08.06.2022 Aufrufe

Zukunft Forschung 02/2019

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GEOGRAPHIE

MAGNUS BREMER: „Mit dem Octocopter können wir ein Waldstück mit der Größe von 200 mal 200 Meter in zehn Minuten aufnehmen.“

alpines Gelände, die Durchführung und

Auswertung der Messungen führe dabei,

so Rutzinger, zu besonderen Herausforderungen:

„Dafür haben wir als eine der wenigen

Gruppen das entsprechende Knowhow.“

Auch für den Octocopter-Einsatz

galt es, einige Schwierigkeiten zu überwinden.

So benötigt es etwa für den Transport

ins Gelände ein vierköpfiges Team, das

Gerät samt Zubehör und Ersatzakkus an

den Einsatzort bringt. „Wir machten die

Erfahrung, dass Thermik und Fallwinde

nicht gut für das Flugverhalten sind“,

nennt Magnus Bremer einen weiteren

Punkt – geflogen wird daher meist direkt

nach Sonnenaufgang. Auch die Höhenlage

muss berücksichtigt werden, pro 1.000

Höhenmeter braucht es um einen Zoll

größere Propeller. „Wir können derzeit bis

3.000 Meter Seehöhe fliegen“, berichtet der

Geo graf, der auf einen im ganzen DACH-

Raum gültigen „Drohnen-Führerschein“

verweisen kann. Gemeinsam mit dem

Hersteller wurde das System so weiterentwickelt,

dass mit stärkeren Motoren und

30-Zoll-Propellern im nächsten Jahr 4.000

Meter möglich sein werden.

Gletscher, Hänge & Wälder

Die Effektivität, mit der die Forscher

nun Daten erheben können, hat durch

den fliegenden Laserscanner extrem zugenommen.

Bremer: „Wir können einen

ganzen Blockgletscher in einer Stunden

aufnehmen und sind in der Lage, jeden

einzelnen Block zu erkennen und zu verfolgen“

Trotz beschwerlicher Arbeit, weil

Fußmarsch, ist der organisatorische und

finanzielle Aufwand geringer als eine

Flugzeugbefliegung. Im Gegensatz zur

klassischen punktuellen Vermessung können

auch flächenbezogene Aussagen getroffen

werden. „Wir haben jetzt erste Gebiete,

die schon mehrmals aufgenommen

wurden, um Veränderungen fest- und

darstellen zu können“, sagt Bremer. „Wir

untersuchen z.B. tiefgründige gravitative

Massenbewegungen, also Hangrutschungen,

die sich langsam, aber kontinuierlich

nur um wenige Zentimeter bis zu einem

Meter im Jahr verändern“, führt Rutzinger

ein Beispiel an, mit dem wichtige

Aussagen bezüglich Naturgefahrenmanagement

getroffen werden können. Das

1

2

3

4

MIT LASERSCANNING kann man durch

das Vegetationsdach hindurch Informationen

über den Boden erhalten (1,2)

bzw. detaillierte 3D-Modelle von Wäldern

erstellen – mit Belaubung und ohne (3,4).

Scannen flachgründiger Rutschungen, zu

denen es z.B. nach extremen Niederschlägen

kommt, dient mehr der Dokumentation,

Aufnahmen dieses Geländes über

einen längeren Zeitraum hinweg geben

Einblick, wie und ob sich Flächen wieder

begrünen oder nicht. Diese Dynamik

wollen die Forscher besser verstehen. Rutzinger:

„Mit dem freien Auge sind Entwicklungen

solcher Erosionszonen kaum

erkennbar, wir sehen Veränderungen im

Zentimeterbereich.“

Magnus Bremer wiederum hat sich in

seinem Bereich der Landschaftsdigitalisierung

auf Wälder konzentriert. In zehn

Minuten wird eine 200 mal 200 Meter

große Waldfläche aufgenommen, die anschließende

automatisierte Rechenzeit

beträgt oft mehrere Tage, das Ergebnis ist

ein 3D-Modell des Waldstücks mit Informationen

über Anzahl, Größe und Holzvolumen

der Bäume, über die Dichte der

Blätter etc. Bremer entwickelte dafür die

entsprechenden Algorithmen, „um zu erkennen,

dass ein bestimmter Punkt haufen

in der riesigen Punktwolke ein Stamm,

ein anderer ein Blatt ist.“ Seine 3D-Modelle

bieten nun einzigartige Informationen

für diverse Fachdisziplinen. „Über das

Modell bekommt man z.B. Informationen

über das Holzvolumen der Bäume. In

Richtung Klimawandel ist dies von Interesse,

weil man damit weiß, wieviel Kohlenstoff

im Wald gespeichert ist. In Richtung

Forstwirtschaft wiederum, wie viel

Holz im Wald vorhanden ist“, sagt Bremer.

Ähnlich verhält es sich mit der Blattfläche.

Bremer: „Kennt man deren Größe,

kann man Aussagen treffen, was der

Wald zur Abkühlung beiträgt oder wie

viel Sauerstoff er durch Photosynthese

produziert.“

ah

Ein Video zum Projekt des Innsbrucker

Forscherteams finden sie auf Youtube:

www.youtube.com/watch?v=F1Nb0JB6eGE

28 zukunft forschung 02/19

Fotos: Andreas Friedle (1), Thomas Zieher (2); Renderings: Magnus Bremer (4)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!