Wozzeck - Institut für Szenische Interpretation von Musik + Theater
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Anmerkung: Es ist verbürgt, da× Berg in dieser Szene autobiographische Elemente verarbeitet<br />
hat. Es ist denkbar, einige der einschlägigen Äu×erungen Bergs als Einfühlung vorzulesen<br />
(siehe Kasten 4) und die Wachstube "unhistorisch" aus der Zeit Büchners in die des Ersten<br />
Weltkriegs zu verlegen.<br />
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Kasten 4<br />
Alban Berg beim Militärdienst (siehe Abbildung [17])<br />
"Wenn ich trotzdem zum Wachdienst kommandiert worden bin, so ist es ganz einfach eine<br />
Ungerechtigkeit... Die Tätigkeit in der Wache ist gleich Null. Das ist ein 24stündiges Herumsitzen<br />
in einem durch und durch tabakqualmigen kleinen Raum, wo sich circa 1O Rekruten<br />
aufhalten, <strong>von</strong> denen ich alle 2 Stunden einen aufführen mu×, das hei×t irgendwo den dort<br />
befindlichen Wachposten abhole und einen anderen hinbringe. Das geht also <strong>von</strong> 1/2 1 Uhr<br />
Mittags bis 1/2 1 Uhr Mittag des folgenden Tages. In der Nacht kann ich 4 Stunden schlafen -,<br />
da es aber vor 1O Uhr nicht ruhig ist, eigentlich nur drei Stunden... Um 1 Uhr mu× ich also<br />
wieder <strong>von</strong> der Holzpritsche aufstehen und wieder den irrsinnigen Dienst versehen ununterbrochen<br />
bis zum Mittag." (Brief vom 25.12.1915 an Gottfried Kassowitz, in: HANSELMANN<br />
1992, S. 157-158.)<br />
"Als ihn sein Schüler Gottfried Kassowitz einmal in seiner Baracke bei Kiralyhida besuchte,<br />
erzählte er ihm <strong>von</strong> seinen schlaflosen Nächten: >Haben Sie schon jemals viele Leute zugleich<br />
schnarchen hören? Dieses vielstimmige Atmen, Röcheln und Stöhnen ist der eigenartigste<br />
Chor, den ich je gehört habe. Es ist wie eine <strong>Musik</strong> der Urlaute, die aus den Abgründen<br />
der Seele aufsteigt