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Zukunft Forschung 02/2019

Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck

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GEOGRAPHIE

DIE DIGITALISIERUNG

DER LANDSCHAFT

Die Laserscanner des Instituts für Geographie liefern hochgenaue Daten über Wälder, Berghänge,

Gletscher und Permafrostgebiete, seit Neuestem auch aus der Luft. Mit dem Multicopter-Laserscanner

können schwer zugängliche Gebiete beflogen werden, die gewonnenen Informationen erlauben

Aussagen über große Flächen und kleinste Details, über ganze Blockgletscher und Blätter im Wald.

Am Anfang“, gibt Magnus Bremer

lachend zu, „konnte ich mir nicht

mal vorstellen, dass er fliegen

kann.“ Er – das ist eine 25 Kilo schwere

Kombination aus einem Unmanned Aerial

Vehicle, kurz UAV genannt, und einem

Laserscanner, und dass das Ding fliegen

kann, weiß Bremer in der Zwischenzeit.

Zwar habe es noch einigen Feinschliff

gebraucht, um den Octocopter für seine

Forschungsaufgaben im Gebirge fit zu

machen, inzwischen liefert er aber Daten

über Wälder, Berghänge, Gletscher und

Permafrostgebiete. „Und das in einem Detaillierungsgrad,

der zuvor nicht möglich

war“, erläutert Martin Rutzinger, der am

Institut für Geographie die Forschungsgruppe

Laserscanning leitet. Bremer etwa

erstellt mit den Laser-Aufnahmen aus

der Luft und nach intensiver Rechenzeit

exakte 3D-Modelle von Waldflächen, die

als Basis weiterer wissenschaftlicher Analysen

dienen können – z.B. wie viel Sauerstoff

hier durch Photosynthese erzeugt

wird.

Seit über 15 Jahren forschen Inns brucker

Geografen im Bereich Laserscanning, Ausgangspunkt

war das EU-Projekt OMEGA,

bei dem die Volumensänderungen von

österreichischen und norwegischen Gletschern

untersucht wurden. 2006 wurde

der erste eigenständige terrestrische Laserscanner

angeschafft, heute zählen vier

Hightech-Messgeräte zur Infrastruktur

des Instituts, die von Forscherinnen und

Forschern rund um Johann Stötter genutzt

werden. Die letzte Neuanschaffung,

der 2017 erworbene Octocopter, wurde im

Rahmen des Projekts 4D-LAMB (4D Lidar

mountAin Monitoring laB) über Infrastruktur-

und Hochschulraumstrukturmittel

des Bundes finanziert. Als Partner sind

die TU Wien, die Uni Graz und das Institut

für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der

Österreichischen Akademie der Wissenschaften

dabei – gemeinsam will man die

neuen Laserscann-Möglichkeiten nutzen.

Laserscanning in den Alpen

„Laserscanning ist ein aktives Fernerkundungsverfahren

zur berührungslosen Erfassung

der Erdoberfläche. Aktiv bedeutet,

dass das Verfahren sich sein eigenes

Licht macht. Im Gegensatz zur Fotografie

braucht es kein Sonnenlicht“, beschreibt

Rutzinger die Methode. „Laserscanning ist

auch das einzige Verfahren, mit dem man

Informationen über das Gelände unter hoher

Vegetation erhalten kann, da der Laserstrahl

die Vegetationsdecke durchdringt“,

schildert Rutzinger. Die Auswertung der

Daten erlaubt somit einen „Blick unter den

Wald“ und dort die Untersuchung von geomorphologischen

Strukturen und Prozessen.

Ermöglicht wird dies alles durch Laserpulse,

die von einer Quelle ausgesendet

und von Objekten oder Oberflächen zur

Quelle zurück reflektiert werden. Über

die Laufzeit des Laserpulses kann die Entfernung

berechnet werden, mit dem Wissen

über den Standort der Quelle und den

Aussendewinkel lassen sich Objekte und

Oberflächen in geografischen Koordinaten

als 3D-Punktwolken abbilden.

„Beim Laserscanning mit unserem Octocopter

kommt noch dazu, dass wir für

jeden Laserpuls die Raumlage des Copters

wissen müssen“, erklärt Bremer. Mithilfe

von Trägheitssensoren und GNSS (Global

Navigation Satellite System) wird der

Octocopter lokalisiert, um den Ausgangspunkt

der 820.000 pro Sekunde abgegebene

Laserpulse exakt zu verorten. Die

Datenmengen, die dabei anfallen, sind

„Laserscanning ist das einzige

Fernerkundungsverfahren, mit

dem man Informationen über

das Gelände unter hoher

Vegetation erhalten kann, da der

Laserstrahl die Vegetationsdecke

durchdringt.“

Martin Rutzinger

enorm, Projektgrößen von bis zu 1,5 Milliarden

Punkten sind möglich. „Anfangs

gab es noch kaum Methoden, um diese

3D-Daten auszuwerten, am Institut ist

daher ein Schwerpunkt entstanden, solche

Methoden zu entwickeln“, sagt Rutzinger.

Verwendet wird Laserscanning vor

allem in urbanen Gebieten operationell

als 3D-Datenerfassungsmethode, für den

Einsatz im Umweltmonitoring hat sich

erst in den letzten Jahren eine eigene Community

herausgebildet. Die Inns brucker

Geografen spezialisierten sich dabei auf

zukunft forschung 02/19 27

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