vsao Journal Nr. 4 - August 2021
Spannung- Von Masten bis Muskeln Nephrologie - Zystennieren – ein schwieriges Erbe Analgetika - Neuropathische Schmerzen Politik - Medizin und Klimaschutz
Spannung- Von Masten bis Muskeln
Nephrologie - Zystennieren – ein schwieriges Erbe
Analgetika - Neuropathische Schmerzen
Politik - Medizin und Klimaschutz
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Weiterbildung / Arbeitsbedingungen<br />
Tabelle 1. Ansätze zur Bekämpfung von diskriminierenden Verhaltensweisen<br />
Vorschläge der ASMAV, um die identifizierten Probleme in Zusammenhang mit unangemessenem<br />
Verhalten, mangelndem Respekt gegenüber der schwangeren Frau und stillenden Mutter sowie der<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu beheben.<br />
ASMAV: Association suisse des médecins assistant·e·s et chef·fe·s de cliniques, Section Vaud<br />
(ASMAV); CLASH: Collectif de lutte contre le sexisme en milieu hospitalier; FHV: Fédération des<br />
hôpitaux vaudois; HR: Human Ressources.<br />
Situation<br />
Problematische Verhaltensweisen<br />
Einhaltung der Bestimmung<br />
zum Schutz der schwangeren<br />
Frauen und der stillenden<br />
Mütter<br />
Vereinbarkeit von<br />
Privat leben und Beruf<br />
Vorschläge<br />
Diskussion<br />
Ein Führungsstil, der überdacht<br />
werden muss<br />
Die sexistischen Verhaltensweisen sind<br />
ein Dauerthema, auch bei der Ärzteschaft.<br />
Für Ärztinnen ist es nach wie vor schwierig,<br />
hinsichtlich ihrer beruflichen Fähigkeiten<br />
gleichermassen wie ihre männlichen<br />
Kollegen anerkannt zu werden.<br />
Unsere Zahlen bestätigen, was andere,<br />
grössere Studien bereits gezeigt haben. [5]<br />
Es sind häufig die Vorgesetzten, die solche<br />
Verhaltensweisen an den Tag legen. Dies<br />
kann negative Auswirkungen auf die Weiterbildung<br />
und die Karriere der betroffenen<br />
Person haben und sie zudem davon<br />
abhalten, die Vorfälle zu melden. Bei dieser<br />
Problematik geht es um komplexe<br />
Machtfragen, die sich auf verschiedenste<br />
Weise äussern können, von derben und<br />
Eine transparente und neutrale Meldung der Fälle fördern<br />
und ermöglichen, bei gleichzeitigem Schutz der meldenden<br />
Person.<br />
Sensibilisierung und Ausbildung des Kaderpersonals zu den<br />
Fragen von Sexismus und Belästigung.<br />
Förderung einer Null-Toleranz und Anwendung von<br />
Sanktionen im Falle der Nichteinhaltung, unabhängig von<br />
der hierarchischen Stellung des Urhebers.<br />
Sicherstellung der Überwachung der problematischen<br />
Situationen.<br />
Entwicklung einer Sensibilisierungsstrategie: Das Kollektiv<br />
CLASH, die ASMAV und die FHV arbeiten zusammen an der<br />
Umsetzung einer Pilot-Sensibilisierungskampagne in zwei<br />
Waadtländer Spitälern im Jahr <strong>2021</strong>.<br />
Bei Meldung einer Schwangerschaft systematische Durchführung<br />
eines Gesprächs zwischen HR, Vorgesetztem und<br />
der betroffenen Ärztin, mit Erläuterung der geltenden<br />
Bestimmungen.<br />
Klare Sanktionsandrohung im Falle der Nichteinhaltung.<br />
Regelmässige Kontrolle der gesetzlichen Bestimmungen<br />
durch die HR-Abteilung bei der betroffenen Ärztin.<br />
Aufwertung des personalärztlichen Dienstes als Ansprechpartnerin<br />
bei Fragen.<br />
Vereinfachung und Automatisierung des Stellvertretungsprozesses<br />
bei Mutterschaftsurlaub.<br />
Beantwortung der Frage der Elternschaft im Verlauf der<br />
Aus- und Weiterbildung.<br />
Optimierung des Angebots für die Kinderbetreuung und<br />
Anpassung an die Spitalarbeitszeiten.<br />
Förderung der Teilzeitarbeit und des Jobsharings,<br />
einschliesslich bei Männern.<br />
Aufwertung des Vaterschafts- und Elternurlaubs.<br />
sexistischen Witzen bis zur Diskriminierung,<br />
die zur Verletzung der Integrität der<br />
Person führen kann. Es ist schwierig zu<br />
beurteilen, ob Sanktionen verhängt werden<br />
und welche Auswirkungen diese haben.<br />
Es gibt aber Studien, die eine geringe<br />
Zufriedenheit gegenüber den getroffenen<br />
Massnahmen aufzeigen. [6] Der Führungsstil,<br />
der insbesondere auf der autoritären<br />
Hierarchie der Kaderärzte und einem Gesetz<br />
des Schweigens beruhen, ist vermutlich<br />
einer der Gründe, die dies erklären<br />
können.<br />
Praktische<br />
Auswirkungen<br />
– Die Belästigung bleibt ein verbreitetes<br />
Problem in den Spitälern. Sie<br />
betrifft sowohl die geschlechterbezogenen<br />
Diskriminierungen als auch<br />
den autoritären Führungsstil.<br />
– Eine Verbesserung der Prävention<br />
und der bei problematischen Verhaltensweisen<br />
ergriffenen Massnahmen<br />
ist notwendig. Dazu braucht es<br />
obligatorische Kurse für Ärzte in<br />
Kaderfunktionen sowie auch das<br />
Ergreifen von Sanktionen, die den<br />
betroffenen Personen mitgeteilt<br />
werden müssen.<br />
– Allzu häufig ist die Mutterschaft<br />
Synonym für Ängste, Spannungen<br />
im Team und Hindernisse in der<br />
Karriere. Dieses Problem erfordert<br />
eine aufmerksame Analyse. Die<br />
Feminisierung des Berufs erfordert<br />
einen Paradigmenwechsel.<br />
– Die Stellvertretung bei Mutterschaft<br />
muss systematisch und punktuell<br />
funktionieren, um die Auswirkungen<br />
auf das Team und die Schuldgefühle<br />
der schwangeren Frauen zu<br />
reduzieren.<br />
– Die gesetzlichen Bestimmungen im<br />
Falle einer Schwangerschaft müssen<br />
automatisch zur Anwendung kommen<br />
und ihre Einhaltung sollte<br />
durch die Human Ressources sichergestellt<br />
werden.<br />
– Die Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie muss verbessert werden,<br />
insbesondere mit dem Zugang zu<br />
Kinderbetreuungslösungen, die mit<br />
den Arbeitszeiten in den Spitälern<br />
kompatibel sind.<br />
– Die Sektionen des Verbands Schweizerischer<br />
Assistenz- und Oberärztinnen<br />
und -ärzte, als Vertreter der<br />
ÄrztInnen in Ausbildung, sind<br />
Schlüsselpartner für die Ausarbeitung<br />
von Lösungen zur Verbesserung<br />
des Arbeitsklimas.<br />
Eine Reihe von Konsequenzen<br />
Was die Schwierigkeiten angeht, mit welchen<br />
die schwangeren Frauen an ihrem<br />
Arbeitsplatz konfrontiert sind, zeigen Studien,<br />
dass der Stress, dem die Ärztinnen<br />
ausgesetzt sind, das Risiko von Geburtskomplikationen<br />
erhöht. [7] Wir denken,<br />
dass der mangelhafte Schutz der schwangeren<br />
Frauen sowie die fehlende Unterstützung<br />
beim Stillen mit negativen gesundheitlichen<br />
Folgen für die Mutter und<br />
das Kind einhergehen. Dazu kommen<br />
noch die Schuldgefühle und die Diskriminierung<br />
der Mütter am Arbeitsplatz, insbesondere<br />
wegen der Mutterschaftsurlaube,<br />
die nicht in genügendem Masse durch<br />
Ersatzpersonal ausgeglichen werden und<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 4/21 15