Arabische Pferde IN THE FOCUS 2/2022 (Vol. 30) - public
Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde
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mit der polnischen Firma ANIMEX, die den<br />
Im- und Export von Tieren regelte, und war<br />
der alleinige Importeur für polnische Araber<br />
in Deutschland. Das bedeutete, dass<br />
viele der importieren Polen nach kurzem<br />
Aufenthalt weiter an andere Besitzer gingen.<br />
Einer allerdings blieb, nämlich der<br />
Hengst Diem (Negatiw / Dimatra). Neben<br />
mehreren gekörten Hengsten (die alle verkauft<br />
wurden) brachte er dem Gestüt hervorragende<br />
Töchter.<br />
Ausweitung der Zuchtbasis<br />
Im Jahr 1972 gab es noch einen weiteren,<br />
ganz anderen Neuzugang. Das war<br />
ein kleiner, recht zarter und unscheinbarer<br />
Junghengst aus dem fernen Marbach, der<br />
nur dadurch auffiel, dass er bereits als Jährling<br />
schneeweiß war. Sein Name: Madkour I<br />
(Hadban Enzahi / Moheba II). Er war der erste<br />
rein ägyptisch gezogene Araber im Gestüt<br />
Ismer und er sollte der bedeutendste<br />
Vererber des Gestüts werden. Sein Einfluss<br />
reicht heute weit über das Gestüt Ismer und<br />
auch über Deutschland und Europa hinaus,<br />
aber auch in Ströhen ist sein Einfluss bis<br />
heute nicht zu übersehen, sowohl durch seine<br />
Töchter als auch durch seine Söhne Madkours<br />
Impuls und Siam. Sein Enkel Saphir III<br />
(Siam / Seneca) ist mittlerweile 24 und deckt<br />
nicht mehr, aber er ist der Vater einiger der<br />
besten Zuchtstuten. Sowohl er selbst als<br />
auch seine Eltern stammen aus der kleinen,<br />
rein ägyptischen Zucht des Gestüts.<br />
Tonangebend blieben aber stets die polnischen<br />
Linien. Diem war der erste, aber<br />
nicht der letzte Hengst aus Polen, der der<br />
Ismerschen Zucht neue Impulse geben<br />
sollte. Wenige Jahre später kam Emin (Celebes<br />
/ Elmira) dazu, gefolgt von vielen<br />
weiteren polnischen Hengste, die vor allem<br />
unter der Gestütsleitung von Holger Ismer<br />
Penthagonn (Pasat / Panela) *1985 brachte die Bairaktar-Hengstlinie nach Marbach zurück, wo<br />
sie durch seinen Enkel Dschehim wieder zur Blüte kam. - Penthagonn brought the Bairaktar sire<br />
line back to Marbach, where it flourished again through his grandson Dschehim.<br />
angekauft oder gepachtet wurden: Eunizar<br />
(El Azrak / Eunice) *1969, Pasat (Gwarny /<br />
Parma) *1978, Diagram (Palas / Draperia)<br />
*1980, Orion (Aloes / Orchidea) *1984, um<br />
nur einige zu nennen. Es wurden auch<br />
schon früh züchterische Verbindungen<br />
nach Skandinavien gepflegt und Hengste<br />
ausgetauscht, zunächst mit dem schwedischen<br />
Gestüt Blommeröd. Auf diesem Weg<br />
kamen u. a. der spätere Weltchampion Rumak<br />
(Partner / Rucasja) und R.D. Misha (Algier<br />
/ Maritsa) nach Ströhen.<br />
Besondere Erwähnung gebührt dem bereits<br />
genannten Pasat. Von ihm züchtete<br />
Holger Ismer den rein polnischen Hengst<br />
Penthagonn (a. d. Panela v. Diem), der in<br />
Der Palas-Sohn Diagram (a.d. Draperia) *1980 war ein gefragter Deckhengst bis zu Beginn der<br />
2000er Jahre. - The Palas son Diagram was a popular stallion until the early 2000s.<br />
Foto: G. Waiditschka<br />
2/<strong>2022</strong> - www.in-the-focus.com<br />
25<br />
den 1990er Jahren die Hengstlinie des<br />
Bairactar zurück nach Marbach brachte.<br />
Durch seinen Enkel Dschehim blühte sie<br />
wieder auf – ohne Holger Ismer und Pasat<br />
wäre das nicht möglich gewesen.<br />
Auch viele polnische Stuten bereicherten<br />
im Lauf der Jahre die Herde in Ströhen, von<br />
denen über ein Dutzend eigene Familien<br />
gründeten. An erster Stelle steht die 1992<br />
importierte Perfidia (Palas / Pentoda) aus<br />
der berühmten Janower „P“-Familie. Es gibt<br />
heute auch wieder eine „W“-Familie, die aber<br />
nicht auf Wiszkha zurückgeht, sondern auf<br />
die rein polnische Wameeda (Euben / Wabasca)<br />
aus dem Gestüt Ostenfelde.<br />
Mitte der 1980er Jahre gab es noch eine interessante<br />
Entwicklung im Hinblick auf alte<br />
„deutsche“ Linien. Als Tierpark-Leiter hatte<br />
Holger Ismer auch Verbindung zum Zoo<br />
Rostock in der damaligen DDR und konnte<br />
so einige rein polnische Stuten aus der<br />
Zucht des Zoos importieren. Eine von ihnen<br />
war Zyrafa (Abu Afas / Zygota), deren Stamm<br />
sich bis heute im Gestüt erhalten hat. Er ist<br />
aktuell vertreten durch IS Elanda (Altis / Eurasia<br />
(v. Pamour / Euca, die über Eunica auf<br />
Zyrafa zurückgeht)) und ihre Tochter IS Epalla<br />
(v. Pallaton K). IS Elandas Tochter IS Elasca<br />
wurde nach Großbritannien verkauft und ist<br />
dort National-Championesse.<br />
Die Familie der Shari I<br />
Doch was ist aus den alten deutschen<br />
Stammpferden geworden? Wiszkhas und<br />
Ruallas Familien sind erloschen, Inazzahs<br />
Blut findet sich nur noch indirekt durch einen<br />
Hengst in Herde.<br />
Doch es gab noch eine Stammstute, die bereits<br />
vor den Achentalern da war: die Marbacherin<br />
Shari I (Hadban Enzahi / Haita).<br />
Und das ist eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte.<br />
Ihr verdankt das Gestüt seine<br />
größten Erfolge und ein Ende ist noch lan-<br />
Zucht