07.07.2021 Aufrufe

STADTBLATT Juli 2021

Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. Sie ist seit über 30 Jahren am Markt als das monatliche Programmheft für aufgeschlossene Städter. www.stadtblatt-osnabrueck.de

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umwelt<br />

PRÄSENTIERT VON<br />

FOTO: REBECCA BRASSE<br />

GRÜNE GESICHTER<br />

So geht Umweltschutz<br />

Nicole Steinmann-Nolting, „Wilden Möhre“: Ihre Parzellen stellen den „Bezug zur Natur und zur eigenen Umgebung her“<br />

40 qm Bioglück<br />

Von Zucchini bis Tomate: Nicole Steinmann-Nolting hat die „Wilde Möhre“ gegründet.<br />

Ihre Gemüse-Mietgärten bei Osnabrück sind zum Säen, Jäten und Ernten da – und zugleich<br />

ein chilliger Begegnungsraum.<br />

Johanna Bischof<br />

NABU (NAJU) Osnabrück<br />

den Ausdruck „Volle Möhre!“ kennt man ja.<br />

Aber „Wilde Möhre“? Wer wissen will, das<br />

das bedeutet, trifft entweder auf die gleichnamige<br />

GmbH in Berlin und ihr Festival – oder auf Nicole<br />

Steinmann-Nolting in Osnabrück und ihre Gemüse-Mietgärten.<br />

Gemüse: Selbst gegossen, selbst umjätet, selbst geerntet,<br />

liegt es im Trend, nicht nur weil Vegetarismus<br />

und Veganismus auf dem Vormarsch sind. Aber was<br />

tun, wenn man keinen eigenen Garten hat, keinen eigenen<br />

Balkon? Dann muss eine Mietfläche her.<br />

Nicole Steinmann-Nolting ist Anfang Mai gestartet,<br />

mit sechzig Parzellen in Osnabrück-Belm und Bissendorf-Schledehausen,<br />

jede 40 qm groß, vorbepflanzt<br />

mit mehr als zwanzig Sorten Gemüse, und die Resonanz<br />

ist gut: „Ich bekomme total glückliche Mails“,<br />

sagt sie. „Bei uns ist das ja sehr persönlich.“<br />

Ihre Areale versteht sie auch als „Begegnungsraum“.<br />

Chillig ist das. Bänke stehen bereit. Sonnensegel<br />

auf der Parzelle sind kein Tabu. Es gibt Angebote<br />

für Kids, vom Tipi bis zum Maislabyrinth, vom Kindergeburtstag<br />

bis zum Ferienprogramm.<br />

„Sowas passt total gut in unsere Zeit“, sagt Steinmann-Nolting.<br />

Sie hat Landschaftsarchitektur studiert<br />

und gärtnert selbst seit vielen Jahren.<br />

Die Parzellen, Saison ist von Mai bis Ende Oktober,<br />

liefern genug Ertrag für mehrere Personen. Salat ist<br />

schon geerntet worden, Mangold. Aber die Produktivität<br />

ist oft gar nicht die Hauptsache. „Viele sehen das<br />

als Experiment, probieren einfach mal was aus.“<br />

Ein Viertel der Parzellen lässt Steinmann-Nolting<br />

unbepflanzt. Aber auch auf dem Rest kann der Mieter<br />

selbst bestimmen. Hauptsache alles läuft öko- und<br />

biogerecht ab. „Pestizide sind natürlich unerwünscht.“<br />

Die Mieter der „Wilden Möhre“ sind sehr unterschiedlich.<br />

„Das fängt so ab 30 Jahren an“, sagt Steinmann-Nolting.<br />

„Auch ein Rentner ist dabei, der ist 78<br />

und hats echt drauf!“ Viele Familien sind dabei – für<br />

Kids ab 5 Jahren gibt es sogar eigene „Wilde Möhrchen”-Parzellen,<br />

4 qm groß. „Die sind total fasziniert,<br />

wenn die Kürbisblüten aufgehen“, erzählt Nicole Steinmann-Nolting.<br />

„Oder sie beobachten die Bienen, die<br />

Wildpflanzen.“ Einige Mieter haben Vorkenntnisse,<br />

andere nicht. „Für viele ist das ein echtes Lernfeld.“<br />

Man spürt: Nicole Steinmann-Nolting ist nicht nur<br />

wichtig, dass alles gedeiht, was sie in ihrem Gewächshaus<br />

in Osnabrück heranzieht, bevor es ins Freiland<br />

kommt. Den Schreibtischjob im Landschaftsarchitekturbüro<br />

hat sie gegen das eingetauscht, was sie „einen<br />

Beitrag dazu“ nennt, „den Anbau von Gemüse in umweltfreundlicher<br />

Qualität zu fördern“. Der Nebeneffekt:<br />

Der Erhalt der Artenvielfalt – und der „Bezug zur Natur<br />

und zur eigenen Umgebung“.<br />

Seit den 1950er Jahren hat sich der Pro-Kopf-Konsum<br />

von Gemüse in Deutschland auf über 105 kg verdoppelt.<br />

Gut so. Was nicht heißt, dass es nicht amüsant<br />

sein kann, in der „Wilde Möhre“ in einer Arbeitspause<br />

„Fleisch ist mein Gemüse“ zu lesen, Heinz Strunks legendären<br />

Roman von 2004. Guten Appetit!<br />

HARFF-PETER SCHÖNHERR<br />

Ich engagiere mich für Natur und Umwelt, indem ich<br />

… ehrenamtlich beim NABU und der NAJU tätig bin, dort<br />

Ideen einbringe und Umweltbildungsangebote für Kinder<br />

organisiere.<br />

Meine spannendste Aktion war … die Entkusselungsaktion<br />

im Venner Moor.<br />

Wenn mich jemand fragt, was er für die Umwelt tun<br />

kann, antworte ich, … dass es viele, sinnvolle Möglichkeiten<br />

gibt, z. B. im eigenen Garten oder den Bereichen<br />

Konsum und Fortbewegung. Jede*r muss sich nur etwas<br />

aus der eigenen Komfortzone bewegen, um etwas anzustoßen.<br />

Eine der größten Umweltsünden sind für mich … Inlandsflüge.<br />

Wenn ich Bundesumweltministerin wäre, würde ich …<br />

einen bundesweiten Klimavorbehalt einführen und die<br />

CO 2<br />

-Bepreisung erhöhen.<br />

Mir gibt Hoffnung, dass … Umwelt- und Klimafragen<br />

mehr ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt sind<br />

und schon in jüngeren Generationen eine große Rolle<br />

spielen.<br />

Ich wünsche mir eine Welt, in der … alle Menschen friedlich<br />

zusammenleben.<br />

Im Moment befasse ich mich mit … einigen NAJU-<br />

Projekten, zum Beispiel mit unserem Fotowettbewerb<br />

„A33-Nord abknipsen“, der gegen das Bauvorhaben der<br />

A33-Nord protestieren soll. Außerdem läuft das Projekt<br />

„Lebendige Friedhöfe Osnabrück“ an, welches eine naturnahe<br />

Gestaltung des Heger Friedhofs zum Ziel hat.<br />

INTERVIEW: HARFF-PETER SCHÖNHERR

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