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Wozzeck - Institut für Szenische Interpretation von Musik + Theater

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4.1. Haltungen und Handlungsrepertoire beim Rasieren<br />

<strong>Wozzeck</strong> rasiert seinen Hauptmann. Das Gespräch ist im wesentlichen dadurch bestimmt, da×<br />

<strong>Wozzeck</strong> schnell mit seiner Arbeit vorankommen möchte, während der Hauptmann <strong>von</strong> <strong>Wozzeck</strong><br />

nicht nur rasiert, sondern auch unterhalten werden möchte. Ein gegenseitiges Tauziehen<br />

um Zeit und Gesprächsinhalte findet statt. In Haltungsübungen und durch das Erproben unterschiedlicher<br />

Handlungsmuster kann anhand dieser Szene erfahren werden, wie der Arbeitsproze×<br />

die Kommunikations- und Beziehungsstruktur zwischen <strong>Wozzeck</strong> und Hauptmann<br />

mehr bestimmt als die Abhängigkeit des Stadtsoldaten <strong>von</strong> seinem Vorgesetzten. Dabei zeigt<br />

sich, da× sich in derartigen Situationen "Verhaltensspielräume eröffnen, die es Woyzeck [=<br />

<strong>Wozzeck</strong>] möglich machen, die eigene Identität zu wahren" (SCHELLER 1987, S. 38).<br />

Aneignung des Handlungsablaufs als Voraussetzung des szenischen Spiels:<br />

Die äu×eren Gegebenheiten der Rasierszene werden dadurch erläutert, da× einige notwendige<br />

Gergenstände (Stuhl, Spiegel, Waschbecken) aufgebaut, Requisiten (Rasiermesser, Rasierschale,<br />

Rasierpinsel, Handtuch, Schürze, Riemen zum Schärfen des Rasiermessers) bereitstellt<br />

und deren Funktion <strong>für</strong> den Rasiervorgang erklärt werden. Anschlie×end setzen sich die SchülerInnen<br />

im Halbkreis um dies Szenarium und hören die gesamte Szene an (HB7, 1. Akt, Takt<br />

1-172).<br />

Der Text der Szene (I, 1) wird nochmals reihum laut verlesen. Die Regieanweisungen sind<br />

mitzulesen.<br />

<strong>Szenische</strong> Improvisation ohne <strong>Musik</strong> ohne Vorgaben (MET2O): Zwei SchülerInnen werden<br />

als <strong>Wozzeck</strong> und Hauptmann kurz eingefühlt (Einfühlung in eine einzelne Szene MET5). In<br />

der Einfühlung wird nochmals gezeigt, wie man mit den bereitgestellten Utensilien beim Rasieren<br />

umgeht. Die Szene wird sodann improvisiert durchgespielt: der Hauptmann ist auf Unterhaltung<br />

aus, <strong>Wozzeck</strong> möchte schnell fertig werden. Die Improvisation endet damit, da×<br />

der Hauptmann vom Stuhl aufsteht und <strong>Wozzeck</strong> sich zur Tür aufmacht. Danach werden beide<br />

SpielerInnen kurz ausgefühlt (Ausfühlung aus einer einzelnen Szene MET27).<br />

Feedback und Auswertung: Die SchülerInnen, die nicht gespielt haben, überlegen sich, ob sie<br />

den Hauptmann und <strong>Wozzeck</strong> als jeweils "stark" oder "schwach" wahrgenommen haben. Im<br />

Sinne eines erfahrungsbezogenen Feedbacks können sich auch die beiden SpielerInnen an der<br />

darauffolgenden Diskussion über diese Wahrnehmungen beteiligen. Kontroverse Meinungen<br />

sollten Anla× zu weiteren szenischen Improvisationen durch andere SchülerInnen sein.<br />

<strong>Szenische</strong> Improvisation ohne <strong>Musik</strong> mit Vorgaben (MET2O): Hauptmann und <strong>Wozzeck</strong><br />

werden gemä× der vorangegangenen Diskussion als "stark" bzw. "schwach" eingefühlt. Nach<br />

der szenischen <strong>Interpretation</strong> werden beide SchülerInnen ausgefühlt: haben sich Hauptmann<br />

und <strong>Wozzeck</strong> verabredungsgemä× tatsächlich "stark" bzw. "schwach" erlebt und wie haben<br />

sie sich bei einem "starken" bzw. "schwachen" Gegenüber gefühlt?<br />

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