Wozzeck - Institut für Szenische Interpretation von Musik + Theater
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Wenn Alban Bergs „<strong>Wozzeck</strong>“ im erfahrungsbezogenen Unterricht behandelt wird, so nicht<br />
deshalb, weil „<strong>Wozzeck</strong>“ (nach übereinstimmender Meinung aller ExpertInnen) die bedeutendste<br />
Oper des 20. Jahrhunderts ist, sondern weil die Inhalte <strong>von</strong> „<strong>Wozzeck</strong>“ subjektive<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die SchülerInnen haben sollen. Und wenn „<strong>Wozzeck</strong>“ szenisch interpretiert<br />
wird, so nicht deshalb, weil das szenische Spiel eine griffige Methode ist, sondern weil die<br />
szenischen Lernsituationen mit in die subjektiv bedeutsamen Inhalte eingehen sollen.<br />
These 2: Jedes Lernen ist ein Lernen durch gemachte Erfahrungen.<br />
Diese These ist - im Gegensatz zur ersten, die sie gleichsam umkehrt - keineswegs allgemein<br />
akzeptiert. Sie besagt, daß alle Lernprozesse so ablaufen, daß die subjektive Bedeutung wichtiger<br />
als der objektive Lerninhalt ist und daß die Lernsituation unablösbar in das Gelernte mit<br />
eingeht. Diese These betrachtet jede Art <strong>von</strong> Unterricht als eine Art „Inszenierung“, die in der<br />
Regel aber nicht bewußt reflektiert wird und daher zu dem führt, was die kritische Pädagogik<br />
der 70er Jahre „hidden curriculum“ genannt hat: an „<strong>Wozzeck</strong>“ werde Ehrfurcht vor Großer<br />
<strong>Musik</strong>, die man aber nicht versteht, werde Angst vor komplizierten Kompositionstechniken,<br />
die gut in Klausuren abgefragt werden können, werde Stillsitzen angesichts abstoßender und<br />
aufschreckender Sounds, werde Einverständnis mit der Tatsache, daß deutsche Opernhäuser<br />
zig Millionen verschlingen, gelernt.<br />
Hartmut <strong>von</strong> Hentig hat aus der Erkenntnis, daß Erfahrungen eigentlich nur <strong>von</strong> den SchülerInnen<br />
selbst gemacht und nicht wie Lerninhalte vermittelt werden können, gefolgert (HEN-<br />
TIG 1973, S.38):<br />
These 3: Aufgabe der Lehrerin und des Lehrers ist es, (Lern-)Situationen bewußt zu inszenieren,<br />
in denen Erfahrungen gemacht werden können.<br />
Während nach These 2 jede Lehrperson stets „inszeniert“, kommt es nach These 3 darauf an,<br />
ob sich die Lehrerin oder der Lehrer dieser Tatsache bewußt ist. Die szenische <strong>Interpretation</strong><br />
ist eine systematische Ausarbeitung dieses pädagogisch wirksamen „Inszenierungs“-<br />
Gedankens.<br />
These 4: Lernen aufgrund bewußt inszenierter Erfahrungen ist ein Lernen mit Körper,<br />
Geist und Seele - das heißt: ein ganzheitlicher, sehr nachhaltiger, menschenwürdiger und<br />
lustvoller Prozeß.<br />
Während in These 3 die Aufgabe der LehrerInnen als notwendige Konsequenz aus These 1<br />
und 2 formuliert ist, wird hier Erfahrungslernen positiv aus der Schülerperspektive beschrieben.<br />
Das Erfahrungslernen aktiviert menschliche (Lern-)Fähigkeiten, die üblicherwseise weitgehend<br />
brach liegen - nämlich Körper und Seele neben dem Geist. Der Lernprozeß ist daher<br />
effektiver. Die These, daß es ein Körperlernen und eine Speicherung <strong>von</strong> Wissen in Gestalt<br />
<strong>von</strong> Körpersprache gibt, avancierte in den 8Oer Jahren vom provozierenden Exotikum zur<br />
anerkannten Lehrmeinung (ARGYLE 1979, SCHELLER 1982 und 1984, RUMPF 199O). -<br />
Allerdings garantiert eine „Inzenierung“ noch nicht Erfahrungslernen:<br />
These 5: Erfahrungslernen geschieht nicht einfach durch die ungebrochene Akkumulation<br />
subjektiver Erfahrungen, sondern erst dadurch, daß gemachte Erfahrungen gebrochen,<br />
reflektiert und weiterentwickelt werden.<br />
Unverarbeitete Erfahrungen werden oft auch als „Erlebnis“ bezeichnet (SCHELLER 1981).<br />
Dann besagt These 5, daß Erfahrungen durch die Verarbeitung (Brechung, Reflexion, Weiter-<br />
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