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sortimenterbrief april 2022

Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2022.

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wand dar, bis sie endlich ernst genommen<br />

werden und dann auch die richtige<br />

Diagnose gestellt bekommen. In der Folge<br />

das richtige ärztliche Fachpersonal zu<br />

finden, das sich alle wichtigen Parameter<br />

ansieht, kann wiederum eine Hürde<br />

sein. Dennoch muss gesagt werden, dass<br />

sich die Situation in den letzten 15 Jahren<br />

um einiges verbessert hat. Wir haben<br />

auf dem Gebiet der Schilddrüsenerkrankungen<br />

große Fortschritte erlebt.<br />

Zu Fehldiagnosen kann auch der Umstand<br />

führen, dass Hashimoto als klassische<br />

Frauenkrankheit gilt, 10 % der Betroffenen<br />

sind aber Männer. Gibt es hier<br />

Unterschiede bei den Symptomen?<br />

Nußbaumer: Viele der klassischen<br />

Symptome treffen auch auf Männer zu.<br />

Meiner Erfahrung nach nehmen sie die<br />

Symptome jedoch später wahr. Bei Männern<br />

sind es oft erst Beschwerdebilder<br />

wie Libidoverlust oder Erektionsschwierigkeiten,<br />

die bei ihnen die Warnglocken<br />

läuten und sie den Arzt bzw. die Ärztin<br />

aufsuchen lassen. Bei Männern wird außerdem<br />

oft das Warnsignal Gewichtszunahme<br />

übergangen: Bei ihnen ist es gesellschaftlich<br />

eher anerkannt, wenn sie<br />

ein paar Kilo zulegen, ohne zu wissen,<br />

warum. Bei Frauen ist das nicht der Fall.<br />

Ich denke, dass bei Männern generell<br />

eine hohe Dunkelziffer herrscht.<br />

In Ihrem Buch schreiben Sie, dass es leider<br />

noch immer kein sicheres Therapieschema<br />

gibt, aber Sie zeigen realistische<br />

Wege auf, die zumindest zu einer signifikanten<br />

Verbesserung führen können.<br />

Wo liegen hier die wesentlichen Möglichkeiten?<br />

Nußbaumer: Der erste große Schritt ist,<br />

anzuerkennen, dass man mit Hashimoto<br />

eine chronische Autoimmunerkrankung<br />

hat, die zwar ruhen, aber immer<br />

wieder aufflammen kann. Man muss<br />

sich also fragen, wie man mit dieser<br />

Krankheit sein Leben lang umgeht. Ziel<br />

muss es sein, dass die Betroffenen ein<br />

gutes, symptomfreies Leben führen könne,<br />

mit genügend Kraft für die Freizeit.<br />

<strong>sortimenterbrief</strong> 4/22<br />

Wichtig ist dabei, keine Therapieform<br />

auszuschließen und ein Miteinander<br />

verschiedener Methoden zu nutzen.<br />

Hier gilt es dann auch ganz klar, auf die<br />

oft verpönte Schulmedizin zu setzen, die<br />

uns die Möglichkeit gibt, die Schilddrüse<br />

gerade am Anfang gezielt zu entlasten<br />

und die Regeneration des Schilddrüsengewebes<br />

zu aktivieren. Darauf aufbauend<br />

können dann weitere Schritte gesetzt<br />

werden. Worauf außerdem immer<br />

geachtet werden sollte, ist die bestmögliche<br />

Reduktion von Stressfaktoren im<br />

eigenen Alltag, sodass sich der Körper<br />

optimal gegen die Belastungen durch<br />

Hashimoto wehren kann. Wir sollten<br />

uns fragen: Wie schlafe ich, wie esse ich,<br />

wie bewege ich mich, welche psychosozialen<br />

Umweltfaktoren plagen mich?<br />

Welchen Stellenwert bei der Behandlung<br />

von Hashimoto nimmt die Ernährung<br />

ein?<br />

Sabine Nußbaumer<br />

Wegweiser Hashimoto<br />

Wissen und Werkzeuge für ein Leben in Balance<br />

184 Seiten, Softcover mit Klappen<br />

978-3-99002-135-4, € 21,90 | maudrich<br />

Sabine Nußbaumer,<br />

BSc. Diätologin und Kräuterpädagogin<br />

mit den Schwerpunkten Prävention,<br />

Darmgesundheit und medizinische Ernährungstherapie,<br />

u. a. bei Stoffwechselerkrankungen,<br />

Krebs sowie Allergien und<br />

Unverträglichkeiten. Triebfeder ihrer Arbeit<br />

ist ihre Überzeugung, dass natürliche,<br />

nährstoffreiche Lebensmittel uns dabei<br />

helfen, gesund zu bleiben oder zu werden.<br />

hashimoto verstehen<br />

Nußbaumer: Das Thema Ernährung<br />

möchte ich gar nicht auf Hashimoto reduzieren,<br />

da es generell so wichtig für<br />

die Gesundheit ist. Gerade dann, wenn<br />

der Körper durch eine Krankheit belastet<br />

ist, wird es umso wichtiger, sich auf<br />

den eigenen Körper zu besinnen und<br />

sich zu fragen, welche Elemente und<br />

Bausteine er braucht.<br />

Besonderen Wert legen Sie auch darauf,<br />

dass Betroffene seriöse von unseriösen<br />

Therapieangeboten unterscheiden. Gerade<br />

mit Blick auf die Antiwissenschaftlichkeit<br />

– mit welchen Ködern werden<br />

Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen<br />

zu vereinnahmen versucht?<br />

Nußbaumer: Der größte Köder ist wie<br />

bei allen anderen Krankheiten sicherlich<br />

das Heilsversprechen: Wenn wir<br />

dies oder das machen, werden wir die<br />

Krankheit besiegen, sie wird nie mehr<br />

Probleme machen. Wie bei allem im<br />

Leben gibt es auch bei Krankheiten nie<br />

einfache Lösungen. Ein Warnsignal ist<br />

sicherlich auch, wenn empfohlen wird,<br />

Tabletten vom einen auf den anderen<br />

Tag abzusetzen. Ich schildere im Buch,<br />

dass derartige Maßnahmen zu einem<br />

hormonellen Chaos im Körper führen.<br />

Wie sieht der Forschungsstand bezüglich<br />

Hashimoto und Covid oder anderen<br />

Infektionskrankheiten aus? Haben<br />

Betroffene eine höhere Wahrscheinlichkeit<br />

für risikoreiche Verläufe?<br />

Nußbaumer: Nach meinem Wissensstand<br />

haben Hashimoto-Betroffene kein<br />

statistisch relevantes erhöhtes Risiko für<br />

einen schwereren Covid-Verlauf. Problematisch<br />

ist jedoch, wenn man unentdeckt<br />

an einer chronischen Erkrankung<br />

leidet und der Körper dadurch in Mitleidenschaft<br />

gezogen wird. Ein gesunder<br />

Körper oder ein Körper, der medikamentös<br />

gut eingestellt ist, kann sich gegen<br />

Infektionskrankheiten von Covid bis<br />

hin zur Grippe viel besser wehren.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />

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