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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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<strong>Das</strong>s man sich in der kommunalen Familie<br />

Sorgen macht, ist unschwer zu<br />

erkennen. Dazu brauchte man nur ein<br />

paar Haushaltsverhandlungen der Gemeinden<br />

zu verfolgen. Auf Landkreisebene<br />

lieferte man sich ein Hauen und<br />

Stechen um den Etat wie seit mindestens<br />

drei Jahrzehnten nicht mehr.<br />

Verantwortlich da<strong>für</strong> sind die großen<br />

Städte. Weißenburg, Gunzenhausen<br />

und zunächst auch Treuchtlingen<br />

„Wenn man mit einer<br />

Katastrophe rechnet,<br />

ist ein bisschen Blechschaden<br />

eine erfreuliche<br />

Nachricht„<br />

liefen Sturm gegen eine geplante Erhöhung<br />

der Kreisumlage. Sie haben<br />

Angst, wichtige Projekte vor der eigenen<br />

Haustür nicht mehr umgesetzt zu<br />

bekommen, weil das Geld nicht langt.<br />

Dabei sind die Be<strong>für</strong>chtungen im Moment<br />

vor allem das, Be<strong>für</strong>chtungen.<br />

Kreiskämmerer Peter Nebert stellt auf<br />

die Frage nach der Krise jedenfalls erst<br />

mal markig fest: „Es gibt keine Krise.“<br />

Später relativiert er das, weil die vergangenen<br />

Jahre natürlich einzelne<br />

Unternehmen und Bereiche der Wirtschaft<br />

schwer getroffen haben. Denn<br />

wie bei so vielen Dingen gab es auch<br />

hier Gewinner und Verlierer. Der stationäre<br />

Handel gerade in den Innenstädten<br />

sei in der Region schon unter<br />

Druck geraten und sicher ein Sorgenkind,<br />

stellt auch IHK-Expertin Bucher<br />

fest.<br />

Der Durchschnitt der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung aber gibt dem Kämmerer<br />

recht. „Auf den gesamten Landkreis<br />

betrachtet hat die Gewerbesteuer 2022<br />

um 5,7 Prozent zugelegt“, so Nebert.<br />

Zwar gab es einen Rückgang im vierten<br />

Quartal, aber das war der Höhepunkt<br />

der allgemeinen Krisenerwartung. Inzwischen<br />

schauen die Unternehmer<br />

wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft,<br />

bestätigen alle, mit denen man<br />

redet. Klar, wenn man mit einer Katastrophe<br />

rechnet, ist ein bisschen Blechschaden<br />

im Grunde eine erfreuliche<br />

Nachricht. „Ich sehe es nicht so negativ<br />

<strong>für</strong> dieses Jahr“, zeigt sich der Kreiskämmerer<br />

daher optimistisch. Und damit<br />

liegt er im Trend all derer, die sich<br />

tiefer mit den Zahlen beschäftigen.<br />

„Die Tendenz ist eher aufwärtsgehend,<br />

die meisten Unternehmen sehen<br />

die Lage optimistischer als noch im<br />

Herbst,“ so Nebert. Es stellt sich die<br />

Frage, wie schlecht es den Betrieben<br />

wirklich geht, sagt auch Agentur-Sprecher<br />

Braunreuther. Im Moment sehe<br />

man eher den Effekt von Gewinnmitnahmen<br />

… Und es ist ein offenes Geheimnis,<br />

das manch Gastronom mit<br />

gutem Steuerberater sehr ordentlich<br />

durch die Krise gekommen ist. Hat der<br />

Staat überreagiert, den Unternehmen<br />

zu viel geholfen? An manchen Stellen<br />

ist das wohl in der Eile passiert.<br />

Der Sack Reis in China<br />

Vielleicht also fällt sogar die vermutete<br />

Gewerbesteuerkrise aus. Im Bereich<br />

des Möglichen liegt das. Aber zu viele<br />

Unwägbarkeiten seien im Spiel <strong>für</strong><br />

stabile Prognosen, stellt der Kreiskämmerer<br />

fest. Denn ob eine Gemeinde<br />

in Weißenburg-Gunzenhausen ihre<br />

Turnhalle sanieren kann, hängt inzwischen<br />

auch ein bisschen davon ab, ob<br />

China seine Null-Covid-Politik endgültig<br />

aufgegeben hat, die Lieferketten<br />

wieder stabil funktionieren und die<br />

Unternehmen in <strong>Altmühlfranken</strong> wieder<br />

Geschäfte machen. Nur ein Beispiel<br />

<strong>für</strong> ein globalisierte Wirtschaft, in<br />

der ein umfallender Sack Reis in China<br />

nicht so unspannend ist, wie es das<br />

Sprichwort behauptet.<br />

Allerdings gibt es durchaus Ansätze,<br />

sich ein bisschen weniger global aufzustellen.<br />

<strong>Das</strong> gilt <strong>für</strong> die Energieversorgung,<br />

wo man vielerorts jetzt auf eigene<br />

erneuerbare Energien setzen will,<br />

aber durchaus auch <strong>für</strong> Lieferanten.<br />

Nähe und Verlässlichkeit sind wieder<br />

Werte, die etwas zählen.<br />

Der Fachkräftemangel der kommenden<br />

Jahre wird da<strong>für</strong> sorgen, dass die<br />

Leistungsdaten des regionalen Arbeitsmarkts<br />

wohl dauerhaft stabil aussehen.<br />

Er könnte aber zu einer Krise der Wertschöpfung<br />

führen. Wenn keiner da ist,<br />

um <strong>für</strong> steigende Umsätze zu sorgen,<br />

dann wird es sie schlicht nicht geben.<br />

Dann sinkt die Wirtschaftskraft, dann<br />

sinken die Steuereinnahmen und dann<br />

gibt es bald sehr konkrete Schmerzen.<br />

Schlechte Straßen, verschobene Turnhallensanierungen,<br />

geschlossenene Bäder,<br />

schlecht ausgestattete Schulen …<br />

Und mangelnde Investitionen der<br />

öffentlichen Hand können einen<br />

Schneeballeffekt erzeugen und sich<br />

direkt im lokalen Baugewerbe niederschlagen,<br />

wie Vertreter der Branche<br />

auch in diesem Heft schon mit Blick<br />

auf die nächsten Jahre <strong>für</strong>chten.<br />

„Ich bin kein Freund davon, jetzt hier<br />

die nächste Krise herbeizureden“, fährt<br />

die IHK-Expertin Bucher hier gleich<br />

in die Argumentation. „Die Wirtschaft<br />

wird sich hier was einfallen lassen“, ist<br />

sie in puncto Fachkräftemangel überzeugt.<br />

Zum Beispiel, indem weitere<br />

Potenziale in der Automatisierung gehoben<br />

werden. „Ich bin da wirklich zuversichtlich.“<br />

Und wer wollte ihr das verdenken?<br />

Man kam mit ein paar Schrammen<br />

durch den Weltenbrand. Da wird man<br />

den Fachkräftemangel schon moderiert<br />

kriegen. Tatsächlich gab es schon<br />

schlechtere Zeiten <strong>für</strong> Optimismus.<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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