Heft 2, Jahrgang 140 - Canisianum
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eine neue Sichtweise der Metaphysik untersucht,<br />
Ricoeur hat mit der hermeneutischen<br />
Konstruktion begonnen und Gilbert hat sie<br />
fortgesetzt. 28<br />
Gadamers ontologische Hermeneutik, die zu<br />
einer hermeneutischen Ontologie neigt, kann<br />
folgendermaßen zusammengefasst werden:<br />
«Sein, das verstanden werden kann, ist<br />
Sprache», d.h. das Sein wird in die Sprache<br />
einbezogen. Wegen dieser Einbeziehung<br />
weist die Sprache ein ontologisches Engagement<br />
auf. Gerade deshalb meint Rondin folgendermaßen:<br />
Es gibt außerdem etwas, was<br />
nicht nur Sprache ist. Übrigens beinhaltet die<br />
Sprache zusätzlich etwas Postanalytisches.<br />
Bezüglich des sprachlichen Themas erwägt<br />
Ricoeur, dass die Sprache des Subjekts auf<br />
die Ontologie verweist. Ricoeur zufolge kann<br />
das Subjekt auch „sich-Selbst“ und Anderer,<br />
„idem-Identität“ und „ipse-Identität“, Handelnder<br />
und Erleidender, Gesprächpartner,<br />
Erzähler und Verantwortlicher genannt werden.<br />
Diese Ausdrücke oder Strukturen fließen<br />
in der Ontologie der Person zusammen, die<br />
nach Ricoeur die Fundamentalontologie ist.<br />
Sie sind verschiedene anthropologische<br />
Dimensionen jeder Person. Deswegen ist die<br />
Person der Kreuzungspunkt der oben erwähnten<br />
ontologischen Strukturen.<br />
Laut der Beuchotschen Deutung dieses<br />
Ansatzes der personalistischen Philosophie<br />
kann der Ricoeursche Kreuzungspunkt „Analogie“<br />
29 genannt werden, weil er die verschiedenen<br />
Strukturen der Ontologie der Person<br />
miteinander analog verbindet. Wenn die<br />
Ontologiesprache (Ontologie-logos) analog<br />
(ana-logos) ist, bringt sie die leere Identität<br />
und die „blinden“ 30 Unterschiede in Einklang,<br />
aber ohne dass die beiden verschmolzen werden.<br />
Nach Beuchot ist die Stärke des Ansatzes<br />
Gilberts die philosophische Reflexion über die<br />
Analogie der Sprache zum Sein. Dieses<br />
Thema kann beim Dialog mit Philosophen helfen,<br />
die nach der „sprachlichen Wende“ 31 der<br />
Philosophie mit Hilfe der Sprache über das<br />
Sein nachgedacht haben. Zum Beispiel meint<br />
18<br />
PHILOSOPHIE<br />
Gilbert, dass die Aristotelischen Kategorien<br />
semantische Elemente sind und dass uns die<br />
Sprache im Zeitgeschehen das gegenwärtige<br />
Andauern der Substanz aufzeigt.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass<br />
zeitgenössische Philosophen gerade eine<br />
analoge Ontologie suchen, die auch semantisch<br />
ist. Mittels der analogen Hermeneutik will<br />
Beuchot diese wertvollen Versuche ausbauen<br />
und weiterentwickeln. Zum Beispiel liefert er in<br />
seinem neuen Buch eine zukunftsträchtige 32<br />
Deutung über die Relation, die Substanz und<br />
die Ursache im Kontext einer symbolischen<br />
Ontologie. 33 Außerdem hilft die hermeneutische<br />
Ontologie Beuchots bei der Ausarbeitung<br />
einer Anthropologie, die bedeutsamer als die<br />
aktuelle wird. Gerade heute muss diese<br />
Aufgabe versucht werden, weil uns ein viel<br />
sagender Sinn sehr fehlt.<br />
8. Anthropologie und „hermeneutische Ontologie<br />
der Person“ 34<br />
Dieses anthropologische Thema ist von<br />
Beuchot vor kurzem behandelt worden. Die<br />
Beuchotsche Anthropologie entwirft einen<br />
analogen Personalismus und eine bedeutsamere<br />
Ontologie als die traditionelle, d.h. eine<br />
Ontologie, die nicht nur eine belehrende<br />
essentielle Antwort anbietet, sondern die auch<br />
einen existenziellen Lebenssinn sucht.<br />
Deswegen muss der Bezug der metaphysischen<br />
menschlichen Substanz 35 auf den hermeneutischen<br />
Lebenssinn und auf die ontologischen<br />
personalen Beziehungen 36 hindeuten.<br />
Auf diese Weise wird die Substanz viel<br />
sagend, da sie innerhalb des Kontextes der<br />
personalen Beziehungen gedeutet wird.<br />
Folgerichtig ist die menschliche Substanz ein<br />
bedeutender Bezug auf die Person und die<br />
Person spiegelt die Bedeutung der menschlichen<br />
Substanz wider.<br />
Laut Beuchot ist die hermeneutische Ontologie<br />
der Person eine anthropologische<br />
Anwendung der Metaphysik, deren hermeneutischen<br />
Auswirkungen im Folgenden kurz<br />
geäußert werden. Diese Anthropologie bringt<br />
die personalen Beziehungen und die mensch-