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Wozzeck - Institut für Szenische Interpretation von Musik + Theater

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3.5. Feedback, Weiterführung<br />

Sachbezogenes Feedback: Die Fragen des sachbezogenen Feedbacks im Anschlu× an die<br />

Sing- und Gehaltungs-Szene werden erneut gestellt: Warum können Begeisterung und Verachtung,<br />

Begehren und Spott durchaus gleichzeitig vorhanden sein? Trifft diese Gleichzeitigkeit<br />

der Gefühle auf Marie und Margret oder nur auf eine <strong>von</strong> beiden zu? - Aufgrund welcher<br />

"objektiver" (historischer) Bedingungen ist es sogar wahrscheinlich, da× eine derartige Gefühlsgleichzeitigkeit<br />

besteht? Kann aufgrund dieser Gleichzeitigkeit Marie nicht auch gleichzeitig<br />

"resigniert" und "euphorisch" sein? Spielt bei den Gefühlen Maries die Moral (Angst,<br />

untreu zu sein oder zu werden) eine Rolle?<br />

Aufgrund der vorliegenden Szene kann nicht beurteilt werden, ob und inwiefern Maries Phanatasien<br />

über das hier Erarbeitete hinaus noch die Funktion eines "Ausbruchs" aus einer entfremdeten<br />

Zweierbeziehung signalisieren. Sollte die Diskussion auf diesen Aspekt kommen,<br />

so wird auf die 4. Unterrichtseinheit verwiesen.<br />

Weiterführung:<br />

In einer Oper eignet der Komponist "Wirklichkeit" mit dramaturgischen und musikalischen<br />

Mitteln an. Es ist die Frage, in welcher Weise in diese "Wirklichkeit" die konkrete Biografie<br />

des Komponisten eingeht. So ist denkbar, da× sich ein Komponist mit einer Figur identzifiziert<br />

(d.h. gerne so sein oder so bemitleidet sein möchte wie die Figur auf der Bühne), oder<br />

aber mit einer Figur unbewu×t einer ganz persönliche Phantasie Ausdruck verleiht. Im Extremfall<br />

ist denkbar, da× ein Komponist etwas, was er in seinem wirklichen Leben verdrängt<br />

und vergessen hat, in einer Oper an die Öffentlichkeit bringt. (Vgl. dazu PETERSEN 1985, S.<br />

54-57.)<br />

Die Schülerinnen (vgl. Hausaufgabe der 2. UE) berichten zunächst über die biografischen<br />

Tatsachen, die im Schülermaterial SM6 zu finden sind. Sodann lesen sie ihre kurzen Berichte<br />

vor, die mit der Formulierung beginnen "Ich, Alban Berg (29 Jahre), stelle mir meine Idealfrau<br />

so vor". (Falls keine Hausaufgaben gemacht wurden, sind die entsprechenden Texte in<br />

Gruppenarbeit zu lesen und zu diskutieren.) Im Anschlu× an diese Berichte wird diskutiert: Ist<br />

Marie ein Bild <strong>von</strong> Bergs Idealfrau?<br />

Die sakrilegische These, da× Marie ein unbewu×tes Phantasieprodukt des <strong>von</strong> Berg verdrängten<br />

Bildes einer "Idealfrau" ist, ja möglicherweise das konkrete Abbild seiner kurzen Jugendliebe,<br />

kann auf dem Hintergrund des Textes <strong>von</strong> Sigmund Freud (SM 8) andiskutiert werden.<br />

In diesem Text vertritt Freud die These, da× Künstler in der Lage seien, verdrängte Inhalte<br />

durch künstlerische Tätigkeit zu "sublimieren". Sublimation bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />

da× die verdrängten Inhalte nicht als bedrohliche Symptome, sondern als nützliche und<br />

schöne Produkte zum Vorschein kommen.<br />

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