24.08.2021 Aufrufe

vsao Journal Nr. 4 - August 2021

Spannung- Von Masten bis Muskeln Nephrologie - Zystennieren – ein schwieriges Erbe Analgetika - Neuropathische Schmerzen Politik - Medizin und Klimaschutz

Spannung- Von Masten bis Muskeln
Nephrologie - Zystennieren – ein schwieriges Erbe
Analgetika - Neuropathische Schmerzen
Politik - Medizin und Klimaschutz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />

Tabelle 1. Ansätze zur Bekämpfung von diskriminierenden Verhaltensweisen<br />

Vorschläge der ASMAV, um die identifizierten Probleme in Zusammenhang mit unangemessenem<br />

Verhalten, mangelndem Respekt gegenüber der schwangeren Frau und stillenden Mutter sowie der<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu beheben.<br />

ASMAV: Association suisse des médecins assistant·e·s et chef·fe·s de cliniques, Section Vaud<br />

(ASMAV); CLASH: Collectif de lutte contre le sexisme en milieu hospitalier; FHV: Fédération des<br />

hôpitaux vaudois; HR: Human Ressources.<br />

Situation<br />

Problematische Verhaltensweisen<br />

Einhaltung der Bestimmung<br />

zum Schutz der schwangeren<br />

Frauen und der stillenden<br />

Mütter<br />

Vereinbarkeit von<br />

Privat leben und Beruf<br />

Vorschläge<br />

Diskussion<br />

Ein Führungsstil, der überdacht<br />

werden muss<br />

Die sexistischen Verhaltensweisen sind<br />

ein Dauerthema, auch bei der Ärzteschaft.<br />

Für Ärztinnen ist es nach wie vor schwierig,<br />

hinsichtlich ihrer beruflichen Fähigkeiten<br />

gleichermassen wie ihre männlichen<br />

Kollegen anerkannt zu werden.<br />

Unsere Zahlen bestätigen, was andere,<br />

grössere Studien bereits gezeigt haben. [5]<br />

Es sind häufig die Vorgesetzten, die solche<br />

Verhaltensweisen an den Tag legen. Dies<br />

kann negative Auswirkungen auf die Weiterbildung<br />

und die Karriere der betroffenen<br />

Person haben und sie zudem davon<br />

abhalten, die Vorfälle zu melden. Bei dieser<br />

Problematik geht es um komplexe<br />

Machtfragen, die sich auf verschiedenste<br />

Weise äussern können, von derben und<br />

Eine transparente und neutrale Meldung der Fälle fördern<br />

und ermöglichen, bei gleichzeitigem Schutz der meldenden<br />

Person.<br />

Sensibilisierung und Ausbildung des Kaderpersonals zu den<br />

Fragen von Sexismus und Belästigung.<br />

Förderung einer Null-Toleranz und Anwendung von<br />

Sanktionen im Falle der Nichteinhaltung, unabhängig von<br />

der hierarchischen Stellung des Urhebers.<br />

Sicherstellung der Überwachung der problematischen<br />

Situationen.<br />

Entwicklung einer Sensibilisierungsstrategie: Das Kollektiv<br />

CLASH, die ASMAV und die FHV arbeiten zusammen an der<br />

Umsetzung einer Pilot-Sensibilisierungskampagne in zwei<br />

Waadtländer Spitälern im Jahr <strong>2021</strong>.<br />

Bei Meldung einer Schwangerschaft systematische Durchführung<br />

eines Gesprächs zwischen HR, Vorgesetztem und<br />

der betroffenen Ärztin, mit Erläuterung der geltenden<br />

Bestimmungen.<br />

Klare Sanktionsandrohung im Falle der Nichteinhaltung.<br />

Regelmässige Kontrolle der gesetzlichen Bestimmungen<br />

durch die HR-Abteilung bei der betroffenen Ärztin.<br />

Aufwertung des personalärztlichen Dienstes als Ansprechpartnerin<br />

bei Fragen.<br />

Vereinfachung und Automatisierung des Stellvertretungsprozesses<br />

bei Mutterschaftsurlaub.<br />

Beantwortung der Frage der Elternschaft im Verlauf der<br />

Aus- und Weiterbildung.<br />

Optimierung des Angebots für die Kinderbetreuung und<br />

Anpassung an die Spitalarbeitszeiten.<br />

Förderung der Teilzeitarbeit und des Jobsharings,<br />

einschliesslich bei Männern.<br />

Aufwertung des Vaterschafts- und Elternurlaubs.<br />

sexistischen Witzen bis zur Diskriminierung,<br />

die zur Verletzung der Integrität der<br />

Person führen kann. Es ist schwierig zu<br />

beurteilen, ob Sanktionen verhängt werden<br />

und welche Auswirkungen diese haben.<br />

Es gibt aber Studien, die eine geringe<br />

Zufriedenheit gegenüber den getroffenen<br />

Massnahmen aufzeigen. [6] Der Führungsstil,<br />

der insbesondere auf der autoritären<br />

Hierarchie der Kaderärzte und einem Gesetz<br />

des Schweigens beruhen, ist vermutlich<br />

einer der Gründe, die dies erklären<br />

können.<br />

Praktische<br />

Auswirkungen<br />

– Die Belästigung bleibt ein verbreitetes<br />

Problem in den Spitälern. Sie<br />

betrifft sowohl die geschlechterbezogenen<br />

Diskriminierungen als auch<br />

den autoritären Führungsstil.<br />

– Eine Verbesserung der Prävention<br />

und der bei problematischen Verhaltensweisen<br />

ergriffenen Massnahmen<br />

ist notwendig. Dazu braucht es<br />

obligatorische Kurse für Ärzte in<br />

Kaderfunktionen sowie auch das<br />

Ergreifen von Sanktionen, die den<br />

betroffenen Personen mitgeteilt<br />

werden müssen.<br />

– Allzu häufig ist die Mutterschaft<br />

Synonym für Ängste, Spannungen<br />

im Team und Hindernisse in der<br />

Karriere. Dieses Problem erfordert<br />

eine aufmerksame Analyse. Die<br />

Feminisierung des Berufs erfordert<br />

einen Paradigmenwechsel.<br />

– Die Stellvertretung bei Mutterschaft<br />

muss systematisch und punktuell<br />

funktionieren, um die Auswirkungen<br />

auf das Team und die Schuldgefühle<br />

der schwangeren Frauen zu<br />

reduzieren.<br />

– Die gesetzlichen Bestimmungen im<br />

Falle einer Schwangerschaft müssen<br />

automatisch zur Anwendung kommen<br />

und ihre Einhaltung sollte<br />

durch die Human Ressources sichergestellt<br />

werden.<br />

– Die Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie muss verbessert werden,<br />

insbesondere mit dem Zugang zu<br />

Kinderbetreuungslösungen, die mit<br />

den Arbeitszeiten in den Spitälern<br />

kompatibel sind.<br />

– Die Sektionen des Verbands Schweizerischer<br />

Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte, als Vertreter der<br />

ÄrztInnen in Ausbildung, sind<br />

Schlüsselpartner für die Ausarbeitung<br />

von Lösungen zur Verbesserung<br />

des Arbeitsklimas.<br />

Eine Reihe von Konsequenzen<br />

Was die Schwierigkeiten angeht, mit welchen<br />

die schwangeren Frauen an ihrem<br />

Arbeitsplatz konfrontiert sind, zeigen Studien,<br />

dass der Stress, dem die Ärztinnen<br />

ausgesetzt sind, das Risiko von Geburtskomplikationen<br />

erhöht. [7] Wir denken,<br />

dass der mangelhafte Schutz der schwangeren<br />

Frauen sowie die fehlende Unterstützung<br />

beim Stillen mit negativen gesundheitlichen<br />

Folgen für die Mutter und<br />

das Kind einhergehen. Dazu kommen<br />

noch die Schuldgefühle und die Diskriminierung<br />

der Mütter am Arbeitsplatz, insbesondere<br />

wegen der Mutterschaftsurlaube,<br />

die nicht in genügendem Masse durch<br />

Ersatzpersonal ausgeglichen werden und<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 4/21 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!