07.07.2021 Aufrufe

STADTBLATT Juli 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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Ω10<br />

Fragen an ...<br />

Azim Becker<br />

Künstler<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Sie hatten letztes Jahr,<br />

mitten in der Pandemie, eine Ausstellung.<br />

Wie lief die unter Corona Bedingungen?<br />

AZIM BECKER: Die Leute waren auf jeden<br />

Fall vorsichtig, haben gefragt, ob<br />

sie rein kommen dürfen und haben<br />

sehr auf die Abstandsregeln geachtet.<br />

Für viele gibt es ja auch ohne Corona<br />

eine Hemmschwelle, in eine Galerie<br />

zu gehen. War aber schön und dennoch<br />

gut besucht.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Wie kam es zu der Zusammenarbeit<br />

mit der Buchhandlung<br />

Wenner zum Osnabrücker Wimmelbuch?<br />

AZIM BECKER: Jonas Wenner hat mich<br />

gefragt, und ich habe 'Ja' gesagt.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Wer hatte die Idee zur Gestaltung,<br />

wie lief die Umsetzung?<br />

AZIM BECKER: Es gab so gut wie keine<br />

Vorgaben. Jonas Wenner hat mir volles<br />

Vertrauen entgegengebracht. Natürlich<br />

haben wir gewisse Rahmenbedingungen<br />

besprochen, beispielsweise<br />

welche Osnabrücker Orte enthalten<br />

sein sollten. Und ich musste darauf<br />

achten, dass ich auch wirklich alle<br />

Leute im Buch unterbringe, die sich<br />

dafür vorher bei Wenner haben fotografieren<br />

lassen. Hat auf jeden Fall<br />

Spaß gemacht.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Zusätzlich<br />

zu den unterschiedlichen<br />

Suchaufgaben<br />

auf jeder<br />

Seite gibt es beispielsweise<br />

den Löwenpudel<br />

auf jeder<br />

Seite zu entdecken.<br />

Sind da noch mehr versteckte<br />

Personen?<br />

AZIM BECKER: Ja, Remarque und Marlene<br />

Dietrich, Justus Möser, Prinzessin<br />

Sophie und Felix Nussbaum sind auch<br />

auf jeder Seite zu finden. Naja, außer<br />

auf dem Bild vom Spielplatz am Adolf-<br />

Reichwein-Platz, da hat Nussbaum<br />

sich im Sand versteckt.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Haben Sie eine bevorzugte<br />

künstlerische Ausdrucksform, oder<br />

hängt das jeweils von der Grundidee<br />

ab, wie Sie sie umsetzen?<br />

AZIM BECKER: Man hat zunächst eine<br />

Idee, und die Idee gibt die Form vor.<br />

Aber die Arbeit ist ein Prozess, und<br />

manchmal hat sich im Laufe der Arbeit<br />

an einer Idee auch schon mal die Form<br />

oder das Medium geändert. Aber das<br />

ist eher selten, in der Regel bedingt<br />

die Idee eine bestimmte Form.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Sie kommen ja aus der<br />

Street Art, nun haben Sie auch ein zum<br />

Bücherschrank umgebautes Telefonhäuschen<br />

im Stadtteil Wüste bearbeitet.<br />

Wie kam es dazu?<br />

AZIM BECKER: Reinhardt Richter hat<br />

mich gefragt, und ich habe eine Skizze<br />

als Vorschlag geschickt, die hat wohl<br />

gefallen. Der vorherige Bücherschrank<br />

wurde durch Brandstiftung zerstört;<br />

als ich damals daran vorbei gefahren<br />

bin, war das schon ein düsteres,<br />

beklemmendes Bild: verbrannte<br />

Bücher. Vielleicht ist mein Entwurf<br />

deshalb unterbewusst so farbenfroh<br />

geworden.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Haben Sie weitere<br />

Projekte für den öffentlichen<br />

Raum?<br />

AZIM BECKER: Nein, im Moment<br />

ist da nichts in Planung, aber<br />

das kann ja jederzeit wieder kommen.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Wie sind Sie bisher durch<br />

die Pandemie gekommen?<br />

AZIM BECKER: Aufgrund persönlicher<br />

Umstände war mein Radius schon lange<br />

vor Corona sehr klein, da hat sich<br />

mit der Pandemie für mich persönlich<br />

nicht so viel verändert. Als Künstler<br />

bin ich bisher ganz gut durchgekommen.<br />

Hatte in einem Monat sogar mal<br />

fünf Ausstellungen gleichzeitig. Das<br />

mache ich aber nicht wieder, das war<br />

zu viel Stress. Aber es sind mir auch<br />

Jobs weg gebrochen, ich sollte Ausstellungen<br />

kuratieren, die dann frühzeitig<br />

gecancelt wurden.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Wie sehen Sie die Osnabrücker<br />

Kunstszene während der Pandemie?<br />

AZIM BECKER: Ich verstehe den<br />

Schmerz und die Sorgen der Kolleginnen<br />

und Kollegen, die wegen der Auflagen<br />

ihre Kunst nicht veröffentlichen<br />

konnten, denen Mittel und Aufträge<br />

weggebrochen sind. Aber ich habe<br />

kein Verständnis für Kritik an vielen<br />

Corona-Maßnahmen. Manches geht<br />

eben im Moment nicht, das muss man<br />

akzeptieren, da sollte man sich lieber<br />

für bessere staatliche Unterstützung<br />

stark machen. Es ist schon eine bittere<br />

Pille, die man schlucken muss, als<br />

nicht „systemrelevant“ eingestuft zu<br />

werden. Das fand ich schlimm.<br />

<strong>STADTBLATT</strong>: Wie sehen Ihre Pläne für<br />

die Zukunft aus?<br />

AZIM BECKER: In naher Zukunft ist etwas<br />

in der Innenstadt geplant, in der<br />

Nähe von Fontanella. Mehr möchte ich<br />

dazu aber im Moment nicht sagen.<br />

INTERVIEW: RALF GOTTHARDT<br />

FOTO: RALF GOTTHARDT<br />

Azim Becker: Es sei schon eine bittere Pille, als nicht „systemrelevant“ eingestuft zu werden

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