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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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chend Belege <strong>für</strong> das ein oder andere<br />

Strukturproblem des Landkreises, aber<br />

eine existenzielle Krise, die finden man<br />

im Reich der Fakten definitiv nicht.<br />

Fällt der Weltuntergang also aus? Es<br />

spricht einiges <strong>–</strong> wenn auch nicht alles<br />

<strong>–</strong> da<strong>für</strong>.<br />

„Was uns signalisiert<br />

wird, deutet nicht auf<br />

eine große Krise hin„<br />

hausen zuständig ist. „Vielleicht erreicht<br />

die Krise die Realwirtschaft<br />

auch nie“, setzt sie nach, um ein paar<br />

Sätze später ihr „Vielleicht“ auf ein<br />

„Wahrscheinlich“ zu erhöhen.<br />

Bucher ist jobbedingt eine Art Anwältin<br />

<strong>für</strong> die Interessen der regionalen<br />

Wirtschaft. Aus ihrem Munde wird<br />

man eher nicht zu hören bekommen,<br />

dass alles glänzend läuft, die Wirtschaft<br />

keinerlei politische Unterstützung<br />

braucht und man ruhig mal die<br />

Gewerbesteuer erhöhen sollte. Ein<br />

bisschen Trommeln gehört als Interessenvertreterin<br />

nun mal zum Job. <strong>Das</strong>s<br />

die IHK-Expertin die Krise an <strong>Altmühlfranken</strong><br />

vorbeirollen sieht, ist aus<br />

diesen Gründen aber inhaltlich nur<br />

umso mehr wert.<br />

Aber wie wollte man die Zahlen auch<br />

anders interpretieren? Obwohl die<br />

Welt in Flammen steht, präsentiert<br />

sich der Arbeitsmarkt in <strong>Altmühlfranken</strong><br />

wie ein pittoreskes Bauerngärtchen<br />

auf dem Lande. Hübsch gepflegt<br />

und sauber geharkt.<br />

Im Jahresschnitt lag man 2022 bei einer<br />

Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent.<br />

Ein Wert, den man in den 2000er-Jahren<br />

noch ohne Bedenken als Zeichen<br />

<strong>für</strong> Vollbeschäftigung gewertet hätte.<br />

In absoluten Zahlen verzeichnete man<br />

sogar einen Rekord. Noch nie gab es so<br />

viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

in der Region Ansbach-Weißenburg<br />

wie 2022. Ein Allzeit-Hoch<br />

inmitten des Weltenbrands?!<br />

„Die Arbeitslosigkeit liegt auf einem<br />

stabil niedrigen Niveau.“, bestätigt Flo-<br />

„Die Krise hat die Realwirtschaft noch<br />

nicht erreicht“, formuliert Karin Bucher<br />

vorsichtig. Die studierte Volkswirtin<br />

leitet die IHK-Geschäftsstelle in<br />

Ansbach, die auch <strong>für</strong> die Wirtschaft<br />

im Landkreis Weißenburg-Gunzenrian<br />

Braunreuther, der Pressesprecher<br />

der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg.<br />

„Und unsere Prognosen sagen,<br />

dass das in diesem Jahr auch eher<br />

so bleiben wird.“ Braunreuther<br />

und seine Behörde sind eine<br />

solide Quelle <strong>für</strong> derlei Einschätzungen.<br />

Die Agentur<br />

<strong>für</strong> Arbeit ist bei Entlassungen<br />

und Insolvenzen involviert und<br />

pflegt eine Vielzahl von Gesprächskanälen<br />

in die regionale<br />

Wirtschaft.<br />

Und das Raunen auf den Fluren der<br />

Führungsetagen der Unternehmen<br />

bestätigt, was die Zahlen nahelegen:<br />

Die ganz große Krise, sie fällt vielleicht<br />

einfach aus. „So schlecht sieht es mit<br />

Blick auf unsere Wirtschaft nicht aus“,<br />

gibt der Agentursprecher zu Protokoll.<br />

„<strong>Das</strong> ist die Einschätzung, die wir von<br />

den Arbeitgebern bekommen. Was uns<br />

signalisiert wird, deutet nicht auf eine<br />

große Krise hin.“<br />

Und der frisch im Februar erschienene<br />

mittelfränkische Konjunkturklimaindex<br />

der IHK ist weiteres Wasser<br />

auf die Mühlen. Alle Indikatoren in<br />

dem Stimmungsbild haben sich zum<br />

Jahresbeginn <strong>2023</strong> massiv verbessert.<br />

Die Unternehmen beurteilen die Lage<br />

deutlich positiver als noch im dunklen<br />

Herbst, als man in Deutschland über<br />

Blackouts debattierte und die Weißenburger<br />

FDP Pläne <strong>für</strong> öffentliche Wärmestuben<br />

forderte.<br />

All das Krisengerede also Stuss? Panikmache<br />

der Medien oder doch gar<br />

von oben gesteuert, um die Menschen<br />

unter Angst und Druck zu halten?<br />

Nein, natürlich nicht. Die Krisen sind<br />

ja objektiv da <strong>–</strong> und sie lassen sich auch<br />

nicht einfach wegatmen. Der springende<br />

Punkt ist aber: Die Krisen von heute<br />

wirken sich auf andere Art und Weise<br />

aus, als das früher der Fall war. Auch<br />

in <strong>Altmühlfranken</strong>.<br />

„Es gibt eine gewisse Entkoppelung<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung vom<br />

Arbeitsmarkt“, glaubt Florian Braunreuther.<br />

<strong>Das</strong> liegt vor allem am Fachkräftemangel.<br />

In früheren Krisen war<br />

es ein probates Mittel, Arbeitskräfte<br />

zu entlassen, um sinkenden Umsätzen<br />

sinkende Kosten zur Seite zu stellen.<br />

Die Zeiten aber sind vorbei: Es gibt<br />

heute kaum einen Bereich, in dem es<br />

nicht an Arbeitskräften mangelt. Jedes<br />

Unternehmen weiß: Der nächste<br />

Aufschwung kommt bestimmt, der<br />

Fachkräftemangel aber, der bleibt. Die<br />

Spezialisten, die man in einer Krise<br />

entlässt, heuern im schlimmsten Fall<br />

bei der Konkurrenz an und verarbeiten<br />

den nächsten Aufschwung zu dicken<br />

Unternehmensgewinnen.<br />

<strong>Das</strong> Ende der Arbeitslosigkeit?<br />

Positives Zwischenfazit also: Die Sorge<br />

um den eigenen Arbeitsplatz gehört<br />

in der Breite der Bevölkerung mit einiger<br />

Wahrscheinlichkeit der bundesrepublikanischen<br />

Vergangenheit an.<br />

Zumindest <strong>für</strong> die nächsten ein, zwei<br />

Jahrzehnte. Denn selbst, wenn die regionale<br />

Wirtschaft nicht wachsen sollte,<br />

Hunger nach Arbeitskräften hätte sie<br />

trotzdem. Und zwar, weil der Arbeitsmarkt<br />

ein strukturelles Loch hat. Egal,<br />

ob in Schulen, in Behörden oder Unternehmen<br />

…<br />

In den nächsten Jahren geht die geburtenstarke<br />

Babyboomer-Generation in<br />

Rente oder Pension. <strong>Das</strong> waren nicht<br />

nur viele, das waren auch diejenigen,<br />

die den Laden über Jahrzehnte hinweg<br />

geschmissen haben. Der Wirtschaft<br />

steht also ein gewaltiger, personeller<br />

Umbau bevor <strong>–</strong> auch in den Führungsriegen.<br />

Kleiner Beleg da<strong>für</strong>, wie groß der Umbruch<br />

wird? Gerne: Die Gruppe der<br />

50- bis unter 65-Jährigen macht laut<br />

Demografiebericht des Landesamts<br />

<strong>für</strong> Statistik rund ein Viertel der Bevölkerung<br />

<strong>Altmühlfranken</strong>s aus. <strong>Das</strong><br />

sind diejenigen, die die nächsten Jahre<br />

in Rente gehen werden. Die 15- bis<br />

<strong>Wirtschaftsmagazin</strong> <strong>WIKO</strong><br />

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