Zukunft Forschung 02/2019
Das Forschungsmagazin der Universität Innsbruck
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GEOTECHNIK
GEFAHR GEBANNT
Menschen, Infrastruktur und Siedlungsraum vor Naturgefahren zu schützen, ist eine der Aufgaben von
Robert Hofmann, Professor am Institut für Infrastruktur am Arbeitsbereich Geotechnik und Tunnelbau.
Muren, Wildbäche, Steinschläge,
Überschwemmungen oder
Hangrutschungen – Robert
Hofmann arbeitet gemeinsam mit seinem
Team und in Kooperation mit der Wildbach-
und Lawinenverbauung, Agentur
für Bevölkerungsschutz-Südtirol, der ÖBB
und der ASFINAG daran, Siedlungsräume
und Infrastruktur vor Naturgefahren,
wie die sogenannten Massenbewegungen,
zu sichern. Vor seiner Berufung an die Uni
Inns bruck hat sich der Wissenschaftler
als Ziviltechniker mit Schutzbauwerken
beschäftigt. Basierend auf seinen umfangreichen
Erfahrungen in der Praxis ist
ihm die Verbindung zwischen den theoretischen
Berechnungen, Modellversuchen,
Messungen und den Beobachtungen in
der Natur besonders wichtig. Dämme,
Wildbachsperren, Steinschlag- und Lawinenschutz
oder die Sicherung von Massenbewegungen
sind Gegenstand seiner
Forschungen an der Uni Inns bruck.
Wildbäche zähmen
Um zu verhindern, dass sich Wildbäche
weiter in die Bachsohle eingraben
und damit auch die Hänge ins Rutschen
kommen, sollen sogenannte Wildbachsperren
helfen. „Diese, meist aus Beton
hergestellten Querbauwerke in Wildbächen,
sollen genau diese Bewegungen
stoppen oder reduzieren. Als Murbrecher
oder Konsolidierungssperren sind sie ein
wichtiges Instrument, um Menschen vor
diesen Gefahren zu schützen“, erläutert
Hofmann. Berechnungen deuten in der
Theorie darauf hin, dass der enorme Erdund
Wasserdruck auf die Bauwerke diese
langfristig schädigen wird. „Die Beobachtungen
in der Natur widersprechen den
Berechnungen auf dem Papier. Wenn der
Druck von Boden und Wasser tatsächlich
so groß wäre, wie das die Berechnungen
zeigen, dann wären viele Bauwerke schon
eingestürzt. Diese Diskrepanz zwischen
Theorie und den tatsächlichen Beobachtungen
in der Natur werden wir genauer
untersuchen“, so Hofmann.
ROBERT HOFMANN: „Die Beobachtungen in der Natur widersprechen den Berechnungen
auf dem Papier. Diese Diskrepanz werden wir genauer untersuchen.“
Je höher der Druck auf die Bauwerke,
umso weiter müssen sie auch in die Hänge
eingebunden werden, um sie zu stabilisieren.
Zu große seitliche Einschnitte in
den Hang führen aber zu einem erhöhten
Risiko, dass gerade in rutschgefährdeten
Bereichen eine Massenbewegung entsteht.
Insbesondere im Bauzustand sind somit
die Gefahren für die Arbeiterinnen und
Arbeiter, aber auch die Gefahr einer Massenbewegung
besonders groß.
Hofmann und sein Team arbeiten deshalb
daran, den Druck auf die Bauwerke
besser zu berechnen, um die Notwendigkeit
des Einschneidens in die Böschung zu
minimieren. Dazu werden die Wildbach-
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zukunft forschung 02/19
Fotos: Andreas Friedle (1), Robert Hofmann (2)