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WIKO 2023 – Das Wirtschaftsmagazin für Altmühlfranken

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

Der Wirtschaftskompass Altmühlfranken stellt leistungsfähige Unternehmen der Region vor und widmet sich in Reportagen, Interviews und Meinungsbeiträgen der Gegenwart und Zukunft der regionalen Wirtschaftswelt.

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der neuen Arbeitsorte insbesondere<br />

auf dem Land von der sozialen Vernetzung<br />

der Gründerinnen und Gründer<br />

abhängt, die entsprechende finanzielle<br />

Unterstützung, zumindest <strong>für</strong> eine bestimmte<br />

Zeit, mobilisieren können.<br />

Die Eröffnung des Treuchtlinger<br />

Co-Working-Spaces war <strong>für</strong> die Mitarbeiterin<br />

des dort ansässigen Treuchtlinger<br />

Kuriers nach dem Umzug der<br />

Geschäftsstelle nach Gunzenhausen<br />

im vergangenen Jahr eine glückliche<br />

Fügung: sie konnte einfach auf die gegenüberliegende<br />

Straßenseite ziehen.<br />

„Die Lage ist <strong>für</strong> mich optimal, da ich<br />

hier in der Hauptstraße mitten im Geschehen<br />

bin und um die Ecke des Rathauses“,<br />

sagt Lokalredakteurin Lidia<br />

Piechulek, die seit Mitte 2020 aus der<br />

Stadt Treuchtlingen samt Ortsteilen<br />

berichtet.<br />

Leitfaden <strong>für</strong><br />

GründerInnen<br />

Mit der Broschüre „Coworking<br />

auf dem Land“ stellt<br />

das Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Ernährung und Landwirtschaft<br />

(BMEL) einen<br />

kostenlosen Leitfaden <strong>für</strong><br />

GründerInnen zur Verfügung,<br />

die eine moderne<br />

Bürogemeinschaft auf<br />

dem Land planen. Diese<br />

gibt‘s zum Download<br />

unter https://www.bmel.<br />

de/<br />

Die Nürnbergerin genießt die Abwechslung<br />

im Gemeinschaftsbüro:<br />

„Die zwei Jahre der Coronapandemie<br />

waren mit viel Homeoffice verbunden,<br />

deswegen sehe ich das nun als positiv,<br />

mit anderen beim Kaffeetrinken zu<br />

quatschen und auch mal neue Leute<br />

kennenzulernen.“ Einen Aspekt des<br />

gemeinschaftlichen Arbeitens findet<br />

Piechulek besonders spannend: dass<br />

man in einem Gemeinschaftsbüro viel<br />

„Der Return on Investment<br />

ist natürlich<br />

schneller gegeben,<br />

wenn man bereits andere<br />

Spaces am Laufen<br />

hat„<br />

voneinander lernen kann. Schließlich<br />

arbeiteten im Spacs Leute aus unterschiedlichen<br />

Branchen. „Manu, einer<br />

der Gründer, hat mir zum Beispiel<br />

gezeigt, wie er die Website <strong>für</strong> den Co-<br />

Working-Space gebaut hat. Ich bin als<br />

Journalistin an der Quelle des Polizeiberichts<br />

und kann den anderen schon<br />

vor Erscheinen der Zeitung erzählen,<br />

wenn zum Beispiel irgendwo rund um<br />

Treuchtlingen eine Kuh entlaufen ist“,<br />

erzählt Piechulek schmunzelnd.<br />

Die Spacs-Gründer Reuter und Mayr<br />

sind überzeugt, dass das Co-Working-<br />

Konzept in der Region Erfolg haben<br />

wird. Auch wenn sie die Erfahrung<br />

machen mussten, dass viele Banken<br />

dem Geschäftsmodell kritisch gegenüberstehen:<br />

„Die Anfangsfinanzierung<br />

ist schwierig“, weiß Mayr. Was die beiden<br />

Jungunternehmer allerdings nicht<br />

davon abhält, größer zu denken: „Der<br />

Return on Investment ist natürlich<br />

schneller gegeben, wenn man bereits<br />

andere Spaces am Laufen hat.“ Neben<br />

der Bewerbung um weitere Förderungen<br />

hoffen die Gründer, Geld über<br />

eine geplante Crowdfunding-Kampagne<br />

im Netz zu generieren.<br />

Mit dem neuen Arbeitsmodell wurde<br />

in den letzten Jahren an mehreren<br />

Standorten in der Region experimentiert.<br />

Im „Zuber-Haus“ am Marktplatz<br />

in Gunzenhausen etwa bietet Imke<br />

Götz, Osteopathin, Coach und Speakerin,<br />

barrierefreie Arbeitsräume <strong>für</strong><br />

Einzelpersonen und Seminarräume<br />

<strong>für</strong> bis zu 30 Personen an. Auch der<br />

Markt Weiltingen im Landkreis Ansbach<br />

schuf einen dauerhaften Ort zum<br />

Co-Worken <strong>für</strong> die Gemeindebürger:<br />

Im historischen Rathaus der Gemeinde<br />

gibt’s vorerst fünf kostenlose Einzelarbeitsplätze<br />

sowie einen Meeting- und<br />

Telefonraum mit schnellem Wlan und<br />

Büroausstattung. „Ziel ist es schon, das<br />

Ganze so zu etablieren, dass es sich auf<br />

Dauer wirtschaftlich darstellen lässt“,<br />

sagt Bürgermeister Christoph Schmidt.<br />

Der Co-Working-Space als neue<br />

Ortsmitte?<br />

Frederik Fischer, Gründer und Geschäftsführer<br />

der Neulandia UG, berät<br />

Kommunen in Transformationsprozessen<br />

und beschäftigt sich seit Langem<br />

mit neuen Lebens- und Arbeitsmodellen<br />

im ländlichen Raum. Er sieht die<br />

Entwicklung von Co-Working-Spaces<br />

auf dem Land ambivalent: „Anfangs<br />

war ich überzeugt, dass sich Co-Working-Spaces<br />

durch die zunehmende<br />

Digitalisierung der Arbeitswelt rasch<br />

durchsetzen werden.“ Seine Annahme:<br />

Viele Menschen würden <strong>für</strong> höhere<br />

Lebensqualität in ländliche Räume<br />

ziehen und ihre Jobs mitnehmen. Um<br />

vor Ort Anschluss zu finden, nutzten<br />

sie Co-Working-Spaces.<br />

Die Realität aber sei eine andere. „Klassische<br />

Co-Working-Spaces funktionieren<br />

nicht in ländlichen Räumen. Wirtschaftlich<br />

ohnehin nicht, aber auch<br />

sozial blieben sie zumindest hinter<br />

meinen Erwartungen zurück. An keinem<br />

unserer Standorte wurden die Co-<br />

Working-Spaces von der Bevölkerung<br />

nennenswert nachgefragt <strong>–</strong> zumindest<br />

nicht als Orte der Arbeit.“ Während<br />

Co-Working-Spaces in Großstädten<br />

eine günstige Alternative zu einem<br />

eigenen Arbeitszimmer oder Büro<br />

sind, sei Raummangel in ländlichen<br />

Regionen meist kein Thema. Auch das<br />

Bedürfnis nach Austausch sei auf dem<br />

Land weniger stark ausgeprägt.<br />

Menschen vor Ort hätten bereits über<br />

Jahrzehnte Netzwerke geknüpft, seien<br />

Mitglied in Feuerwehren oder Sportvereinen<br />

und seltener auf der Suche<br />

nach neuen Kontakten. „Für Zuziehende<br />

bleiben Co-Working-Spaces dagegen<br />

weiter wichtig“, betont Fischer.<br />

Auch Tobias Kremkau, ehemals Co-<br />

Manager des St. Oberholz, eines der<br />

bekanntesten Co-Working Cafés in<br />

Berlin, und heute Referent <strong>für</strong> Entwicklung<br />

und Beratung bei CoWork-<br />

Land, weiß: „Zugezogene aus der Stadt<br />

sind eine wichtige erste Zielgruppe, da<br />

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<strong>WIKO</strong> Ausgabe <strong>2023</strong>

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