flächenkunst großer Tiefe.<br />

Was weiß beginnt und weiß endet,<br />

erfährt im Oberlichtsaal, dem größten<br />

Raum der Schau, sehr sparsam Farbe.<br />

Und wenn uns die Strenge des Spätwerks<br />

wieder in unsere Welt der visuellen<br />

Opulenz entlässt, fühlt man sich<br />

wie geläutert.<br />

Es ist wie ein Rundgang durch ein<br />

Rebellentum. Sein Manifest beeinflusst<br />

das künstlerische Denken bis<br />

heute, aber wer es erdacht hat, was es<br />

fordert, wie es unser aller Sehen und<br />

Weltverständnis beeinflusst, ist halb<br />

vergessen. Umso verdienstvoller ist<br />

ONE ZERO ZERO.<br />

2005 war Englert in der Kunsthalle<br />

Osnabrück zu sehen. Bekannter wurde<br />

er dadurch nur sehr bedingt. Das MQ4<br />

tritt an, Englerts Bedeutung für die<br />

Kunstwelt in die Köpfe vieler zu bringen<br />

– auch, indem es Englert in den<br />

Kontext seiner geistigen Wegbegleiter<br />

stellt.<br />

Stüves Gestrigkeit also, in Kontrast<br />

zu Englerts zeitloser Zukunft. Ein<br />

„spannender Diskurs um die Eigengesetzlichkeit<br />

der Kunst als Ausgangspunkt<br />

der Moderne“ findet hier statt.<br />

Er öffnet Augen. HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

P bis 5.9., MQ4/Kulturgeschichtliches<br />

Museum, www.museumsquartierosnabrueck.de<br />

„Marlene Dietrich“<br />

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum<br />

Galerie KunstGenuss. „Dimension“ erweitert<br />

mit neuen Arbeiten; bis auf weiteres<br />

Gedenkstätte Gestapokeller im Schloss.<br />

„Polizeiarbeit und Zwangsarbeit“; Dauerausstellung<br />

bis auf weiteres<br />

Kunsthalle Osnabrück. Sabrina Röthlisberger,<br />

„Sabbatum Fever“, 26.6.-3.10.<strong>2021</strong><br />

Kunstraum hase29. „Eh, What’s up Doc?“<br />

Performance und Filmprojekt von Daniel<br />

Hopp, bis 23.7.<strong>2021</strong><br />

Kunstzelle, Koksche Str. 79. Thomas Fleischer<br />

„Kunst im Kinderzimmer“ – die heimlichen<br />

Erzieher, bis 19.9.<strong>2021</strong><br />

Museum am Schölerberg für Natur und<br />

Umwelt. „Mission 2030 – Globale Ziele erleben“;<br />

verlängert bis Sommer <strong>2021</strong><br />

Museum Industriekultur. „Über Wasser“,<br />

bis 31.10.<strong>2021</strong><br />

Museumsquartier Osnabrück (MQ4). ONE<br />

ZERO ZERO – Rudolf Englert zum 100. Geburtstag,<br />

11.6.-5.9.<strong>2021</strong>; „Taubes Geäst“ –<br />

Arbeiten von Johanna Diehl, bis Dezember<br />

<strong>2021</strong><br />

Piesberger Gesellschaftshaus. Fotoausstellung<br />

„Freiräume“, bis Ende <strong>2021</strong><br />

Umland<br />

BAD ESSEN<br />

Schafstall. „Bad Essener Idyllen“ – Schafstall<br />

Regionale <strong>2021</strong>, 3.-31.7.<strong>2021</strong><br />

BRAMSCHE<br />

Tuchmacher Museum. Die Leute sind Goldarbeiter,<br />

bis 31.10.<strong>2021</strong><br />

Varusschlacht im Osnabrücker Land. Museum<br />

und Park Kalkriese. „Spot an! Szenen<br />

einer römischen Stadt“, bis 14.11.<strong>2021</strong><br />

GM-HÜTTE<br />

Villa Stahmer. „Wir machen ... blau“ Jahresausstellung<br />

des Kunstkreis GM-Hütte, ab<br />

20.6.<br />

METTINGEN<br />

Draiflessen. „Made Realities“, bis 25.7.<strong>2021</strong><br />

FOTO: MARLENE DIETRICH COLLECTION BERLIN<br />

<strong>STADTBLATT</strong> 7.<strong>2021</strong> 25

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