vsao Journal Nr. 4 - August 2021
Spannung- Von Masten bis Muskeln Nephrologie - Zystennieren – ein schwieriges Erbe Analgetika - Neuropathische Schmerzen Politik - Medizin und Klimaschutz
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Nephrologie - Zystennieren – ein schwieriges Erbe
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Auf die Bühne ins grelle Licht<br />
zu treten, kostet Energie.<br />
Damit das Lampenfieber zu<br />
einer positiven Kraft wird,<br />
helfen bestimmte Techniken<br />
und Rituale.<br />
Bild: © Anna Jurkovska / Adobe<br />
menteneinnahmen wahr. Es ist bekannt,<br />
dass über ein Viertel der Orchestermusiker<br />
Betablocker einnehmen, um den Auftritt<br />
zu bewältigen. Dies hat zur Folge, dass<br />
das Selbstbild leidet und die betreffende<br />
Person sich als Mogelpackung empfinden<br />
kann (Impostor-Syndrom). Die eigenen<br />
Ressourcen zur Bewältigung von Auftrittssituationen<br />
werden nicht mehr adäquat<br />
wahrgenommen.<br />
Fallbeispiel<br />
Wege aus der Blockade<br />
Dabei ist Lampenfieber im Grunde gut in<br />
den Griff zu bekommen. In der Arbeit mit<br />
Schauspielerinnen und Schauspielern in<br />
meinen Coachings arbeite ich parallel auf<br />
kognitiver, z. B. mit dem Lazarus-Stress-<br />
Modell, und auf körperlicher Ebene. Dabei<br />
setze ich zunächst auf Bottom-up-Techniken,<br />
um im vegetativen Nervensystem<br />
den Parasympathikus als Antagonisten zu<br />
Prägend war für mich die Arbeit mit einer Schauspielerin, die eine belastende und<br />
herausfordernde Rolle in einer meiner Inszenierungen spielte. Wegen einer zunehmend<br />
mangelhaften Abgrenzung der Person zur Rolle bekam sie Angst zu spielen.<br />
Durch die entstehende Angst vor der Angst nahm sie die Rolle ins Privatleben mit.<br />
Wir probierten daraufhin verschiedene Methoden wie Feldenkrais®, Alexandertechnik®,<br />
Yoga, Gyrokinesis®, Progressive Muskelentspannung und Meditation aus, damit<br />
sie sich ein individuelles Ritual schaffen konnte, um sich selbst zu schützen. Zu Beginn<br />
aktivierte sie den VagusNerv nach der Traumatherapie von Peter Levine, führte Atemtechniken<br />
durch und wendete die KlopfAkupressur (EFT) an. Auch scheinbar banale<br />
Techniken sind oft sehr effektiv. Z.B. für zwei Minuten Powerposen einzunehmen,<br />
was sie zum Abschluss durchführte, um dem Körper (Bottomup) mitzuteilen, dass die<br />
Situation hier freundlich und entspannt sei. Ihre Rituale führten sie zu einem kraftvollen,<br />
präzisen, kontrollierten und beeindruckenden Spiel sowie einer positiv erlebten<br />
Trennung von Rolle und Person nach dem Auftritt.<br />
stärken und mit dem Sympathikus in Ausgleich<br />
zu bringen. Um natürliches Lampenfieber<br />
langfristig positiv nutzen zu<br />
können, setze ich auf Methodenvielfalt in<br />
Form von Ritualen, die geübt und wiederholt<br />
werden müssen, damit sie ihre volle<br />
Wirkung entfalten. Die Techniken, mit denen<br />
das Lampenfieber positiv genutzt<br />
werden kann, sind den Techniken sehr<br />
ähnlich, mit denen die Balance im vegetativen<br />
Nervensystem hergestellt, und der<br />
oft ersehnte Flowzustand («der moderne<br />
heilige Gral») erreicht werden kann<br />
(s. Kasten).<br />
Auch für Psychologen und Ärzteschaft<br />
kann es meines Erachtens sinnvoll<br />
sein, für besonders belastende Situationen<br />
oder für ein permanent belastendes<br />
Umfeld persönliche Rituale zu entwickeln.<br />
So kann man die Arbeit langfristig<br />
gesund und freudvoll ausführen und<br />
nimmt sie nicht «mit nach Hause». Entscheidend<br />
ist, dass die Person – in welcher<br />
belastenden Situation auch immer – lernt,<br />
dass sie selbst etwas tun kann, um der<br />
empfundenen Ohnmacht aktiv etwas entgegenzusetzen.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 4/21 33