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familie&co 07/2022

Das Leben mit Kindern ist schön – und Familie ist das größte Abenteuer des Lebens! Keine andere Familienzeitschrift vermittelt eine so konsequente Botschaft wie FAMILIE&CO. FAMILIE&CO ist die Zeitschrift für junge Familien mit Kindern bis 13 Jahre Eltern können in FAMILIE&CO aus einem großen Fundus an Informationen und Service schöpfen, gestützt durch das Fachwissen anerkannter Experten. Kernthemen sind Erziehung und Entwicklung, Kindergarten und Schule, Gesundheit und Ernährung, Familienleben und Freizeit.

Das Leben mit Kindern ist schön – und Familie ist das größte Abenteuer des Lebens! Keine andere Familienzeitschrift vermittelt eine so konsequente Botschaft wie FAMILIE&CO.
FAMILIE&CO ist die Zeitschrift für junge Familien mit Kindern bis 13 Jahre
Eltern können in FAMILIE&CO aus einem großen Fundus an Informationen und Service schöpfen, gestützt durch das Fachwissen anerkannter Experten. Kernthemen sind Erziehung und Entwicklung, Kindergarten und Schule, Gesundheit und Ernährung, Familienleben und Freizeit.

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familie&erziehung<br />

„Niederlagen belasten uns, weil sie als<br />

schambehaftet erlebt werden – eine<br />

Sichtweise, die anerzogen ist“, sagt<br />

Rückert. „Schauen Sie sich ein Kind an,<br />

das laufen lernt. Es steht auf und fällt<br />

gleich wieder hin, immer wieder, ohne<br />

länger darunter zu leiden. Ihm fehlt die<br />

Erfahrung, dass Scheitern peinlich sein<br />

kann – also auch die Angst davor.“ Deshalb<br />

sei es wichtig, Kinder nicht zu hart<br />

zu kritisieren, wenn sie etwas versäumt<br />

oder nicht hinbekommen haben.<br />

Übertriebene Gelassenheit ist allerdings<br />

auch nicht angebracht: Sie wirkt auf den<br />

Nachwuchs nicht entlastend, sondern<br />

gleichgültig. Kinder wollen spüren, dass<br />

die Eltern ihre Belange wichtig nehmen<br />

– auch wenn das Kontrolle oder Kritik<br />

bedeutet. Es ist sogar möglich, dass sie<br />

absichtlich Termine versäumen, nur um<br />

zu testen, wie Mama oder Papa darauf<br />

reagieren. Aber: Wie sollte diese Reaktion<br />

denn im Idealfall aussehen?<br />

Kehren wir zurück in die abendliche Küche,<br />

wo Leon noch immer Löcher in die<br />

Luft starrt, während seine Mutter sich<br />

innerlich gerade von der neuen Folge<br />

ihrer Lieblings-TV-Serie verabschiedet.<br />

Vorwürfe erspart sie ihm – und handelt<br />

damit richtig: Das schlechte Gewissen<br />

von Leon ist bereits groß genug. Falsch<br />

wäre aber, den Vorfall einfach durchgehen<br />

zu lassen. „Die Eltern sollten ruhig<br />

und bestimmt klarmachen, dass es in Zukunft<br />

eine Verbesserung geben muss, und<br />

Mut machen, dass diese auch gelingen<br />

wird“, rät Rückert. „Vermitteln Sie, wie<br />

viel Ihnen an der Erledigung bestimmter<br />

Arbeiten liegt. So fällt es Kindern leichter,<br />

sie ebenfalls ernst zu nehmen“, rät<br />

der Psychologe. Oft wirke auch der Anreiz<br />

einer Belohnung Wunder. Zumindest<br />

sollte sich der Nachwuchs auf ein dickes<br />

Lob freuen dürfen.<br />

Bei dauerhaften Problemen sollten Sie<br />

gemeinsam mit Ihrem Kind den Gründen<br />

nachgehen. Gibt es etwas, das bei<br />

8 familie&<strong>co</strong> <strong>07</strong>/<strong>2022</strong><br />

ihm Zukunftsängste oder Verunsicherung<br />

auslöst? Fühlt es sich zu wenig<br />

umsorgt und sucht Aufmerksamkeit? Ist<br />

eine ungute Konkurrenzsituation unter<br />

Geschwistern schuld?<br />

In Leons Fall stellt sich bei einem Gespräch<br />

am nächsten Tag heraus, dass<br />

der anstehende Schulwechsel ihn belastet.<br />

Er hat Angst, auf dem Gymnasium<br />

INTERVIEW<br />

Aufschieben hat durchaus sein Gutes<br />

Zeitdruck kann kopflos machen – oder effektiv und kreativ. Psychologin<br />

Dr. Angelika Faas über die positiven Aspekte des Aufschiebens<br />

familie&<strong>co</strong>: Manche Menschen<br />

erledigen Wichtiges erst<br />

zum spätmöglichsten Termin,<br />

oft unter Zeitdruck. Was ist<br />

daran gut?<br />

Angelika Faas: Als Kind wurden wir<br />

immer mit Weisheiten à la „Was du<br />

heute kannst besorgen …“ belehrt.<br />

Als sei es besonders edel, alles sofort<br />

wegzuschaffen. Wer sagt, dass<br />

es verwerflich ist, Dinge erst am<br />

letztmöglichen Termin zu erledigen?<br />

Ich glaube, dass ein solcher moralischer<br />

Zeigefinger für Kinder nicht<br />

hilfreich ist. Sie sollten ohne unnötige<br />

Schuldgefühle lernen, ein eigenes<br />

Zeitmanagement zu entwickeln.<br />

Und: Eine „innere Bremse“, die uns<br />

dazu bringt, Dinge warten zu lassen,<br />

hat oft ihre Berechtigung. Sie bewahrt<br />

uns davor, kopflos in Hektik zu<br />

verfallen. Während die Arbeit scheinbar<br />

unbeachtet herumliegt, können<br />

wir uns innerlich damit beschäftigen.<br />

Vermutlich wird das Ergebnis<br />

dadurch sogar manchmal besser.<br />

Hilft Zeitdruck uns tatsächlich<br />

dabei, uns besser zu<br />

konzentrieren?<br />

Auf jeden Fall hilft er dabei, Prioritäten<br />

zu setzen. Unter Zeitdruck sind<br />

wir weniger anfällig für Ablenkungen.<br />

Angesichts wirklich knapper<br />

Zeit ist man nicht versucht, sich<br />

einen Kakao zu machen oder mit<br />

der besten Freundin zu telefonieren.<br />

nicht mithalten zu können, vor allem in<br />

Mathe. Deshalb weicht er jeder Berührung<br />

mit dem Fach aus und wird dabei<br />

immer mutloser, auch was andere Aufgaben<br />

angeht. Zum Glück gibt es gegen<br />

die Alltags-Verschieberitis viele gute<br />

Tricks (s. Kasten S. 5). Mit deren Hilfe<br />

werden es Leons Eltern bestimmt schaffen,<br />

ihm seine Sorgen zu nehmen.<br />

Es kann aber auch passieren,<br />

dass wir den Kampf gegen<br />

die Zeit verlieren und Dinge<br />

unerledigt bleiben …<br />

Das hat aber oft sogar seine guten<br />

Seiten! Wer auch mal was vermasselt,<br />

schützt sich damit vor übertriebenen<br />

Erwartungen. Wer hingegen<br />

immer alles irgendwie hinkriegt, stellt<br />

fest, dass seine Umwelt das bald für<br />

selbstverständlich hält – und einfach<br />

die Anforderungen immer weiter<br />

hochschraubt.<br />

Für manche Menschen scheint<br />

Zeit druck ja wie ein positiver<br />

Kick zu wirken. Womit hängt<br />

das zusammen?<br />

Eigentlich ist es doch das<br />

Schlimmste, wenn unsere Umwelt<br />

uns gleichgültig gegenübersteht,<br />

wenn niemand sich dafür interessiert,<br />

ob wir etwas erledigen und<br />

wann. Kinder, die von ihren Eltern<br />

maßvoll gefordert werden, empfinden<br />

das vordergründig vielleicht<br />

als unangenehm. Es gibt ihnen aber<br />

das Gefühl, geliebt zu werden und<br />

wichtig zu sein. Sie merken: Jetzt<br />

kommt es auf mich an!<br />

Außerdem kennt jeder die Euphorie,<br />

die sich einstellt, wenn wir etwas<br />

im letzten Moment noch geschafft<br />

haben. Auf eine solche Leistung<br />

sind wir meist besonders stolz und<br />

fühlen uns dadurch unangreifbar<br />

und so richtig lebendig.<br />

➼<br />

FOTOS: ERKEZ, DZMITRY SKAZAU: ALLE ISTOCK (2)

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