Zukunft Forschung 02/2019
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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TITELTHEMA
KLIMASCHUTZ ALS DIÄT
Das Klimabewusstsein im Tourismusland Tirol ist grundsätzlich groß, die Bereitschaft
zu nachhaltigem Handeln – wie anderswo auch – ausbaufähig: Warum das so ist und
wie man das ändern könnte, versuchte der Psychologe Claus Lamm beim letzten Panel
des Diskussionsforums zu erklären.
„Wir müssen den Klimawandel
als unmittelbares, lokales
und persönliches Risiko
veranschaulichen und seine
emotionale und greifbare
Erlebbarkeit steigern.“
Claus Lamm, Universität Wien
Nachhaltigkeit war das dominierende
Schlagwort beim Diskussionsforum
am Nachmittag des 22. November:
Das letzte Panel war dem Themenbereich
„Tourismus – Klima(wandel)
– Konsum“ gewidmet, und bereits die
Eingangsreferate der Kuratorin und der
Kuratoren Kerstin Neumann, Mike Peters
und Mathias Rotach machten deutlich,
dass nachhaltiges Handeln auf allen
gesellschaftlichen Ebenen erforderlich ist,
um dem Klimawandel entgegenzutreten.
„Die Begrenzung des Klimawandels erfordert
eine substanzielle nachhaltige Reduktion
von Treibhaus-Gasen“, verdeutlichte
Mathias Rotach, Universitätsprofessor
für Dynamische Meteorologie an
der Universität Innsbruck, bei seiner Präsentation
von Daten und Fakten über den
Klimawandel. Ein nicht ganz unwichtiges
Detail daraus: Die Österreicherinnen und
Österreich stehen, was die Pro-Kopf-
Emission von Treibhausgasen betrifft, auf
europäischer Ebene eher schlecht da. So
zeigen die Zahlen aus dem europäischen
Sachstandsbericht 2018, dass Österreich
mit 8,24 Tonnen CO 2 -Ausstoß pro Kopf
und Jahr deutlich über dem EU-28-Schnitt
von 6,97 liegt.
Nachhaltigkeit als Wert
Immerhin lässt sich jedoch ein gewisser
Bewusstseinswandel feststellen: Nachhaltigkeit
sei, so formulierte es Mike Peters
– Universitätsprofessor am Institut
für Strategisches Management, Marketing
und Tourismus – nicht mehr nur ein
Wort, sondern mittlerweile auch ein Wert,
der „ganz stark in unser Wertesys tem
aufgenommen wurde“. Das untermauerten
auch die Aussagen der im Vorfeld
des Diskussionsforums befragten Tirolerinnen
und Tiroler und die Beiträge des
anwesenden Publikums.
Auch Kerstin Neumann, Universitätsprofessorin
für Corporate Sustainability,
bekräftigte das theoretisch hohe Klimabewusstsein,
stellte diesem in ihren einleitenden
Worten aber ein eindringliches
Beispiel unseres tatsächlichen Konsumverhaltens
im Bereich Mode gegenüber:
Bei einer repräsentativen Umfrage in
Deutschland gaben zwar über 50 Prozent
der Befragten an, dass sie bereit wären, für
nachhaltige Mode mehr Geld auszugeben
als für konventionelle. Eine weitere Studie
mit mehr als 1.000 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer ergab jedoch, dass Nachhaltigkeit
beim Kaufentscheid letztendlich
nur eine marginale Rolle spielt. Ausschlaggebend
sind letztendlich Preis und
Design – und das obwohl mittlerweile
bekannt ist, dass die Textilbranche, was
den sozialen und ökologischen Einfluss
betrifft, eine der schmutzigsten Produktionszweige
ist.
Warum wir beim Kleiderkauf und in
vielen anderen Situationen wider besseres
Wissen handeln und weitermachen wie
bisher, thematisierte Claus Lamm, Universitätsprofessor
für Soziale, Kognitive
und Affektive Neurowissenschaften an
der Universität Wien, in seiner Keynote
Speech mit dem Titel „Wir wissen es und
haben sogar Mitgefühl – und trotzdem
munter weiter wie immer?“.
Die mangelnde menschliche Fähigkeit
zur Verhaltensänderung in Bezug auf den
Klimawandel begründete Lamm aus kognitionswissenschaftlicher
Sicht mit einer
Reihe von individuellen, evolutionär entstandenen
Denk- und Verhaltensmustern:
WARUM SOLLTEN wir nachhaltig handeln
und wie? Menschen mit unterschiedlichsten
Hintergründen und Motivationen
haben beim Diskussionsforum ihre persönlichen
Antworten dazu geben. Per Videobotschaft,
im Rahmen einer Mentimeter-
Umfrage und in der Abschlussdiskussion.
Hier ein kleiner Einblick:
Maureen Habermann (Initiative Nachhaltige
Uni Innsbruck): „Nachhaltigkeit ist für
mich, mein Konsumverhalten zu überdenken,
weil die Ressourcen auf dieser Welt
nicht unendlich sind.“
Marcus Hofer (Geschäftsführer Standortagentur
Tirol): „Für uns als Standortagentur
ist es wichtig, (... ) die Unternehmen gerade
im Bereich Energie – Klimaanpassung –
Energieeffizienz bestmöglich zu betreuen,
damit wir Tirol als saubere alpine Region
entwickeln können.“
Tilmann Märk (Rektor): „Nachhaltigkeit
ist – glaube ich – eine selbstverständliche
Lebenshaltung. Alles andere wäre Verschwendung.“
Florian Phleps (Geschäftsführer Tirol
Werbung): „Ein nachhaltiges regionales
Handeln ist die Basis für unser Tun, um
auch in Zukunft ein Leben und Wirtschaften
mit der alpinen Natur abzusichern.“
zukunft forschung 02/19 19