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Wozzeck - Institut für Szenische Interpretation von Musik + Theater

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Marie hat glänzende Steine - "bestimmt aus Gold" - bekommen und besieht sich im Spiegel.<br />

Das Verhältnis zum Tambourmajor scheint nicht nur ein gelungener Ausbruchsversuch, sondern<br />

auch ein weiblicher Sieg über die Damen der feinen Gesellschaft zu sein. - Wer hat <strong>für</strong><br />

solche Phantasien Verständnis?<br />

Vorbereitung des szenischen Spiels: Die Szene wird hergerichtet: Stuhl, Spiegel, Tischchen,<br />

Bett/Wiege <strong>für</strong>s Kind. Marie verkleidet sich. - Die SchülerInnen sitzen im Halbkreis um die<br />

Szenerie. JedeR bekommt (bzw. hat <strong>von</strong> der 2. Unterrichtseinheit her) eine Rolle. In einem<br />

Reihumgespräch vergewissern sich alle ("blitzlichtartig") der vorhandenen Rollen. - Alle lesen<br />

den Text der 1. Szene des 2. Aktes bis zum Auftritt <strong>Wozzeck</strong>s leise durch (SM17). Dann wird<br />

der Text laut reihum gelesen. In ihren Sprechhaltungen versuchen die SchülerInnen bereits<br />

eine Kommentierung aus ihrer Rolle heraus. - Kurze Diskussion zur Struktur der Szene: Der<br />

Bub stört Marie bei ihrer Phantasiereise ins Reich der gro×en Madamen auf den Schwingen<br />

der glänzenden Steine. Sie singt eine dritte Strophe ihres Wiegenlieds (SM7).<br />

<strong>Szenische</strong>s Spiel mit Befragung aus verschiedenen Rollenperspektiven: Einfühlung der Marie.<br />

Marie spricht nur den Text, der sich auf die Steine, den Spiegel und die Madamen bezieht (in<br />

SM17 dick gedruckt). Sie benutzt dazu das Textbuch. Sie lä×t sich viel Zeit. Als Hintergrundsmusik<br />

erklingt (ganz leise) die zugehörige Szenenmusik (2. Akt, Takt 7-25 und Takt 6O-8O,<br />

drei Mal HB16). Die im Halbkreis sitzenden SchülerInnen beobachten Marie aus ihrer Rolle<br />

heraus. - Im Anschlu× an das Spiel gehen die SchülerInnen nacheinander zu Marie und fragen<br />

sie aus ihrer Rolle heraus oder geben einen Kommentar ab. Marie kann durch Gesten oder<br />

sprachlich antworten.<br />

<strong>Szenische</strong> Improvisation zur <strong>Musik</strong>: Marie wird erneut eingefühlt: "Du hast Steine bekommen<br />

und betrachtest Dich im Spiegel. Dein Bub quängelt. Du versuchst ihn zur Ruhe zu bringen -<br />

durch Erschrecken, Einschüchtern, ein Lied." - Die Szenenmusik wird vollständig vorgespielt<br />

(2. Akt, Takt 7-92). Marie spielt und singt frei. Die BeobachterInnen beobachten das Verhältnis<br />

Mutter/Kind.<br />

Erfahrungsbezogenes Feedback: Wie hat Marie ihr Kind wahrgenommen? Wie hat sie sich als<br />

Mutter gefühlt? Hat sie an <strong>Wozzeck</strong> denken müssen? Ist ihr der Tamboumajor durch den<br />

Kopf gegangen? Ist sie glücklich (wegen der Steine) oder unglücklich, verärgert, frustriert?<br />

Warum, hat sie gesagt "aber, ich bin nur ein armes Weibsbild!" - Dieselben Fragen können<br />

auch in der Runde der BeobachterInnen besprochen werden.<br />

Sachbezogenes Feedback: Ist Maries Ausbruchsversuch mehr als nur ein Versuch, der entfremdeten<br />

Beziehung mit <strong>Wozzeck</strong> und damit ihrem Alltag punktuell zu entkommen? Ist es<br />

der Versuch, sich mit "visionären Phantasien" über ihr soziales Milieu zu erheben? Wodurch<br />

unterscheiden sich Maries Phantasien <strong>von</strong> denjenigen <strong>Wozzeck</strong>s? Warum versteht Marie die<br />

Phantasien des <strong>Wozzeck</strong> nicht -und warum versteht <strong>Wozzeck</strong> die Phantasien der Marie nicht?<br />

Diskussion dieser Fragen kann <strong>von</strong> einer musikanalytischen Studie Peter Petersens (SM18)<br />

ausgehen.<br />

5.6. Weiterführung<br />

* Die Schlüsse des 1. und 3. Aktes werden vorgeführt (HB17). Berg hat gro×en Wert auf die<br />

strukturelle Ähnlichkeit dieser Schlüsse gelegt (SM15). Welche Begründungen gibt Berg <strong>für</strong><br />

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