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sortimenterbrief april 2022

Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2022.

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© Annika Schwarz@abphotography<br />

Nußbaumer: Ich vertrete einen ganzheitlichen<br />

Ansatz in der Beratung von<br />

Patient:innen. Mein Ratgeber fügt sich<br />

somit sehr gut in die Buchreihe „maudrich<br />

ganzheitlich“ ein. Ich bin also nicht<br />

der Meinung, dass ein kleines Element in<br />

der Behandlung die Lösung sein kann.<br />

Ich plädiere vielmehr für ein Miteinander<br />

aus Schulmedizin und Faktoren<br />

wie Ernährung und Bewegung. Ebenso<br />

wesentlich ist ein psychologisches und<br />

physiologisches Gleichgewicht. Es geht<br />

darum, dass man als betroffene Person<br />

eine ganzheitliche Lösung individuell<br />

für sich findet. Dieser Aspekt ist essenziell:<br />

Eine seriöse Behandlung dieser<br />

Krankheit zielt immer auf die Individualität<br />

der jeweiligen Person ab, ein starres<br />

15-Schritte-Programm, das für alle Erkrankten<br />

gleichermaßen gelten soll,<br />

kann es nicht geben.<br />

Teresa Petrovitz im Gespräch mit<br />

Sabine Nußbaumer<br />

Mit dem persönlichen Behandlungsweg<br />

die Schilddrüse wieder<br />

ins Gleichgewicht bringen<br />

Frau Nußbaumer, im maudrich Verlag<br />

ist kürzlich Ihr Buch Wegweiser Hashimoto<br />

erschienen, das Betroffenen dieser<br />

Schilddrüsenkrankheit in vielerlei<br />

Hinsicht Unterstützung, Hilfe und Information<br />

bietet. Wann und wie haben<br />

Sie sich auf dieses Thema spezialisiert?<br />

Nußbaumer: Mit Hashimoto war ich<br />

bereits während des Studiums konfrontiert,<br />

da eine Kollegin daran erkrankt<br />

war. Später ist mir aufgefallen, dass viele<br />

meiner Patient:innen Hashimoto als<br />

Zusatzdiagnose hatten und nicht zufriedenstellend<br />

behandelt wurden. Auslöser<br />

für eine intensivere Auseinandersetzung<br />

war eine meiner Klientinnen, die<br />

davon betroffen war. Sie hatte keine Ahnung,<br />

warum sie die ihr verschriebenen<br />

Medikamente und Hormone eigentlich<br />

einnehmen sollte. Dementsprechend<br />

war auch ihre Einnahme-Disziplin<br />

sehr schlecht. Der Austausch mit ihrem<br />

behandelnden Arzt funktionierte<br />

nicht, bei den Werten kam es zu keiner<br />

Verbesserung. Vor allem dieser Fall hat<br />

mir gezeigt, dass in der Behandlung von<br />

Hashimoto ein großes Ungleichgewicht<br />

vorhanden und zugleich der Bedarf da<br />

war, Brücken zu schlagen – damit jeder<br />

und jede Betroffene versteht: Was passiert<br />

hier eigentlich mit mir? Wie kann<br />

ich gegenwirken? Wie kann ich meinen<br />

Zustand verbessern?<br />

Ihr Buch ist als praktischer Leitfaden<br />

konzipiert. Aus welcher Perspektive<br />

und mit welchem Ansatz nähern Sie<br />

sich der Krankheit?<br />

Hashimoto ist bereits seit 100 Jahren<br />

bekannt und in der Forschung präsent.<br />

Symptome wie Müdigkeit, Schwäche,<br />

Gewichtszunahme und Lustlosigkeit<br />

sind gut erforscht. Zu den Ursachen<br />

der Krankheit gibt es aber kaum Ergebnisse.<br />

Wie sieht hier der derzeitige<br />

Stand aus?<br />

Nußbaumer: Man kennt in der Forschung<br />

zwar mittlerweile viele Risikofaktoren,<br />

die ich auch in meinem Buch<br />

detailliert darstelle. Man weiß aber noch<br />

immer nicht genau, was das System zum<br />

Kippen bringt. Hier tappen wir leider<br />

noch immer im Dunkeln.<br />

Auch die Betroffenen haben mit vielen<br />

Leerstellen und Unsicherheiten zu kämpfen,<br />

vor allem dann, wenn sich erste Symptome<br />

zeigen. Mit welchen Hürden sind<br />

sie von der Diagnose bis hin zur Behandlung<br />

üblicherweise konfrontiert?<br />

48<br />

Nußbaumer: Wenn man den Gap zwischen<br />

den ersten Beschwerden bis zur<br />

Diagnose betrachtet, dann ist eine der<br />

größten Hürden – leider – noch immer,<br />

dass man leicht in die psychische Richtung<br />

abgestempelt wird, wenn man die<br />

typischen Hashimoto-Symptome wie<br />

Kraftlosigkeit oder Müdigkeit schildert.<br />

Viele haben einen langen Leidensweg<br />

hinter sich, weil keiner der Behandelnden<br />

einen Schritt zurück macht, um sich<br />

anzusehen, ob bei der Person alles in<br />

Balance ist, ob etwas fehlt, das keine psychischen<br />

Ursachen hat. Für Betroffene<br />

stellt es oft einen immensen Kraftauf<strong>sortimenterbrief</strong><br />

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