Arabische Pferde IN THE FOCUS 2/2022 (Vol. 30) - public
Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde
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diese gute Stute verkauft hast“. Doch Freud<br />
und Leid liegen oft nahe beisammen, im<br />
selben Jahr, als Rozka verkauft wurde, starb<br />
leider die schöne, edle Khabitha bei der Geburt<br />
ihres sechsten Fohlens. „Sie war wirklich<br />
unsere edelste Stute, und hat uns meinen Kalif<br />
gebracht, der sich so gut in der Zucht bewährte.<br />
In Kassandra haben wir nun einen Ersatz, aber<br />
sie ist eben doch keine Khabitha“, beschreibt<br />
Irmelin Griesbach den Verlust. Das letzte Fohlen<br />
war Khabithan v. Wisznu, und er wurde<br />
mit der Flasche aufgezogen.<br />
Zahlreiche Kaufinteressenten<br />
Zahlreiche Interessenten und Käufer kamen<br />
nach Achental, so zum Beispiel Herr Hansen<br />
aus Ahrensburg, „der schon nach dem Krieg<br />
versprengte <strong>Vol</strong>lblutaraber und Araber hielt,<br />
so die Witraz-Tochter Europa, die edle Kerbella<br />
(Mekka) sowie mehrere Araber- und Anglo-Araberstuten.<br />
Er hatte den alten Beschäler<br />
Kohinoor erworben und wollte die <strong>Vol</strong>lblutaraberherde<br />
vergrößern. So kaufte er bei uns 1954<br />
das edle Stutfohlen Kenya (a.d. Khemah), die<br />
Hengstfohlen Kashan (a.d. Comtesse), Ismael<br />
(a.d. Isabella) und Jasir II (a.d. Joschi), alle von<br />
Wisznu.“ Ein Jahr später besuchte kein Geringerer<br />
als Federico Zichy-Thyssen das Gestüt.<br />
2/<strong>2022</strong> - www.in-the-focus.com<br />
„Er wollte einen Hengst für sich als Reitpferd<br />
kaufen. Du hast ihm den Komet (Kalif / Khema)<br />
angeboten, der im Januar drei Jahre alt geworden<br />
ist. Er kann ihn also mit in die Schweiz<br />
nehmen, und dort reiten. Er will dort das Abitur<br />
machen und dann nach London gehen. Sogar<br />
dahin will er den Komet mitnehmen.“ Ob hier<br />
in Achental sein Interesse für das <strong>Arabische</strong><br />
Pferd geweckt wurde? Zichy-Thyssen war<br />
später der Besitzer von El Shaklan in Argentinien!<br />
Und auch Dr. Tienemann vom Zoo<br />
Duisburg kam nach Achental, um sich nach<br />
Fohlen umzusehen: „Er bekam einen edlen<br />
ägyptischen Hengst für den Zoo geschenkt,<br />
Kaisoon v. Nazeer, mit dem er Nachzucht haben<br />
möchte.“ Letztendlich wechselten Kheman,<br />
Koratah und Koranah nach Duisburg.<br />
Die Griesbach-Kinder hatten das große Glück,<br />
für die Firma ihrer Mutter lange Reisen ins<br />
Ausland unternehmen zu können. Irmelin<br />
nahm diese Gelegenheit immer auch dazu<br />
wahr, einige Arabergestüte zu besuchen. So<br />
führten sie ihre Reisen nach Frankreich, England<br />
und die USA. Eine ihrer zahlreichen Auslandsreisen<br />
führte sie auch nach Argentinien.<br />
Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen<br />
und im Jahr 1956 übersiedelte die junge Tierärztin<br />
nach Südamerika.<br />
17<br />
Nach seiner Verpachtung an den Fürsten<br />
zu Inn- und Knyphausen in Lütetsburg kam<br />
Wisznu (Witez II / Malaga)1953 zehnjährig ins<br />
Gestüt Achental. - After being leased to the<br />
Prince of Inn- und Knyphausen in Lütetsburg,<br />
Wisznu (Witez II / Malaga) came to the Achental<br />
Stud in 1953 at the age of ten.<br />
Kindheitstraum geht in Erfüllung<br />
1962 ergab sich für Gertraude Griesbach<br />
endlich die Gelegenheit, einen Rapphengst<br />
zu erwerben, den sie sich ja schon seit ihrer<br />
Kindheit gewünscht hatte. Tatsächlich standen<br />
gleich zwei polnische Hengte Borys (v.<br />
Wielki Szlem) und Bibars (v. Witraz), beides<br />
Rappen, zum Verkauf. Dr. Skorkowski in Krakau<br />
hatte ihr Bibars empfohlen und es war<br />
ein glücklicher Zufall, daß es tatsächlich gelang,<br />
den Hengst vom Schweizer Nationalzirkus<br />
Knie zu erwerben: Freddy Knie wollte<br />
eine Rappennummer aufbauen, konnte aber<br />
keine weiteren schwarzen <strong>Pferde</strong> finden. Nur<br />
deshalb trennte er sich von dem Hengst.<br />
Noch im selben Jahr schickte Frau Griesbach<br />
einen Grundstock von sechs Jungstuten und<br />
den Hengst Kassam (v. Wisznu) zu ihrer Tochter<br />
nach Argentinien. Damals war ein solcher<br />
Transport keine Angelegenheit von Stunden<br />
mit dem Flugzeug, vielmehr war es eine wochenlange<br />
Schiffspassage. Dennoch überstanden<br />
die <strong>Pferde</strong> die Reise in den engen<br />
Transportboxen gut und kamen wohlbehalten<br />
im sonnigen Süden an. Die Stammstuten<br />
der argentinischen Achental-Zucht waren<br />
die Wisznu-Töchter Kasserah (Khabitha-Familie),<br />
Jowiszah (Jacaranda-Familie), Iminah<br />
(Isabell-Familie), Korima (Kho-Rha-Familie)<br />
und Rubayyah (Rozka-Familie) sowie die Kalif-Tochter<br />
Kokah (Comtesse-Familie).<br />
Damit war (fast) aus jeder Stutenlinie ein Pferd<br />
vorhanden, um die Linien im fernen Argentinien<br />
weiterzuführen. Hinzu kam der selbst gezogene<br />
Kassam (v. Wisznu), der jahrelang als<br />
Beschäler im argentinischen Achental Einsatz<br />
fand. Später folgten noch die Stuten Isabell II<br />
(lsabell-Linie) und Jadah (Jemen-Linie) sowie<br />
Bibars nach Argentinien nach.<br />
Im Januar 1964 fielen die ersten Fohlen der<br />
argentinischen Achental-Zucht - doch zurück<br />
nach Deutschland.<br />
Das Gestüt schliesst die Pforten<br />
Hier in Deutschland entschloß sich Frau<br />
Griesbach schweren Herzens, ihr Gestüt<br />
Achental nun doch ganz aufzulösen. Zu diesem<br />
Anlaß gab es ein Abschiedsfest: „Und<br />
wieviele Züchter und Freunde waren da, als bei<br />
herrlichem Wetter unsere <strong>Vol</strong>lblutaraber defilierten!<br />
Natürlich kann ich Dir auch glauben,<br />
dass es ein trauriger Tag für Dich war: nach 20<br />
Jahren gibst Du nun Deine VA-Zucht auf; zwar<br />
sind die schönsten <strong>Pferde</strong> bei mir (in Argentinien)<br />
und ich hoffe, sie gedeihen hier genauso<br />
Zucht-Geschichte