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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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ständischen, oft familiengeführten Betrieben<br />

zu Hause, wo die Drähte zu<br />

den Chefs kurz sind und der Umgang<br />

oft familiär. Und nicht zuletzt spricht<br />

man von Berufsbildern mit Tradition:<br />

Bäcker und Metzger gab es schon in<br />

den mittelalterlichen Städten, Fabrikarbeiter<br />

eher nicht.<br />

Aber dreht sich gerade nicht ohnehin<br />

die Stimmung? Sind Metzger nicht auf<br />

dem Weg dazu, cool zu werden? Dieses<br />

Butcher-Ding? Typen mit wilden<br />

Bärten, schwer tätowiert, mit Fleisch-<br />

Sommelier-Zertifikat und mit Whiskey<br />

verfeinerten Dry-Aged-Keulen im<br />

Reifeschrank? Immer wieder tauchen<br />

sie im Fernsehen auf. Und irgendwer<br />

muss ja die ganzen ambitionierten Profigriller<br />

in den Vorgärten der Region<br />

mit Stoff versorgen? Hilft das nicht<br />

beim Ansehen eines Berufsbilds?<br />

Fritz Wörlein grätscht derlei Hoffnungen<br />

humorlos ab. „Im Fernsehen gibt<br />

es schon seit Jahren unglaublich viele<br />

Fernsehköche, die wie Popstars bejubelt<br />

werden“, stellt er fest. „Aber gibt es<br />

deswegen auch mehr Köche?!“<br />

Kaum <strong>–</strong> da hat Wörlein schon recht.<br />

Aber immerhin: Eine neue Lust aufs<br />

Regionale, die sei schon festzustellen,<br />

sagt etwa der Innungsmeister der Bäcker,<br />

Gerhard Paul. „Ich merke schon,<br />

dass es etwas mehr Wertschätzung gibt<br />

<strong>für</strong> Produkte vor Ort.“ Da hat die Corona-Pandemie<br />

einen Schub gegeben.<br />

Viele Verbraucher stellten fest, dass es<br />

nicht so schlecht ist, wenn es Lebensmittelhandwerker<br />

vor der Haustür<br />

gibt, die <strong>für</strong> ihr Produkt keine Lieferketten<br />

bis nach China brauchen. Ein<br />

bisschen Zeitgeist scheint also schon<br />

in die Richtung der Nahrungsmittel-<br />

Handwerker vor Ort zu drehen.<br />

„Die Frage ist nun:<br />

Kommt der Zeitgeist<br />

noch rechtzeitig<br />

genug?„<br />

Die Frage ist nun: Kommt der Zeitgeist<br />

noch rechtzeitig genug? Denn bei aller<br />

Hoffnung: <strong>Das</strong> Ausmaß des aktuellen<br />

Fachkräftemangels ist beeindruckend.<br />

Um das festzustellen, reicht ein Blick<br />

in die Statistik des Beruflichen Schulzentrums<br />

<strong>Altmühlfranken</strong>. Hier können<br />

Bäcker und Metzger sowie die<br />

entsprechenden Fachverkäufer den<br />

Schulanteil ihrer Ausbildung absolvieren.<br />

Vier Ausbildungsberufe mit jeweils<br />

drei Schuljahren sind das. Vor zehn<br />

Jahren hatte die Berufsschule in diesem<br />

Bereich noch rund 200 Schüler.<br />

Im Schuljahr 2021/2022 waren es<br />

noch 50. Eigene Klassen <strong>für</strong> Metzger<br />

und Metzgereifachverkäufer beziehungsweise<br />

Bäcker und Bäckereifachverkäuferinnen<br />

gibt es schon lange<br />

nicht mehr. Und im zweiten und dritten<br />

Lehrjahr müssen Bäcker wie Metzger<br />

zur Berufsschule Fürth pendeln.<br />

Die zuständigen Fachlehrer Volkmar<br />

Steffanides (Metzger) und Bianca Eggebrecht<br />

(Bäcker) bedauern das, aber<br />

sie richten den Unterricht mit getrennten<br />

Teilen so aus, dass es in der Praxis<br />

funktioniert. Und sie haben Hoffnung,<br />

dass es vielleicht bald besser wird. Weil<br />

die Menschen das Nahrungsmittelhandwerk<br />

wieder mehr schätzen, aber<br />

auch, weil die Umstände sich verbessern.<br />

Zumindest bei den Bäckern.<br />

Schulleiter Thomas Grad erklärt die<br />

Hintergründe. Die Bäcker und Metzger<br />

werden von Weißenburg nach<br />

Gunzenhausen ziehen, wo man ein<br />

Zentrum <strong>für</strong> die Nahrungshandwerker<br />

schaffen will, in das dann auch die<br />

bereits dort angesiedelten Hauswirtschafter,<br />

Köchinnen oder Restaurantfachmänner<br />

integriert. Als Zuckerl<br />

gibt es ein neues Einzugsgebiet <strong>für</strong><br />

die Bäcker. Die Berufsschule in Ansbach<br />

streicht die Segel und schickt<br />

ihre Schüler in Zukunft nach Gunzenhausen.<br />

So hofft man an der hiesigen<br />

Berufsschule, höhere Schülerzahlen<br />

erreichen zu können, wieder eigene<br />

Klassen <strong>für</strong> Bäcker und Bäckereifach-<br />

46<br />

<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2023</strong>

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